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Physiotherapie in der Onkologie - Physio Austria

Physiotherapie in der Onkologie - Physio Austria

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FoTo: ST. ChrISToPhErS hoSPICE LoNdoN<br />

P.b.b. · Verlagspostamt 1060 Wien · 02Z031875 M · 6 Euro<br />

<strong>in</strong>form exklusiv<br />

Nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgabe für Mitglie<strong>der</strong><br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> enthalten:<br />

12 Seiten Berufspolitik, Tipps und<br />

Services für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

<strong>in</strong>form<br />

Zeitschrift von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, dem Bundesverband<br />

<strong>der</strong> <strong>Physio</strong>therapeutInnen Österreichs<br />

Nr. 5 · Dezember 2010<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

Mit dem steten Anstieg <strong>der</strong> Überlebens- und Heilungs chancen bei Krebserkrankungen<br />

steigt auch die Bedeutung <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Onkologie</strong>. Aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention nimmt die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> e<strong>in</strong>e<br />

immer wichtigere Rolle e<strong>in</strong>. »


Redcord ® (bekannt geworden unter<br />

dem Namen TerapiMaster) ist <strong>der</strong><br />

Marktführer für die Themen<br />

Neuromuskuläre Aktivierung<br />

(NEURAC ® ), Gelenkstabilisation<br />

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BEZAhLTE ANZEIgE


Impressum<br />

Medien<strong>in</strong>haber, Herausgeber<br />

und Redaktion<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, Bundesverband <strong>der</strong><br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen Österreichs<br />

L<strong>in</strong>ke Wienzeile 8/28, A-1060 Wien<br />

Tel. (01) 587 99 51-0, Fax dW-30<br />

www.physioaustria.at<br />

ZVr 511125857<br />

Geschäftsführung:<br />

Mag. Stefan Moritz, MSc,<br />

stefan.moritz@physioaustria.at<br />

Ressort Berufspolitik:<br />

Mag. Nicole Muzar, PT,<br />

nicole.muzar@physioaustria.at<br />

Ressort Berufspolitik-Mediz<strong>in</strong>recht:<br />

Mag. Agnes görny,<br />

agnes.goerny@physioaustria.at<br />

Ressort Bildung:<br />

Mag. Eva Eisl, Elisabeth Wilf<strong>in</strong>ger,<br />

bildungsreferat@physioaustria.at<br />

Ressort Adm<strong>in</strong>istration:<br />

Petra ritzal, <strong>in</strong>fo@physioaustria.at,<br />

Eva Maierhofer, office@physioaustria.at<br />

Bibliothek: donnerstag 15.00–18.00 h<br />

bibliothek@physioaustria.at<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Constance Schlegl, PT<br />

Telefon: (0699) 1587 99 59<br />

oeffentlichkeitsarbeit@physioaustria.at<br />

Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> f. d. extramuralen Bereich:<br />

Ute Eberl, MSc, PT<br />

Telefon: (0699) 12587326<br />

ute.eberl@physioaustria.at<br />

Redaktionsschluss: Beiträge, Inserate<br />

und bezahlte Anzeigen für das mit<br />

Monats beg<strong>in</strong>n er sche<strong>in</strong>ende <strong>in</strong>form<br />

müssen bis spätestens 5. des Vormonats<br />

im Verbandsbüro e<strong>in</strong>gelangt<br />

se<strong>in</strong>. Ist dieser Tag e<strong>in</strong> Samstag, Sonno<strong>der</strong><br />

Feiertag, so gilt <strong>der</strong> nächste darauf<br />

folgende Werktag.<br />

Weitere MitarbeiterInnen<br />

dieser Ausgabe:<br />

Jutta Bauer, PT; Johannes Bauer, MSc, PT<br />

Mag. Margit Eidenberger, PT<br />

gabriele Ernst, PT; günter Ernst,<br />

Valid hanuna, PT<br />

Peter Philip herd<strong>in</strong>, MSc, PT<br />

Christian Körner, PT<br />

Angela Nussbaumer, PT<br />

rudolf raschhofer, MSc, PT<br />

Verena Schmidt, PT; ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong>, PT<br />

Mag. Tamara N. Trenkler, PT<br />

Chefredakteur: otto havelka<br />

(rhIZoM Pr), Telefon (02230) 2791,<br />

Fax dW-27, E-Mail havelka@rhizom.at<br />

Gestaltung: Markus hörl,<br />

Julia Kerschbaumer, Andrea reynolds<br />

(<strong>in</strong>form exklusiv), www.designpraxis.at<br />

Fotos: helmut Wallner /<br />

© <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>, ausgenommen:<br />

wo geson<strong>der</strong>t angegeben<br />

Farbkorrektur und Retusche:<br />

helmut Wallner<br />

Druck: Schmidbauer gmbh<br />

Wiener Straße 103, 7400 oberwart<br />

Bezugspreise: E<strong>in</strong>zelheft: 6 Euro;<br />

Abo (5 Ausgaben/Jahr): 28 Euro<br />

(Inland), 48 Euro (Ausland).<br />

Storno: schriftlich 2 Monate vor<br />

Ablauf des Abos.<br />

Editorial<br />

Über physiotherapeutische<br />

Evidenz<br />

und Wun<strong>der</strong>heiler<br />

dass die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> onkologie e<strong>in</strong>e zunehmend gewichtigere rolle spielt, hat<br />

mehrere gründe. E<strong>in</strong>er davon ist e<strong>in</strong> re<strong>in</strong> statistischer: In e<strong>in</strong>er tendenziell älter werdenden<br />

Bevölkerung steigt das risiko <strong>der</strong> Menschen, an Krebs zu erkranken. dank <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Weiterentwicklungen von Behandlungsmethoden und Frühwarn systemen<br />

steigen aber gleichzeitig die Chancen <strong>der</strong> Betroffenen auf heilung o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

deutliche Lebensverlängerung.<br />

die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> stellt nicht den Anspruch, e<strong>in</strong>e Behandlungsmethode von<br />

Krebserkrankungen im S<strong>in</strong>ne des Überlebens zu se<strong>in</strong>. Sie ist allerd<strong>in</strong>gs, und das ist<br />

durch zahlreiche Evidenzen abgesichert, e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vor- und<br />

Nach sorge. das Spektrum reicht dabei von Vermeidung von Brust- o<strong>der</strong> darmkrebs<br />

über Bewegungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nach operativen E<strong>in</strong>griffen o<strong>der</strong> zur Behandlung des Fatigue-<br />

Syndroms bis schließlich zur Erhaltung körperlicher Funktionen und Aktivitäten im<br />

rahmen <strong>der</strong> Palliativ-Betreuung.<br />

Evidenz ist e<strong>in</strong> wesentliches Kriterium <strong>der</strong> PatientInnensicherheit. denn evidenzbasiertes<br />

Wissen gibt es nur dort, wo umfassend ausgebildete SpezialistInnen seriös und<br />

nach strengen kontrollierbaren Kriterien wissenschaftlich arbeiten.<br />

das ist gerade <strong>in</strong> jenen Bereichen wichtig, wo sich gerne selbsternannte gurus und<br />

Wun<strong>der</strong> heilerInnen tummeln und e<strong>in</strong> gefährliches Spiel mit Verunsicherungen und Ängsten<br />

von PatientInnen treiben. Speziell dort, wo die „ohnmacht <strong>der</strong> PatientInnen“ beson<strong>der</strong>s<br />

groß ist, weil sie ihr Leben und Wohlbef<strong>in</strong>den ausschließlich <strong>in</strong> den händen an<strong>der</strong>er<br />

wähnen, bietet sich e<strong>in</strong> guter Nährboden für allerlei Woodoo-Zauber. den betroffenen<br />

PatientInnen ist schwerlich vorzuwerfen, dass sie <strong>in</strong> ihrer Verzweiflung „Alles“ versuchen.<br />

Evidenz ist daher auch e<strong>in</strong>e entscheidende grundlage, solch gesundheits- und<br />

lebensgefährdendes Unwesen zu unterb<strong>in</strong>den. denn sie versorgt auch gesetzgeber und<br />

Justiz mit jenen Informationen, auf <strong>der</strong>en Basis regelungen zum Schutz <strong>der</strong> PatientInnen<br />

getroffen werden.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne darf <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> zum Jahresende e<strong>in</strong>en weiteren Erfolg verbuchen: In<br />

e<strong>in</strong>em gerichtsurteil letzter Instanz wurde festgestellt, dass Therapien zur Korrektur des<br />

ersten halswirbels e<strong>in</strong>e physiotherapeutische Ausbildung und Befugnis zur Berufsausübung<br />

laut MTd-gesetz o<strong>der</strong> als ÄrztIn erfor<strong>der</strong>n (siehe auch Bericht Seite 30, bzw. Urteil<br />

Seite 31).<br />

Im Namern von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> und <strong>der</strong> Redaktion des „<strong>in</strong>form“ wünsche ich allen<br />

KollegInnen und LeserInnen e<strong>in</strong> frohes Weihnachtsfest und e<strong>in</strong>en guten Rutsch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> erfolgreiches Jahr 2011.<br />

Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed., PT<br />

Präsident<strong>in</strong><br />

Lebens �ualitä�<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 3


Inhalt<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

Schwerpunktthema<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> onkologie<br />

Für Krebs patientInnen geht es nicht bloß ums Überleben 5<br />

Behandlung von Frauen nach Mammakarz<strong>in</strong>om<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> begleitet Patient<strong>in</strong>nen oft jahrelang 7<br />

reportage: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit TumorpatientInnen<br />

Metastase [griech.: Umstellung, Verän<strong>der</strong>ung] 10<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit palliativ-onkologischen PatientInnen<br />

Reden wir über das Leben 12<br />

Die <strong>Physio</strong> therapie als e<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Hoffnung 14<br />

Interview: Praktikumsanleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> onkologie<br />

Spielerischer Zugang erleichtert den Kontakt 15<br />

PT <strong>in</strong>tramural<br />

AKH L<strong>in</strong>z: Therapie muss alltags tauglich se<strong>in</strong> 17<br />

„Plegie, die l<strong>in</strong>ke Seite tut nix“ 20<br />

Interview: Prim. dr. rüdiger Kisl<strong>in</strong>g<br />

Ich lasse mich leiten 21<br />

Bildung<br />

1. <strong>in</strong>ternationale NoI Konferenz<br />

Die gesunde Vorstellung von sich selbst 22<br />

AgA Kongress<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> bei arthroskopischen E<strong>in</strong>griffen 23<br />

Manuelle Therapie<br />

Spezifisch behandeln 23<br />

Spr<strong>in</strong>ger Lexikon <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> 24<br />

Fachtagung: „Lebensqualität am Lebensende –<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> End of Life Care“ 25<br />

Rheumatag und Osteoporosetag im Wiener Rathaus 25<br />

Gesundheitspolitik<br />

Qualitätsstrategie für das gesundheitswesen<br />

Bestmögliche Behandlung für alle 26<br />

hohe Kosten bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>therapien<br />

Alle Jahre wie<strong>der</strong> die gleiche Bescherung 27<br />

Berufspolitik<br />

1. MTd-Forum<br />

Vieles bleibt noch ungelöst 28<br />

NÖ Pflegeheime<br />

NÖ will <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> Landes-Pflegeheimen streichen 29<br />

Berufspolitik<br />

„Atlasprofilax-Methode“<br />

Mehr Sicherheit für PatientInnen 30<br />

Im Namen <strong>der</strong> Republik 31<br />

Porträt: dorothea hasl<strong>in</strong>ger<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Welt als die Praxisliege 32<br />

Vorarlberger Kam<strong>in</strong>gespräch<br />

Wohl tuendes Knistern im Verhältnis ÄrztInnen –<br />

<strong>Physio</strong>thera peu tInnen 34<br />

Tag <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> 2010<br />

Früh erkennung von Morbus Bechterew 35<br />

International<br />

Master-Studien für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

Andrang zu physiothera peutischer Wissenschaft 36<br />

Laut Statistik <strong>Austria</strong> erkranken jährlich<br />

rund 36.000 Österreicher Innen<br />

an Krebs. Die häufigsten Krebserkrankungen<br />

s<strong>in</strong>d bei Frauen Brustkrebs<br />

und bei Männern Prostatakrebs<br />

(siehe Grafik). Nach herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen ist Krebs die zweithäufigste<br />

Todesursache <strong>in</strong> Österreich. Allerd<strong>in</strong>gs nimmt<br />

die Sterblichkeitsrate <strong>in</strong> <strong>der</strong> relation zur<br />

Anzahl <strong>der</strong> Erkrankungen kont<strong>in</strong>uierlich ab.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher grund dafür s<strong>in</strong>d zweifellos<br />

die Screen<strong>in</strong>gs vor allem bei den beiden<br />

häufigsten Krebsformen. Mit <strong>der</strong> Früherkennung<br />

steigen auch die heilungschancen.<br />

Und mit den heilungschancen steigt <strong>der</strong><br />

Therapiebedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachsorge, während<br />

<strong>der</strong> Akuttherapie und auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorsorge.<br />

Längst geht es <strong>in</strong> <strong>der</strong> onkologie nicht bloß<br />

darum, dass die PatientInnen überleben,<br />

son<strong>der</strong>n auch darum, wie sie überleben.<br />

In <strong>der</strong> Nachsorge tut sich für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

das ganze Behandlungsspektrum <strong>der</strong><br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> auf – und noch e<strong>in</strong> bisschen<br />

mehr: Von orthopädie über Neurologie bis<br />

zu Palliative Care ist hier alles vertreten.<br />

Bewegung trotz Lymphödem, Atemtherapie<br />

nach Lungenoperationen, Vermeiden von<br />

Fehlhaltungen nach diversen E<strong>in</strong>griffen, usw.<br />

Die häufigsten Tumorerkrankungen<br />

nach Geschlecht (2008)<br />

100% 18.306 Männer<br />

20%<br />

24% Prostata 4%<br />

15% Lunge<br />

4%<br />

13% darm<br />

4%<br />

7% Blutbildendes<br />

System<br />

4%<br />

6% harnblase<br />

6%<br />

4% Magen<br />

4% Niere<br />

4% hals-Kopf<br />

4% Bauchspeicheldrüse<br />

20% An<strong>der</strong>e Tumore<br />

7%<br />

13%<br />

QUELLE: STATISTIK AUSTrIA, ÖSTErrEIChISChES KrEBSrEgISTEr (STANd 08.09.2010).<br />

rUNdUNgSdIFFErENZEN NIChT AUSgEgLIChEN. ErSTELLT AM: 15.10.2010<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 4<br />

24%<br />

15%<br />

FoTo: ©ISToCKPhoTo.CoM / MIKESPICS


Für KrebspatientInnen<br />

geht es nicht<br />

bloß ums<br />

Überleben<br />

Beim Stichwort „Krebs“ denken die meisten Menschen<br />

wohl eher an Chemo­ als an <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>.<br />

Dennoch gew<strong>in</strong>nt die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Onkologie</strong> zunehmend an Bedeutung. Mit e<strong>in</strong><br />

Grund dafür ist das sich än<strong>der</strong>nde Bild von Krebserkrankungen:<br />

Aus dem „Kampf um Leben und<br />

Tod“ wird zunehmend e<strong>in</strong> „Leben mit dem Krebs“.<br />

100% 16.562 Frauen<br />

28% Brust<br />

12% darm<br />

9% Lunge<br />

7% gebärmutter<br />

7% Blutbildendes<br />

System<br />

4% Bauchspeicheldrüse<br />

4% Eierstock<br />

4% Schilddrüse<br />

3% Magen<br />

21% An<strong>der</strong>e Tumore<br />

3%<br />

4%<br />

21%<br />

4%<br />

4%<br />

7%<br />

7%<br />

Schwerpunktthema <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

9%<br />

28%<br />

12%<br />

Und dazu kommen als Spezifikationen die<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> vorangegangenen<br />

Akuttherapie bzw. ihrer physischen und psychischen<br />

Auswirkungen auf die PatientInnen.<br />

Angepasstes Bewegungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g hat sich<br />

nicht nur bei <strong>der</strong> Behandlung des Fatigue-<br />

Syndroms (Erschöpfungszustände, unter<br />

denen viele KrebspatientInnen noch lange<br />

nach <strong>der</strong> Akuttherapie leiden) bewährt, son<strong>der</strong>n<br />

hat auch e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

psychische Situation <strong>der</strong> KrebspatientInnen.<br />

Auf etlichen onkologischen Stationen ist e<strong>in</strong><br />

physiotherapeutisches Angebot bereits Standard.<br />

Im AKh <strong>in</strong> Wien zum Beispiel werden<br />

am Lebens �n��<br />

für Frauen nach Brustoperationen physiotherapeutische<br />

Übungsstunden affichiert.<br />

das Thema „Sport nach Krebs“ (<strong>in</strong>kl.<br />

Belastungsgrenzen, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsumfang, usw.)<br />

ist längst ke<strong>in</strong>e ran<strong>der</strong>sche<strong>in</strong>ung mehr.<br />

In deutschland ist „rehabilitationssport“<br />

nach <strong>der</strong> diagnose Krebs sogar auf rezept<br />

erhältlich.<br />

Platz für breite diskussionen bietet das<br />

Thema „Sport während <strong>der</strong> Akuttherapie“.<br />

Bereits vor 20 Jahren belegte e<strong>in</strong>e Studie <strong>der</strong><br />

Universität Freiburg die positiven Auswirkungen<br />

sportlicher Betätigung auch während<br />

e<strong>in</strong>er hochdosis-Chemotherapie: »<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Fachtagung<br />

<strong>Physio</strong>therapy <strong>in</strong> End-of-life care<br />

Alte Universität Graz<br />

6. 7. �ai 2011<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 5


die Betroffenen tra<strong>in</strong>ierten z.B. täglich 30<br />

M<strong>in</strong>uten an e<strong>in</strong>em speziellen „Bettfahrrad“,<br />

reduzierten damit „Fatigue“-Symptome<br />

und verbesserten ihr psychisches Bef<strong>in</strong>den<br />

(Abbau von Ängsten).<br />

Letztlich ist körperliche Betätigung für<br />

Patient Innen <strong>in</strong> dieser Phase immer<br />

die Frage e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuell erstellten<br />

Programms, das z.B. auf chemotherapiebed<strong>in</strong>gte<br />

Blutbildverän<strong>der</strong>ungen,<br />

gesteigerte Infektionsgefahren, höhere<br />

Empf<strong>in</strong>dlichkeit von hautstellen (Sonne,<br />

Schweiß), höhere Bruchgefahr von<br />

Knochen und vieles mehr rücksicht<br />

nehmen muss.<br />

Wissenschaftlich nicht gesichert ist, ob e<strong>in</strong><br />

gezieltes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g das risiko von rückfällen<br />

reduziert. Belegt ist allerd<strong>in</strong>gs, dass<br />

Menschen, die körperlich aktiv s<strong>in</strong>d, seltener<br />

an darm- o<strong>der</strong> Brustkrebs erkranken.<br />

Insgesamt könnten die Themen „Sport bei<br />

Krebs“ und „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> onkologie“<br />

schon 2011 zusätzlich an Aktualität<br />

gew<strong>in</strong>nen. die Österreichische Krebshilfe, die<br />

heuer ihr 100-jähriges Bestehen feiert, will<br />

„Bewegung und Sport“ im kommenden Jahr<br />

zu ihrem Schwerpunktthema machen.<br />

otto havelka<br />

Schwerpunktthema <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

Diplomarbeiten<br />

zum Thema<br />

„<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Onkologie</strong>“<br />

Folgende Diplomarbeiten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothek von<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> verfügbar.<br />

Saskia draxler: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> nach<br />

Mammakarz<strong>in</strong>om, Steyr, 2005.<br />

Sandra Mirtler: Brustkrebsnachversorgung,<br />

St. Pölten, 2007.<br />

N<strong>in</strong>a Könighofer: Leben mit Brustkrebs<br />

– Strukturen haben ke<strong>in</strong>e Emotionen,<br />

AKh Wien, 2004.<br />

Susanne Wehrl: Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

zur Senkung des Östrogenspiegels<br />

als Tertiärprävention für Patient<strong>in</strong>nen<br />

nach Mammaoperation o<strong>der</strong><br />

Mamma amputation, mit beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Vermeidung des<br />

Armlymphödems, KFJ Wien, 2003.<br />

romana Ka<strong>in</strong>: Körperentfremdung bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mit Krebs AKh Wien, 2003.<br />

FoTo: ST. ChrISToPhErS hoSPICE LoNdoN<br />

Das Mammakarz<strong>in</strong>om ist die<br />

häufigste Krebserkrankung <strong>der</strong><br />

Frau, 2008 erkrankten daran<br />

<strong>in</strong> Österreich 4570 Frauen,<br />

das waren 28 Prozent aller<br />

Malignome bei Frauen 1 . Endogene<br />

(genetische Disposition,<br />

Menstruationszeitraum, …) und<br />

exogene (Ernährung, Hormonersatztherapie,<br />

…) Faktoren spie len<br />

dabei e<strong>in</strong>e Rolle. In <strong>der</strong> Nachbehandlung<br />

kommt <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

große Bedeutung zu.<br />

Jede Frau sollte durch Selbstuntersuchung<br />

(kurz nach <strong>der</strong> Periode)<br />

und regelmäßige Mammographie<br />

(mit 35 Jahren Basisuntersuchung,<br />

ab 40 Jahren circa alle 1,5 Jahre)<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag zur sekundären Prävention<br />

leisten. die primäre Prävention<br />

kann aktiv durch den Lebensstil bee<strong>in</strong>flusst<br />

werden. Neuere Studien beschäftigen sich<br />

mit dem protektiven E<strong>in</strong>fluss von Sport auf<br />

Tumorentstehung und Tumorwachstum<br />

– das risiko kann hier deutlich reduziert<br />

werden. 3 die American Cancer Society gibt<br />

Empfehlungen, wie durch körperliche Aktivität<br />

und Ernährung auf das Brustkrebsrisiko<br />

E<strong>in</strong>fluss genommen werden kann. 4<br />

E<strong>in</strong>e operation erfolgt basierend auf dem<br />

TNM (Tumor, Lymphknotenstatus, Metastasierung)<br />

Stadium. heute können circa<br />

zwei drittel aller operationen brusterhaltend<br />

durchgeführt werden, darauf folgen<br />

Bestrahlung und/o<strong>der</strong> Chemotherapie, oft<br />

auch e<strong>in</strong>e lang andauernde hormontherapie.<br />

Mit <strong>der</strong> SLNB - Sent<strong>in</strong>el Lymph Node<br />

Biopsy werden die dem Tumor nächst gelegenen<br />

Knoten dargestellt, im Falle e<strong>in</strong>es<br />

negativen Befundes müssen ke<strong>in</strong>e weiteren<br />

mehr entfernt werden. 5 die Inzidenz an<br />

Armlymphödemen ist daher rückläufig,<br />

dafür kommt es häufiger (u.a. auch wegen<br />

<strong>der</strong> Bestrahlung) zu Lymphödemen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

restlichen Brust.<br />

Zur rekonstruktion <strong>der</strong> Brust werden plastische<br />

operationen, wie z.B. <strong>der</strong> TrAM (M.<br />

transversus abdom<strong>in</strong>is) Flap o<strong>der</strong> <strong>der</strong> dIEP<br />

(deep <strong>in</strong>ferior epigastric) Flap angewandt.<br />

die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> beg<strong>in</strong>nt schon kurz<br />

nach <strong>der</strong> operation und begleitet die Patient<strong>in</strong><br />

vom Akutkrankenhaus <strong>in</strong> die rehabilitation<br />

und im Falle e<strong>in</strong>es Lymphödems<br />

oft jahrelang. Interdiszipl<strong>in</strong>är treffen sich<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 6


Schwerpunktthema Behandlung von Frauen nach Mammakarz<strong>in</strong>om<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> begleitet<br />

Patient<strong>in</strong>nen oft jahrelang<br />

hier (abgesehen vom ärztlichen Bereich)<br />

die Aufgabengebiete von <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>,<br />

diätologInnen, MasseurInnen, Bandagist-<br />

Innen und PsychologInnen; im englischsprachigen<br />

raum hat sich die sog. „breast<br />

care nurse“ auf die Nachbehandlung dieser<br />

Frauen spezialisiert, auch Kosmetiker<strong>in</strong>nen<br />

und Visagisten tragen ihren Teil mit speziellen<br />

Schm<strong>in</strong>ktechniken o<strong>der</strong> Vorschlägen<br />

zur Kopfbedeckung bei.<br />

Beim Befund ist neben den allgeme<strong>in</strong>en<br />

daten vor allem Wert auf Folgebehandlungen<br />

zu legen und <strong>der</strong>en Implikationen für<br />

die Therapie bzw. Verhaltensmaßregeln<br />

für die Patient<strong>in</strong> (z.B. ke<strong>in</strong>e dehnenden<br />

Maßnahmen o<strong>der</strong> Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />

sowie spezielle hautpflege während <strong>der</strong><br />

Bestrahlung).<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Chemotherapie<br />

mit E<strong>in</strong>fluss auf die Therapie können<br />

z.B. schlechte Belastbarkeit des herz-<br />

Kreislauf-Systems, das Fatigue Syndrom<br />

(reduzierte Leistungsfähigkeit, Kraftlosigkeit,<br />

vermehrtes ruhe- und Schlafbedürfnis,<br />

Motivations verlust, Traurigkeit,<br />

Angst und Konzentrationsstörungen) o<strong>der</strong><br />

obstipation se<strong>in</strong>. Schon e<strong>in</strong>fache Alltagstätigkeiten<br />

führen beim Fatigue Syndrom<br />

zu Erschöpfungszuständen. Ursachen s<strong>in</strong>d<br />

z.B. Anämie, Knochenmarkstoxizität o<strong>der</strong><br />

fortschreitendes Tumorwachstum. Weitere<br />

beachtenswerte Punkte beim Befund<br />

s<strong>in</strong>d Metastasenstatus (Kontra<strong>in</strong>dikation<br />

von Stretch und Kompression), Schultergelenksbeweglichkeit<br />

(<strong>der</strong> humerus steht<br />

häufig zu weit ventral und cranial), Serom,<br />

Muskulatur, geigensaiten (häufigkeit<br />

0,15%- 6%-48% 6 , diese s<strong>in</strong>d fibrosierende,<br />

thrombosierte Lymphbahnen, die meistens<br />

e<strong>in</strong>e Woche bis drei Monate postoperativ<br />

auftreten, sie beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Beweglichkeit<br />

<strong>in</strong> Flex/ABd/Ar), die haltung und e<strong>in</strong><br />

eventuelles Lymphödem, um nur e<strong>in</strong>ige zu<br />

nennen. Auch die Psyche <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> ist<br />

bed<strong>in</strong>gt durch die Schwere <strong>der</strong> Erkrankung<br />

und <strong>der</strong> jeweiligen Cop<strong>in</strong>g Strategie <strong>der</strong><br />

Frau <strong>in</strong> Betracht zu ziehen. Als standardisierte<br />

Assessments s<strong>in</strong>d z.B. <strong>der</strong> Quick<br />

dash, <strong>der</strong> Short-Form Mcgill Pa<strong>in</strong><br />

Question naire, die Fatigue Severity Scale<br />

und <strong>der</strong> Body Image After Breast Cancer<br />

Questionnaire zu empfehlen.<br />

Bereits am Tag <strong>der</strong> operation o<strong>der</strong> am ersten<br />

postoperativen Tag kann die <strong>Physio</strong>the-<br />

Inzidenz und Mortalität von Mammakarz<strong>in</strong>om <strong>in</strong> Westeuropa<br />

Österreich 1.637 | 4.635<br />

Belgien<br />

Frankreich<br />

deutschland<br />

Luxemburg<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Schweiz<br />

75 | 282<br />

2.712 | 7.426<br />

3.767 | 10.447<br />

1.404 | 4.954<br />

rapie mit Thromboseprophylaxe, Atemtherapie,<br />

Lagerung und Bewegung <strong>der</strong> distalen<br />

gelenke <strong>der</strong> oberen Extremität e<strong>in</strong>setzen.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> viel diskutierten Schultergelenksbeweglichkeit<br />

wird auf Studien<br />

jüngeren datums verwiesen, die gezeigt<br />

haben, dass e<strong>in</strong>e zu frühe bzw. zu <strong>in</strong>tensive<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gelenksbeweglichkeit unerwünschte<br />

Folgen, wie höhere Inzidenz an<br />

Seromen und Lymphödemen haben kann.<br />

Beurskens et al untersuchten die Effizienz<br />

von <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> nach Brustoperation<br />

und ALNd (axillary lymph node dissection)<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er randomisierten, kontrollierten<br />

Studie (n = 30) und berichten von e<strong>in</strong>er<br />

signifikanten Verbesserung <strong>der</strong> Parameter<br />

Schultergelenksbeweglichkeit, Schmerz<br />

und QoL <strong>der</strong> Therapiegruppe. 7 Lauridsen<br />

et al konnten ähnliche Ergebnisse für die<br />

Schulter (n = 139) zeigen, Subgruppen<br />

demonstrieren hier den E<strong>in</strong>fluss von<br />

operationsart und Bestrahlung (Breast<br />

Conserv<strong>in</strong>g Therapy- vs Modified radical<br />

Mastectomy -/+ radiation Therapy). die<br />

Therapie zeigte gleiche Ergebnisse, egal<br />

ob sechs Wochen postoperativ o<strong>der</strong> sechs<br />

Monate postoperativ mit <strong>der</strong> Behandlung<br />

begonnen wurde. dies m<strong>in</strong><strong>der</strong>t Befürchtungen,<br />

dass e<strong>in</strong>e Schulter bewegungse<strong>in</strong>geschränkt<br />

bleibt, wenn nicht sofort<br />

weitläufig mobilisiert wird. 8<br />

Verzögert e<strong>in</strong>gesetzte Therapie (5. Tag) bewirkt<br />

laut Conclusio des Systematic review<br />

11.643 | 41.957<br />

17.994 | 55.689<br />

Abb. 1<br />

von Shamley et al 2005 (n = 207) e<strong>in</strong> signifikant<br />

reduziertes Auftreten von Seromen 9 ,<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie von Todd et al (n = 116)<br />

wird e<strong>in</strong>e volle Mobilisation erst nach e<strong>in</strong>er<br />

Woche empfohlen, da im an<strong>der</strong>en Fall<br />

die Inzidenz für Lymphödeme signifikant<br />

anstieg. 10 Früher Beg<strong>in</strong>n (1. postoperativer<br />

Tag, ab 3. Tag bis 90°Flex/ABd) zeigt nach<br />

Bendz/Fagevik e<strong>in</strong>en signifikanten Unterschied<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beweglichkeit im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe, die zwei Wochen später<br />

begann. 11<br />

die detonisierung <strong>der</strong> oft hypertonen<br />

Muskulatur (M pectoralis major und m<strong>in</strong>or,<br />

M subscapularis, M trapezius, Mm scaleni)<br />

kann mit verschiedenen Weichteiltechniken<br />

z.B. aus dem FBL o<strong>der</strong> Brügger Konzept<br />

erreicht werden (siehe Abbildung 2), feste<br />

Massagegriffe s<strong>in</strong>d wegen <strong>der</strong> Ödemgefahr<br />

am zugehörigen rumpfquadranten<br />

kontra<strong>in</strong>diziert.<br />

Für die Seromprophylaxe empfiehlt sich<br />

von Seiten <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> Vorsicht <strong>in</strong><br />

Bezug auf Wi<strong>der</strong>stand und E<strong>in</strong>satzes des<br />

Armes im Alltag.<br />

die geigensaitenbehandlung sollte<br />

erst nach <strong>der</strong> Wundheilung erfolgen. 12<br />

druck mit dem daumen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Axilla,<br />

Quer dehnung bzw. Stretch am medialen<br />

oberarm mit acht F<strong>in</strong>gern bieten sich dafür<br />

an. 13 Josenhans behandelt den Strang <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er ganzen Länge mittels Anhakgriffen<br />

und hautverschiebetechnik (n =123). »<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 7


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Schmerzreduktion und Muskelstimulation -<br />

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<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 8<br />

BEZAhLTE ANZEIgE<br />

BEZAhLTE ANZEIgE


Abb. 2 Detonisierung Subscapularis<br />

Als Kontra<strong>in</strong>dikation gelten Lymphödem,<br />

Bestrahlung und Metastasen. 14<br />

Für die haltungsschulung können<br />

Übungen aus dem FBL Konzept und<br />

E<strong>in</strong>satz leichter geräte (gelbes Theraband,<br />

overball,…) herangezogen werden. diese<br />

Übungen eignen sich auch bestens für das<br />

heimprogramm <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>, das auch<br />

Verhaltensmaßregeln zur Ödemprophylaxe<br />

umfassen sollte. Wenn es bereits zum<br />

Ödem gekommen ist muss zur KPE, <strong>der</strong><br />

Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie<br />

gegriffen werden, <strong>der</strong>en Effizienz<br />

z.B. von devoogdt beschrieben wurde. 15<br />

das K<strong>in</strong>esiotap<strong>in</strong>g kann hier unterstützend<br />

wirken.<br />

E<strong>in</strong>en wichtigen Punkt stellt auch noch die<br />

Beachtung <strong>der</strong> Entspannung und Körperwahrnehmung<br />

bzw. <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es<br />

neuen Körperbildes dar. gute Erfahrungen<br />

wurden hier gemacht mit Übungen aus<br />

den Bereichen Feldenkrais und Yoga sowie<br />

Phantasiereisen 16 .<br />

Leichtes Konditions- bzw. Ausdauer tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ist gegen tumorbed<strong>in</strong>gtes Fatigue Syndrom 17<br />

geeignet. drou<strong>in</strong> et al zeigten <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang (20-45 m<strong>in</strong> walken; 3-5x/<br />

Woche; n =20) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übungsgruppe e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung <strong>der</strong> Erythrozytenkonzen tration 18 ,<br />

Fairey et al fanden nach Aus dauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(15 Wochen, 3x/Woche, n = 53) e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung <strong>der</strong> „natural killer cell cytotoxic<br />

Schwerpunktthema Behandlung von Frauen nach Mammakarz<strong>in</strong>om<br />

FoTo: EIdENBErgEr<br />

activity“ (Lymphozyten, die Prote<strong>in</strong>e ausschütten,<br />

die die Tumorzelle zur Apoptose<br />

br<strong>in</strong>gen) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übungsgruppe. 19<br />

Tra<strong>in</strong>iert wird im Bereich allgeme<strong>in</strong>e Ausdauer<br />

mit 40-60 Prozent <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Leistungsfähigkeit<br />

im Intervallsystem (Laufband,<br />

Fahrra<strong>der</strong>gometer, Walk<strong>in</strong>g, Bettfahrrad).<br />

Bauernfe<strong>in</strong>d/Thommsen empfehlen 3-5<br />

Stunden „mäßiges“ Walk<strong>in</strong>g bzw. Spazierengehen<br />

pro Woche mit 4 bis 5km/h 20 .<br />

Bailey empfiehlt Aktivitäten großer Muskelgruppen<br />

als Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g. die Intensität<br />

sollte für die Patienten im rahmen von<br />

rPE (rat<strong>in</strong>g of perceived exertion) 9-12(20)<br />

liegen und 3-5x/Woche mit 1-2 Übungssequenzen/Tag<br />

durchgeführt werden. die<br />

dauer beg<strong>in</strong>nt bei 5 M<strong>in</strong>uten/Sequenz, mit<br />

allmählicher Steigerung bis auf 60 M<strong>in</strong>uten,<br />

wenn es toleriert wird. Komb<strong>in</strong>iert wird<br />

dies mit Krafttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g: z.b. mit dem Theraband<br />

1x10 Wie<strong>der</strong>holungen für die obere<br />

Extremität (Flexion, Extension, ABd) und<br />

den rumpf (Latissimus dorsi) mit geplanter<br />

Steigerung auf 3x10 Wie<strong>der</strong>holungen. <strong>der</strong><br />

Autor betont den Beg<strong>in</strong>n auf äußerst niedrigem,<br />

den PatientInnen nach entsprechendem<br />

Test angepassten Niveau. 21<br />

E<strong>in</strong>e neue Multi Center Studie (n = 141)<br />

konnte ke<strong>in</strong>e Verschlechterung des<br />

Armlymphödems nach Krafttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

<strong>der</strong> oberen Extremität bei Frauen nach<br />

Brustoperation im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

feststellen, die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgruppe<br />

hatte Verbesserungen <strong>der</strong> Muskelkraft,<br />

es gab ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede<br />

zwischen den beiden gruppen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Anzahl von Armschwellungen. 22<br />

Als Sportart kann den Patient<strong>in</strong>nen<br />

Nordic Walk<strong>in</strong>g ans herz gelegt werden.<br />

dies führt bei entsprechen<strong>der</strong> Technik<br />

zu e<strong>in</strong>er Anregung <strong>der</strong> Muskelpumpe des<br />

Armes, zur dehnung von Narben und<br />

Strahlenfibrose im Bereich Brust und<br />

Axilla, zur Verbesserung <strong>der</strong> Beweglichkeit<br />

im Schultergelenk, ACg und SCg<br />

und bewirkt e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Ausdauer. Über die beschleunigte<br />

Atmung ist außerdem e<strong>in</strong> erhöhter<br />

rückfluss über den ductus thoracicus <strong>in</strong><br />

den Venenw<strong>in</strong>kel zu erwarten. Vermieden<br />

werden sollten Sportarten, die e<strong>in</strong>e<br />

übermäßige Beanspruchung des Armes<br />

bedeuten würden.<br />

Zusammenfassend kann gesagt<br />

werden, dass die Behandlung von<br />

FoTo: EIdENBErgEr<br />

Abb. 3 Pectoralisdehnung<br />

Mammakarz<strong>in</strong>om patient<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e<br />

spannende und dankbare Aufgabe ist,<br />

bei <strong>der</strong> sich viele verschiedene Techniken<br />

und Skills komb<strong>in</strong>ieren lassen, die<br />

den TherapeutInnen durch die onkologische<br />

Komponente und die manchmal<br />

bedrückenden Begleitumstände allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch psychisch viel abfor<strong>der</strong>n.<br />

Mag. Margit Eidenberger, PT<br />

Literatur bei <strong>der</strong> Verfasser<strong>in</strong><br />

1 Quelle: Statistik <strong>Austria</strong><br />

2 gLoBoCAN 2002 presents estimates for the year<br />

2002. however, although the populations of the<br />

different countries are those estimated for the<br />

middle of 2002, the disease rates are not those<br />

for the year 2002, but from the most recent data<br />

available, generally 2-5 years earlier.<br />

3 siehe deimel et al 2007 und auch Kruk 2007 bzw<br />

Suzuki et al 2008<br />

4 Kushi et al 2006<br />

5 siehe dazu Kühn et al 2003<br />

6 gültig/W<strong>in</strong>ter 2010 bzw Moskovitz 2001 bzw<br />

Lacomba 2009<br />

7 Beurskens et al 2007<br />

8 Lauridsen et al 2005<br />

9 Shamley et al 2005<br />

10 Todd et al 2008<br />

11 Bendz/Fagevik 2002<br />

12 siehe dazu gültig/W<strong>in</strong>ter 2010: empfohlen werden<br />

MLd und milde Kompression <strong>in</strong> den ersten 3<br />

Wochen,<br />

13 Koehler zit. nach Zuther 2009<br />

14 Josenhans 2007<br />

15 devoogdt et al 2010<br />

16 siehe dazu Ehrlich 2004: Phantasiereise Nr 22 bzw<br />

Nr 30<br />

17 Mock et al 2002; siehe dazu nähere Angaben<br />

unter: Portenoy/Itri 1999<br />

18 drou<strong>in</strong> et al 2006<br />

19 Fairey et al 2006<br />

20 siehe Bauernfe<strong>in</strong>d/Thomssen 2009<br />

21 Bailey 2009: 233ff<br />

22 Schmitz et al 2009<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 9


Maga . Tamara<br />

PrIVAT<br />

N. Trenkler, PT FoTo:<br />

Michaels Tumor begann vor 28 Jahren<br />

an <strong>der</strong> Intima se<strong>in</strong>er rechten<br />

Carotis zu wachsen. Inoperabel aufgrund<br />

<strong>der</strong> Lokalisation. Chemotherapie<br />

konnte ihn damals „heilen“.<br />

die vor e<strong>in</strong> paar Monaten aufgetretenen<br />

rückenschmerzen und das zunehmende<br />

h<strong>in</strong>ken wurden mit Infiltrationen und<br />

Massagen behandelt. Bis Michael e<strong>in</strong>es<br />

Tages nicht mehr aufstehen konnte. „Kompletter<br />

Querschnitt“ lautetet die diagnose,<br />

e<strong>in</strong>e Metastase im rückenmark hatte die<br />

Nerven verb<strong>in</strong>dungen unterbrochen. Weitere<br />

Metastasen wurden <strong>in</strong> Knochen, Leber,<br />

Lunge und gehirn entdeckt. die Chemotherapie<br />

bee<strong>in</strong>flusste die Metastasen nicht,<br />

sie wurden nicht kle<strong>in</strong>er, sie wuchsen und<br />

vermehrten sich. die Kraft und Energie von<br />

Michael konnte nicht mehr wachsen.<br />

Me<strong>in</strong>en ersten gedanken „was mache<br />

ich nur hier …“ Frau Siegler gegenüber<br />

auszusprechen, getraue ich mich nicht. Ich<br />

betrachte das grau, fühle das grau und<br />

beg<strong>in</strong>ne mit Michael zu üben, e<strong>in</strong> viertelvolles<br />

Wasserglas zu halten und zum Mund<br />

zu führen. Nach sechs Wochen reicht<br />

die Armkraft aus, um ans selbstständige<br />

Aufsetzen zu denken. Wir beten alle drei<br />

den Bewegungsablauf, <strong>der</strong> automatisch<br />

passieren soll, schon im Schlaf vor uns<br />

h<strong>in</strong>: „de<strong>in</strong>e Frau stellt dir die Be<strong>in</strong>e auf, du<br />

drehst dich auf die Seite, de<strong>in</strong>e Frau schiebt<br />

de<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e …“. Zweimal die Woche.<br />

die Krankenkasse will die Therapien nicht<br />

mehr bezahlen. die langen gespräche<br />

abzugelten, dar<strong>in</strong> sieht <strong>der</strong> Krankenversicherungsträger<br />

ohnedies ke<strong>in</strong>e<br />

Notwendigkeit. Frau Siegler, mittlerweile<br />

Maria, möchte wissen, ob die Metastasen<br />

weiterwachsen werden. Ich weiß es nicht.<br />

Lügen wäre fehl am Platz. Wir lernen jetzt<br />

„aufsetzen“, etwas an<strong>der</strong>es zählt nicht.<br />

Schwerpunktthema Reportage: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit TumorpatientInnen<br />

Metastase<br />

[griech.: Umstellung, Verän<strong>der</strong>ung]<br />

Grau: Das Zimmer, die Haut von Michael, se<strong>in</strong>e Haare, se<strong>in</strong>e Stimme,<br />

die ganze Atmosphäre. Damals war Michael noch Herr Siegler. Frau<br />

Siegler hatte e<strong>in</strong>e Woche zuvor telefonisch e<strong>in</strong>en ersten Term<strong>in</strong><br />

„ <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit Hausbesuch“ für ihren Gatten vere<strong>in</strong>bart.<br />

Das Gespräch dauerte be<strong>in</strong>ahe vierzig M<strong>in</strong>uten, Zweifel und Angst<br />

dom<strong>in</strong>ierten die Worte von Frau Siegler. „Me<strong>in</strong> Mann ist so schwach<br />

seit <strong>der</strong> Chemo, er braucht Therapie, ich kann nicht mehr, es geht<br />

ihm so schlecht, ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll, me<strong>in</strong> ganzes<br />

Leben verän<strong>der</strong>t sich …“. Ich versuchte immer wie<strong>der</strong>, das Gespräch<br />

zu beenden, Frau Siegler klammerte sich an me<strong>in</strong>er Stimme fest.<br />

E<strong>in</strong>e Nachbar<strong>in</strong> hatte ihr erzählt, ich hätte ihren Sohn so rasch auf die<br />

Be<strong>in</strong>e gebracht. Er hatte e<strong>in</strong>e Oberschenkelhalsfraktur.<br />

Wochen später ist Michael stolz, mittels<br />

Beckenkippen se<strong>in</strong>e Be<strong>in</strong>e mit hilfe <strong>der</strong><br />

Schwerkraft selbst von <strong>der</strong> Couch fallen<br />

lassen zu können. Er sitzt verschwitzt vor<br />

mir. Aber er sitzt. gleich noch e<strong>in</strong>mal.<br />

„Michael, was hast du gemacht?“<br />

„Wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Spastik <strong>in</strong> den Be<strong>in</strong>en“<br />

„das war ke<strong>in</strong>e Spastik, du hast den Fuß<br />

bewegt.“<br />

„hab ich nicht, me<strong>in</strong> Arzt hat gesagt, das<br />

kann ich nie mehr wie<strong>der</strong>.“<br />

„hast du doch!“ – „Ne<strong>in</strong>!“<br />

Es ist nicht möglich, die Bewegung zu<br />

reproduzieren. Ich beschließe, nichts mehr<br />

zu sagen. die Zeit wird es zeigen.<br />

dieselbe Zeit, die wie<strong>der</strong> neue Knochenmetastasen<br />

zum Vorsche<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt. Michael<br />

geht es trotzdem subjektiv besser. Maria<br />

verzweifelt an den sich verschlechternden<br />

CT- und Sz<strong>in</strong>tigraphie-Befunden. Ihre CP<br />

wird von Tag zu Tag schlimmer, die Verspannungen<br />

werden unerträglich. Sie steht<br />

täglich um 4 Uhr Früh auf, um das haus<br />

und Michael perfekt zu pflegen. E<strong>in</strong> verzweifelter<br />

Versuch, etwas wie Normalität,<br />

wenn auch überzeichnet und ausufernd, <strong>in</strong><br />

das eigene Leben zu br<strong>in</strong>gen. Zug um Zug<br />

mit dem Wachsen <strong>der</strong> Tochtergeschwülste<br />

verschw<strong>in</strong>det jedes Staubkorn.<br />

Ich lege die Therapiee<strong>in</strong>heiten von Michael<br />

an das Ende me<strong>in</strong>es Arbeitstages, um Maria<br />

e<strong>in</strong> wenig Aufmerksamkeit schenken zu<br />

können. höre zu, betr-„achte“ die Tränen<br />

von Michael und Maria, gebe ihr h<strong>in</strong>weise<br />

zum Umgang mit ihrer CP, die <strong>der</strong> hausarzt<br />

als „eh nur psychisch, bei Ihnen kann man<br />

nichts tun“ bezeichnet.<br />

Tag X bleibt für alle unvergesslich. Michael<br />

steht zwei Sekunden ohne hilfe. Wir<br />

schweigen uns an, lachen, we<strong>in</strong>en, Maria<br />

kann nicht aufhören, ihren Mann zu herzen.<br />

Trotzdem möchte <strong>der</strong> Sozialversicherer<br />

für jede Therapieverlängerung Beweise<br />

<strong>der</strong> S<strong>in</strong>nhaftigkeit, e<strong>in</strong> ergänzen<strong>der</strong> Kuraufenthalt,<br />

<strong>der</strong> tägliche <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

ermöglichen würde, wird mit h<strong>in</strong>weis auf<br />

die <strong>in</strong>fauste diagnose abgelehnt.<br />

Michael öffnet mir mittlerweile bei me<strong>in</strong>en<br />

gelegentlichen Besuchen die Tür. den<br />

heimlichen Ausflug mit dem Fahrrad, <strong>der</strong><br />

aufgrund des gestörten gleichgewichts<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sturz endete, wie<strong>der</strong>holte er<br />

nicht mehr. Er spricht trotzdem mit Stolz<br />

von se<strong>in</strong>er Leistung. Im haus stehen die<br />

Krücken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke, Michael nimmt sie<br />

nur außer haus mit sich.<br />

Wir alle wissen, wie das Ende bei e<strong>in</strong>em<br />

E<strong>in</strong>bruch des Tumors <strong>in</strong> die Carotis aussehen<br />

wird. die geschwülste <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Körper s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Begleiter geworden, woh<strong>in</strong><br />

sie ihn begleiten, kann niemand sagen.<br />

Ich durfte Michael mit <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> fürs<br />

Erste <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Leben zurück begleiten.<br />

Jetzt sei es zu spät<br />

Frau Theurer bekommt den h<strong>in</strong>weis auf<br />

Therapiemöglichkeiten von ihrer Tochter,<br />

e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er Arbeitskolleg<strong>in</strong>nen. Im<br />

Krankenhaus hat ke<strong>in</strong>er davon gesprochen.<br />

Auch bei Frau Theurer s<strong>in</strong>d die Metastasen<br />

des Ursprungstumors ihrer Brust weit<br />

gestreut. hirn und Knochen s<strong>in</strong>d besiedelt.<br />

E<strong>in</strong>e iatrogene, chemotherapeutisch ausgelöste<br />

Polyneuropathie und e<strong>in</strong> ebenso entstandener<br />

Innenohrschaden erschweren<br />

die Selbstständigkeit <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>. Ihr<br />

gleichgewicht ist aus den Fugen geraten.<br />

Sie könnte selbstständig gehen, kann sich<br />

jedoch kaum dazu aufraffen, ihre schwankenden<br />

Schritte zu setzen. Mit Krücken<br />

möchte Frau Theurer nicht auf die Straße<br />

gehen, die Blicke <strong>der</strong> Nachbarn empf<strong>in</strong>-<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 10


BEZAhLTE ANZEIgE<br />

det sie schmerzhaft. Sie bevorzugt die<br />

vorgeschlagenen Walk<strong>in</strong>gstöcke. Zwei Mal<br />

am Tag die Treppenabsätze h<strong>in</strong>unter und<br />

wie<strong>der</strong> h<strong>in</strong>auf: Frau Theurer will es probieren.<br />

Nur an den Tagen <strong>der</strong> Chemotherapien<br />

„streikt“ sie, wie sie es nennt. Sie notiert<br />

penibel ihr Tagespensum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Übungsheft.<br />

Alle<strong>in</strong>e das gleichgewicht bereitet<br />

<strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> Probleme, die Übungen und<br />

Kompensationsmöglichkeiten vermögen<br />

ke<strong>in</strong>e Besserung zu erreichen.<br />

Sie erzählt von ihrem ihrer Me<strong>in</strong>ung nach<br />

verpfuschten Leben. Sie habe zuviel<br />

e<strong>in</strong>gesteckt, sich nie gewehrt. Jetzt sei<br />

es zu spät. Auch hier f<strong>in</strong>det sie ke<strong>in</strong><br />

gleichgewicht. die Therapiepausen s<strong>in</strong>d<br />

ausgefüllt mit unseren gesprächen, die die<br />

Krankenkassen gerne als nicht vorhanden<br />

betrachten und ke<strong>in</strong>e Zeit dafür honorieren<br />

wollen. Zeit, die den PatientInnen oft erst<br />

den nächsten Schritt ermöglicht, <strong>in</strong>dem sie<br />

ihnen die notwendige Kraft und ruhe, den<br />

benötigten Mut verleiht.<br />

Schwerpunktthema Reportage: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit TumorpatientInnen<br />

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Um die Selbstständigkeit <strong>der</strong> Mutter zu<br />

unterstützen, mietet me<strong>in</strong>e Arbeitskolleg<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechte Wohnung<br />

für sie. Frau Theurer freut sich auf den<br />

kommenden Umzug. Sie tra<strong>in</strong>iert die<br />

Treppen absätze zu gehen, radelt am Fahrra<strong>der</strong>gometer,<br />

den ihr Sohn zur Verfügung<br />

stellt, übt Schritte auf verschiedenen Untergründen,<br />

um die Sensibilität ihrer Füße<br />

zu verbessern, schreibt alles <strong>in</strong> ihr heft, die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Ausdauer rot unterstreichend.<br />

Vielleicht geht es doch aufwärts?!<br />

Von e<strong>in</strong>em Tag auf den an<strong>der</strong>en verschlechtert<br />

sich ihr gleichgewichtsempf<strong>in</strong>den<br />

rapide. Metastasen breiten sich auch<br />

im rückenmarkskanal aus. Ihr Antrieb<br />

bricht schlagartig e<strong>in</strong>, es hätte doch alles<br />

ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n mehr.<br />

Wenn ihre Tochter sie jetzt im Krankenhaus<br />

besucht, erzählt sie von Momenten <strong>der</strong><br />

desorientiertheit, Trauer, manchmal e<strong>in</strong>em<br />

Lachen. die neue Wohnung wird Frau<br />

Theurer nicht mehr sehen.<br />

Mit glück – glück für wen? – wird sie<br />

e<strong>in</strong>en frei werdenden hospizplatz bekommen.<br />

Sie ist mittlerweile zu schwach,<br />

um mit <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> e<strong>in</strong>e positive<br />

Verän<strong>der</strong>ung ihres Zustandes erreichen zu<br />

können. Erhaltende Therapien möchten<br />

die Krankenversicherungsträger nicht<br />

mehr f<strong>in</strong>anzieren. Palliative Behandlungen<br />

im Angesicht des Lebensendes e<strong>in</strong>er<br />

Krebskranken schon gar nicht. geme<strong>in</strong>sam<br />

konnten wir zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>ige Wochen <strong>der</strong><br />

Selbstständigkeit erarbeiten.<br />

All diese d<strong>in</strong>ge gehen mir durch den Kopf,<br />

als ich durch jenes dorf fahre, <strong>in</strong> dem<br />

Michael und Maria wohnen. Am Straßenrand<br />

erkennt e<strong>in</strong> Mann me<strong>in</strong> Auto von<br />

weitem und w<strong>in</strong>kt. Michael deutet mir,<br />

doch wie<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>en Kaffee vorbei zu<br />

kommen. Se<strong>in</strong>e dichten braunen haare<br />

wehen im W<strong>in</strong>d.<br />

Mag a . Tamara N. Trenkler, PT<br />

Jetzt anmelden!<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 11


„You matter because you are<br />

you. You matter to the last<br />

moment of your life“<br />

Cicely Saun<strong>der</strong>s<br />

Die WHO def<strong>in</strong>iert Palliativ mediz<strong>in</strong><br />

wie folgt: „Palliativmediz<strong>in</strong> ist<br />

e<strong>in</strong> Ansatz zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lebensqualität von Patienten und<br />

ihren Familien, die mit den Problemen<br />

konfrontiert s<strong>in</strong>d, die mit e<strong>in</strong>er<br />

lebensbedrohlichen Erkrankung<br />

e<strong>in</strong>hergehen, und zwar durch Vorbeugen<br />

und L<strong>in</strong><strong>der</strong>n von Leiden, durch frühzeitiges<br />

Erkennen, gewissenhafte E<strong>in</strong>schätzung<br />

und Behandlung von Schmerzen sowie an<strong>der</strong>en<br />

belastenden Beschwerden körperlicher,<br />

psychosozialer und spiritueller Art.“<br />

Palliative Care an sich setzt sich mit PatientInnen<br />

unterschiedlichster diagnosen<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, dennoch bilden TumorpatientInnen<br />

im Vergleich zu an<strong>der</strong>en diagnosen<br />

das hauptklientel <strong>in</strong> diesem Feld.<br />

Die Situation von PatientInnen<br />

die Beson<strong>der</strong>heit von onkologischen<br />

PatientInnen besteht zum E<strong>in</strong>en im<br />

Krankheitsverlauf. oft bleibt mit adäquater<br />

Therapie die Symptomatik relativ stabil,<br />

bevor es gegen Lebensende zu e<strong>in</strong>er<br />

raschen Verschlechterung kommt (Abb.1).<br />

Zum An<strong>der</strong>en ist es lei<strong>der</strong> so, dass<br />

„Krebs“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesellschaft und somit<br />

auch <strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Professionen oft<br />

als Schreckgespenst und „Urteil“ gesehen<br />

Schwerpunktthema <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit palliativ-onkologischen PatientInnen<br />

wird. diese Sichtweise hat E<strong>in</strong>fluss auf<br />

den Umgang mit und vor allem auf den<br />

Lebensstil von TumorpatientInnen.<br />

Weil die Symptome <strong>der</strong> Erkrankung und<br />

die Nebenwirkungen <strong>der</strong> Behandlungen für<br />

die PatientInnen, Angehörige aber auch für<br />

professionelle helferInnen herausfor<strong>der</strong>nde<br />

Situationen darstellen, und weil Krebs<br />

mit vielen Emotionen (oft Ängsten) verbunden<br />

ist, ist e<strong>in</strong>e gleichwertige Balance von<br />

Fachwissen, dem E<strong>in</strong>satz entsprechen<strong>der</strong><br />

Fähigkeiten und Techniken aber auch von<br />

„Attitude“ (also E<strong>in</strong>stellung und haltung)<br />

gegenüber Menschen mit chronischen und<br />

lebensbegrenzenden Erkrankungen entscheidend<br />

für e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige<br />

therapeutische Begleitung.<br />

E<strong>in</strong>en entscheidenden h<strong>in</strong>weis für e<strong>in</strong>e<br />

entsprechende haltung hat Cicely<br />

high<br />

Low<br />

Function<br />

FoTo: ST. ChrISToPhErS hoSPICE LoNdoN<br />

“Cancer” Trajectory, Diagnosis to Death<br />

onset of <strong>in</strong>curable cancer<br />

Reden<br />

wir über<br />

das Leben<br />

Trotz <strong>in</strong>tensiver mediz<strong>in</strong>ischer Forschung<br />

bleibt es wohl noch für längere Zeit Realität,<br />

dass Krebserkrankungen die zweithäufigste<br />

Todesursache <strong>in</strong> Österreich s<strong>in</strong>d. Was also<br />

tun, wenn das ursprüngliche Ziel <strong>der</strong> Heilung<br />

verlassen werden muss und e<strong>in</strong> Mensch <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Krankheitsstadium e<strong>in</strong>tritt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

von Symptomen im Vor<strong>der</strong>grund steht?<br />

In den 60er Jahren hat hauptsächlich von England<br />

ausgehend die Palliativmediz<strong>in</strong> – heute<br />

eher Palliative Care (PC) o<strong>der</strong> end­of­life care<br />

– begonnen, aus multiprofessioneller Sicht<br />

Antworten auf diese wichtige Frage zu geben.<br />

Saun<strong>der</strong>s, die Begrün<strong>der</strong><strong>in</strong> des mo<strong>der</strong>nen<br />

hospizwesens gegeben: “All the work of<br />

the professional team … is to enable the<br />

dy<strong>in</strong>g person to live until he dies, at his<br />

own maximal potential perform<strong>in</strong>g to the<br />

limit of his physical and mental capacity<br />

with control and <strong>in</strong>dependence whenever<br />

possible”.<br />

Aus diesem Satz ergibt sich neben <strong>der</strong><br />

Bedeutung, welche dem Leben <strong>in</strong> Palliative<br />

Care e<strong>in</strong>geräumt wird, auch e<strong>in</strong>e klare<br />

Aufgabe für die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>.<br />

Die Rolle von <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

TumorpatientInnen f<strong>in</strong>den sich ab diagnosestellung<br />

oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr passiven Situation<br />

wi<strong>der</strong>. Sie werden diagnostiziert,<br />

sie werden behandelt, <strong>der</strong> Tumor macht<br />

etwas mit den PatientInnen, sie erhalten<br />

Possible hospice<br />

enrolment<br />

often a few years, but decl<strong>in</strong>e<br />

usually < 2 months<br />

death<br />

Time<br />

Abb. 1 Verlauf<br />

von Krebserkrankungen:<br />

Diagnose bis<br />

Tod<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 12


viele ratschläge, etc.. dass angesichts<br />

dieser Passivität oft <strong>der</strong> letzte rest an<br />

hoffnung und Selbst-Vertrauen dah<strong>in</strong>schw<strong>in</strong>det,<br />

ist wenig verwun<strong>der</strong>lich. die<br />

Chance <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> besteht dar<strong>in</strong>,<br />

dass sie nicht nur Symptome l<strong>in</strong><strong>der</strong>n /<br />

begleiten, son<strong>der</strong>n die aktiven ressourcen<br />

<strong>der</strong> PatientInnen evaluieren und für<br />

ge steigerte Aktivität / Partizipation nutzen<br />

und somit erlebnisorientiert an Selbstvertrauen<br />

und Angstreduktion arbeiten kann.<br />

damit haben <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

e<strong>in</strong>e Schlüsselstelle, wenn es um die<br />

hauptängste von palliativen PatientInnen<br />

geht: die Angst vor Kontrollverlust und<br />

Verlust <strong>der</strong> Selbstständigkeit ist größer<br />

als die Angst vor Schmerzen und führt<br />

vermehrt zum Wunsch, frühzeitig zu sterben<br />

(Seal & Add<strong>in</strong>gton - hall, 1994). Nicht selten<br />

erleben onkologische PatientInnen und<br />

<strong>der</strong>en TherapeutInnen Überraschungen,<br />

welche Potenziale zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d – wenn<br />

wir es ihnen zutrauen. – denn Würde<br />

am Lebensende hat etwas mit Zutrauen,<br />

Vertrauen und Empowerment zu tun.<br />

Wichtig wäre also, dass (onkologische)<br />

PalliativpatientInnen frühzeitig zugewiesen<br />

werden und dass spezifische palliative<br />

E<strong>in</strong>richtungen und die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

weitere Zugangsmöglichkeiten für „palliative<br />

rehabilitation“ entwickeln. Palliative<br />

Care bzw. <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> Palliative Care<br />

sollten nicht diszipl<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>, die alle<strong>in</strong>e auf<br />

Schwerpunktthema <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> mit palliativ-onkologischen PatientInnen<br />

Symptom/Funktionsstörung <strong>Physio</strong>therapeutische Ansätze<br />

Angst vor Aktivität u.a. „verhaltenstherapeutische“ Zugänge, för<strong>der</strong>n<br />

von Aktivität, ressourcen aufzeigen und ausprobieren,<br />

funktionelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Aufklärung, Information,<br />

Pac<strong>in</strong>g, Kommunikation mit Angehörigen und Berufsgruppen<br />

Fatigue (Ermüdbarkeit,<br />

Ermattung)<br />

u.a. aerobes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, physiotherapeutische Übungsprogramme,<br />

realistische Zielsetzungen, Kennen<br />

eigener ressourcen und grenzen, Entspannung<br />

(Lymph-)ödem u.a. MLd, Kompressionsstrümpfe, Ermutigung zu<br />

Aktivität, Lagerung<br />

Kraft-, Koord<strong>in</strong>ationsverlust,<br />

Verlust an funktionellen<br />

Fähigkeiten, Stürze<br />

u.a. funktionelles Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Kräftigung, hilfsmittelversorgung,<br />

gleichgewichtstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Sturzprävention<br />

Atemnot / Panik u.a. Information, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong> Expiration, atemtherapeutische<br />

Techniken, Umsetzen <strong>der</strong> Techniken <strong>in</strong><br />

die täglichen Aktivitäten, rollatoren, Anwendung von<br />

Inhalatoren, Entspannung, Berührung<br />

Sekretprobleme u.a. Techniken aus <strong>der</strong> Atemtherapie (z.B. Vibration,<br />

Lagerung, autogene dra<strong>in</strong>age)<br />

Schmerz Je nach Ursache z.B. TENS, Motivation zu Bewegung/<br />

Bewegungstherapie, passive Techniken, Massage,<br />

MLd, reflexzonentherapie, physikalische Maßnahmen<br />

Obstipation u.a. Bewegung, reflexzonentherapie, Colonmassage<br />

Tab.1 <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>relevante Symptome und Funktionsstörungen<br />

Palliativ stationen o<strong>der</strong> <strong>in</strong> hospizen zu f<strong>in</strong>den<br />

s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n ebenso <strong>in</strong> ambulanten E<strong>in</strong>richtungen<br />

und zu hause bei den Betroffenen.<br />

Tabelle 1 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

hauptsymptome / Situationen, die durch<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> bei onkologischen PalliativpatientInnen<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden können.<br />

Zuvor 3 grundsätze:<br />

1. da die Angst oft e<strong>in</strong> großer „gegenspieler“<br />

<strong>der</strong> physiotherapeutischen<br />

Absichten ist, ist die Aufklärung über physiotherapeutische<br />

Wirkweisen, das genaue<br />

h<strong>in</strong>hören und Erfassen des subjektiven<br />

hauptproblems, die aktive E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>der</strong> PatientInnen <strong>in</strong> die Zielformulierung und<br />

gewisse Basis<strong>in</strong>formationen über Mediz<strong>in</strong><br />

und den Stellenwert von Aktivität sehr entscheidend<br />

für die Akzeptanz und auch das<br />

Wirken von <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>.<br />

2. genauso wie die Who bei <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>nahme von Schmerzmedikation <strong>in</strong><br />

Palliative Care zwecks bestmöglicher Autonomie<br />

und Selbstständigkeit <strong>der</strong> Patient-<br />

Innen z.B. die orale E<strong>in</strong>nahme so lange wie<br />

möglich empfiehlt, sollte auch das physiotherapeutische<br />

regime den Pr<strong>in</strong>zipien „keep<br />

it simple“ und „Empowerment“ folgen,<br />

sodass die PatientInnen so viel Unabhängigkeit<br />

von mediz<strong>in</strong>ischen Leistungen so lange<br />

Zeit wie möglich haben.<br />

3. Wenn im nachfolgenden von Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

und Übungsprogrammen gesprochen<br />

wird, so versteht sich, dass diese<br />

Vorgehensweisen an die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

PatientInnen angepasst werden müssen.<br />

Für die beschriebenen therapeutischen<br />

Interventionen gibt es unterschiedliche<br />

Evidenz. die Tendenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur<br />

zeigt klar, dass <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Beitrag zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität von palliativen onkologischen<br />

Patienten leistet.<br />

Herausfor<strong>der</strong>nde Situationen<br />

die begrenzte Lebensdauer, die multifaktoriellen<br />

Ursachen für Symptome<br />

und die oft plötzliche Verschlechterung<br />

erfor<strong>der</strong>n sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> notwendigen Forschung<br />

als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> therapeutischen<br />

Zielsetzung flexible und kreative Lösungen.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund muss die subjektive<br />

(Lebens)qualität stehen.<br />

Als weitere herausfor<strong>der</strong>ungen (für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

und PatientInnen) kann<br />

man u.a. folgende Aspekte betrachten:<br />

• <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> als „hoffnungsträger für<br />

Palliative Care-PatientInnen“ (Wie<strong>der</strong>herstellungsgedanke)<br />

• Umgang mit realitäten: kommunikative<br />

Aspekte von Wahrheiten und Wirklichkeiten<br />

• Abgrenzung und Psychohygiene<br />

• Akzeptanz von Verschlechterung trotz<br />

Therapie<br />

• <strong>Physio</strong>therapeutInnen von <strong>der</strong> Wichtigkeit<br />

und den Potenzialen sowohl von<br />

PatientInnen als auch des eigenen<br />

Berufes im Bereich Palliative Care<br />

überzeugen<br />

• ressourcenorientierung versus defizitorientierung<br />

Zusammenfassung:<br />

Es besteht e<strong>in</strong>e große Chance dar<strong>in</strong>,<br />

PatientInnen frühzeitig über die wirkliche<br />

Aufgabe von Palliative Care aufzuklären<br />

und den Fokus auf die bestmögliche<br />

Aktivität, Funktionalität und Lebensqualität<br />

für die verbleibende Lebenszeit zu<br />

richten. In diesem Zusammenhang kommt<br />

auch <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> als Teil des multiprofessionellen<br />

Teams e<strong>in</strong>e wichtige und<br />

wun<strong>der</strong>bare Aufgabe zu.<br />

ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong>, PT<br />

Literaturliste beim Autor erhältlich<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 13


Schwerpunktthema Kommentar<br />

Die <strong>Physio</strong> therapie als<br />

e<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Hoffnung<br />

Viele PatientInnen, Angehörige, Besucher<br />

und auch manche ProfessionistInnen<br />

verwun<strong>der</strong>t es merklich, dass sie an<br />

e<strong>in</strong>em Ort, wo Menschen sterben, e<strong>in</strong><br />

„Rehabilitation Gym“ f<strong>in</strong>den. Und dieses<br />

ist auch nicht versteckt, son<strong>der</strong>n neben<br />

dem Haupte<strong>in</strong>gang und gut sichtbar für<br />

je<strong>der</strong>mann im wohl bekanntesten Hospiz<br />

<strong>der</strong> Welt, dem St. Christopher’s Hospice<br />

London.<br />

Spätestens wenn man um zwölf Uhr<br />

bei den täglichen Gruppentherapien<br />

(Zirkeltra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Gruppe zur Erreichung<br />

persönlicher Ziele, Pilates, Fatigue<br />

& Atemnot-Gruppe) PatientInnen,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Monaten, vielleicht<br />

aber <strong>in</strong> wenigen Wochen o<strong>der</strong> Tagen<br />

sterben werden, auf dem Laufband, auf<br />

Ergo metern, auf dem N<strong>in</strong>tendo Wii-Board<br />

o<strong>der</strong> mit freien gewichten tra<strong>in</strong>ieren sieht,<br />

wird klar, warum ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong>, Leiter<br />

<strong>der</strong> <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Fachgruppe ‘Palliative<br />

Care & hospizwesen’ und <strong>der</strong>zeit Senior<br />

<strong>Physio</strong>therapist <strong>in</strong> diesem hospiz sagt, dass<br />

er noch nie an e<strong>in</strong>em lebendigeren ort tätig<br />

war als hier. denn im Vor<strong>der</strong>grund steht das<br />

Leben bis zu Letzt. diese herangehensweise<br />

entspricht auch Studien, welche körperliche<br />

Kondition und Funktion als die wichtigsten<br />

determ<strong>in</strong>anten <strong>der</strong> Lebensqualität von<br />

palliativen PatientInnen beschreiben.<br />

Natürlich s<strong>in</strong>d viele PatientInnen so krank,<br />

dass sie nicht an den gruppen teilnehmen<br />

können, <strong>in</strong> denen PatientInnen und <strong>der</strong>en<br />

Angehörige übrigens auch mittels Vorträgen<br />

lernen, wie sie z.B. selber e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

gestalten, Atemnot selbst managen o<strong>der</strong><br />

realistische Ziele im rahmen e<strong>in</strong>er lebensbegrenzenden<br />

Erkrankung erreichen können,<br />

o<strong>der</strong> wie Sturzprävention <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen<br />

Praxis aussehen kann. diese Menschen<br />

werden <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zeltherapien im Therapieraum<br />

o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vier Stationen physiotherapeutisch<br />

versorgt. Neben <strong>der</strong><br />

Versorgung <strong>der</strong> stationären und ambulanten<br />

PatientInnen gehört zu Sima<strong>der</strong>s<br />

Aufgabenbereich auch die Begutachtung<br />

Daten und Fakten zum<br />

St. Christopher’s Hospice London<br />

• gegründet 1967 von dame Cicely<br />

Saun<strong>der</strong>s, <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong><strong>in</strong> des mo<strong>der</strong>nen<br />

hospizwesens<br />

• St. Christopher’s ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>getragene<br />

Charity und PatientInnen müssen<br />

nichts bezahlen<br />

• Es werden ständig ca. 850 PatientInnen<br />

betreut (davon 48 stationär), die<br />

an<strong>der</strong>en im Tageszentrum und zu hause.<br />

80 Prozent <strong>der</strong> PatientInnen haben<br />

e<strong>in</strong>e Tumorerkrankung. Jedes Jahr<br />

werden ca. 2000 PatientInnen (plus<br />

<strong>der</strong>en Angehörige) <strong>in</strong> ihrem Prozess<br />

des Sterbens bzw. <strong>der</strong> Trauer begleitet.<br />

• Ca. 340 MitarbeiterInnen (davon ca.<br />

230 im kl<strong>in</strong>ischen Bereich). An die<br />

FoTo: ST. ChrISToPhErS hoSPICE LoNdoN<br />

Ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong><br />

geb. 1974, <strong>Physio</strong>therapeut<br />

Leiter <strong>der</strong> <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Fachgruppe<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> Palliative Care und<br />

hospizwesen; Mitglied <strong>der</strong> Task Force<br />

<strong>Physio</strong> therapy <strong>der</strong> European Association for<br />

Palliative Care (EAPC); Arbeitet <strong>der</strong>zeit als<br />

Senior <strong>Physio</strong>therapist im St Christopher’s<br />

hospice London, UK<br />

Kontakt: palliativecare@physioaustria.at<br />

zur E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es möglichen rehabilitationspotentials<br />

von PalliativpatientInnen,<br />

Vortragstätigkeiten und die Arbeit an <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung des Serviceangebotes <strong>der</strong><br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>abteilung <strong>in</strong> dem von dame<br />

Cicely Saun<strong>der</strong>s 1967 gegründeten ersten<br />

mo<strong>der</strong>nen hospiz <strong>der</strong> Welt.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten Bauste<strong>in</strong>e für e<strong>in</strong>e<br />

hochqualitative PatientInnenbegleitung ist die<br />

„Arbeit im absolut hierarchiefreien raum“,<br />

wie ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong> die absolute gleichberechtigung<br />

unter den Berufsgruppen des<br />

multiprofessionellen Teams bezeichnet. „Es<br />

ist spannend, wie die Expertise <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Berufsgruppen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wertgeschätzt<br />

und e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t wird und wie positiv Patient-<br />

Innen darauf reagieren“, so Sima<strong>der</strong>. diese<br />

wirkliche Eigenverantwortlichkeit beschreibt<br />

er aufgrund <strong>der</strong> hohen Verantwortung als<br />

wirkliche herausfor<strong>der</strong>ung und aber auch als<br />

Wertschätzung gegenüber <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>.<br />

ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong>, PT<br />

1000 ehrenamtliche MitarbeiterInnen<br />

unterstützen die Arbeit<br />

• das „Allied healthprofession Team“<br />

besteht aus 4 <strong>Physio</strong>therapeutInnen,<br />

1 Ergotherapeut<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em Logopäden<br />

und e<strong>in</strong>er diätolog<strong>in</strong>. Unterstützt<br />

werden sie von 4 ‚Complementary therapists’<br />

(Massage, Ödembehandlung,<br />

Entspannung).<br />

• Ca. 3000 TeilnehmerInnen jährlich<br />

be su chen die angebotenen Fortbildungen<br />

(E<strong>in</strong>tageskurse bis MSc <strong>in</strong> Palliative Care)<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 14<br />

FoTo: PrIVAT


Spielerischer<br />

Zugang<br />

erleichtert<br />

den Kontakt<br />

Das St. Anna K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital <strong>in</strong> Wien gilt als<br />

<strong>in</strong>ternationales Aushängeschild Österreichs<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung von Krebserkrankungen<br />

bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen. Im<br />

stationären Bereich s<strong>in</strong>d fünf <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

beschäftigt, drei davon auf<br />

<strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong>.<br />

Inform sprach mit Isolde McPherson,<br />

<strong>Physio</strong> therapeut<strong>in</strong> im St. Anna K<strong>in</strong><strong>der</strong> spital,<br />

über die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die Praktika<br />

im onkologischen Bereich für AnleiterInnen<br />

und StudentInnen mit sich br<strong>in</strong>gen.<br />

<strong>in</strong>form: Wie viele StudentInnen absolvieren<br />

durchschnittlich pro Jahr e<strong>in</strong> Praktikum<br />

im Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>onkologie?<br />

Mc Pherson: „Wir haben pro Jahr sechs<br />

StudentInnen <strong>der</strong> Fh Campus Wien.<br />

drei davon aus dem fünften Semester<br />

(Pflichtpraktikum), drei aus dem sechsten<br />

Semester (Berufswahlpraktikum).“<br />

<strong>in</strong>form: Praktikumsanleitung auf<br />

e<strong>in</strong>er onkologischen Station – wo liegt<br />

die beson<strong>der</strong>e herausfor<strong>der</strong>ung für<br />

PraktikumsanleiterIn und StudentInnen?<br />

Mc Pherson: „Aufklärung und<br />

Informationen über die Krankheitsgeschichte<br />

des PatientInnen durch die<br />

Praktikumsanleiter Innen s<strong>in</strong>d Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>. Unsere PatientInnen s<strong>in</strong>d<br />

oft verunsichert und verängstigt, s<strong>in</strong>d<br />

gegenüber fremden Personen oft vorsichtiger.<br />

Sie brauchen e<strong>in</strong>e längere Zeit<br />

<strong>der</strong> Annäherung. StudentInnen werden<br />

langsam an die PatientInnen herangeführt.<br />

Spielerischer Zugang erleichtert<br />

oft die Kontaktaufnahme. dieser fällt den<br />

StudentInnen aber auch oft schwer.<br />

Schwerpunktthema Interview: Praktikumsanleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

<strong>in</strong>form: Und fachlich gesehen …<br />

Mc Pherson: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> kann hier<br />

bei ganz unterschiedlicher Symptomatik<br />

notwendig werden: orthopädische Indikationen,<br />

neurologische Indikationen, Immobilisierung,<br />

Entwicklungsverzögerungen,<br />

Nebenwirkungen bestimmter Zytostatika,<br />

Palliatives Sett<strong>in</strong>g – dies erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong><br />

sehr breites Spektrum verschiedenster<br />

physiotherapeutischer Untersuchungs-<br />

und Behandlungsmethoden. da vor allem<br />

die StudentInnen des fünften Semesters<br />

noch nicht <strong>in</strong> allen Fachbereichen im<br />

Praktikum waren, fehlen oft wichtige<br />

Vorerfahrungen. Zum Beispiel <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

orthopädie, o<strong>der</strong> Neurologie. Für die<br />

AnleiterInnen und die StudentInnen ist<br />

dies immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Manchmal geht es unseren Patient-<br />

Innen und ihren Angehörigen psychisch<br />

o<strong>der</strong> physisch sehr schlecht. das ist<br />

auch für StudentInnen e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s<br />

belastende Situation. hier wird versucht,<br />

durch reflexion mit den AnleiterInnen<br />

und im Team bzw. <strong>in</strong> den wöchentlichen<br />

psychosozialen Besprechungen Probleme<br />

und Fragen aufzuarbeiten.“ »<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 15<br />

FoTo: ST. ANNA KINdErSPITAL WIEN


<strong>in</strong>form: Wie sieht die Supervision für<br />

TherapeutInnen im St. Anna aus?<br />

Mc Pherson: „Es besteht die<br />

Möglichkeit, als Team/gruppe o<strong>der</strong> als<br />

E<strong>in</strong>zel person e<strong>in</strong>en Antrag auf Supervision<br />

zu stellen. die Supervision f<strong>in</strong>det<br />

extern statt. Momentan bef<strong>in</strong>det sich<br />

das onkologische Team, bestehend aus<br />

drei <strong>Physio</strong>therapeutInnen und e<strong>in</strong>er<br />

Ergotherapeut<strong>in</strong>, <strong>in</strong> gruppensupervision.<br />

die Term<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>den monatlich, o<strong>der</strong> bei<br />

dr<strong>in</strong>gendem Bedarf statt. In <strong>der</strong> Supervision<br />

kann die Arbeit mit PatientInnen<br />

reflektiert werden und auf verschiedenste<br />

Problemstellungen e<strong>in</strong>gegangen werden.“<br />

<strong>in</strong>form: haben auch StudentInnen die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>er Supervision <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

belastenden Situationen?<br />

Mc Pherson: „StudentInnen haben im<br />

rahmen <strong>der</strong> praktischen Ausbildung im<br />

St. Anna K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital ke<strong>in</strong>e Supervision.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs nehmen sich die Praktikumsanleiter<strong>in</strong>nen<br />

immer wie<strong>der</strong> ausreichend<br />

Zeit zur reflexion <strong>der</strong> Arbeit mit den<br />

onkologischen PatientInnen und <strong>der</strong>en<br />

Angehörigen. Weiters gibt es wöchentliche<br />

psychosoziale Besprechungen auf<br />

allen onkologischen Stationen. durch<br />

die multiprofessionelle Zusammensetzung<br />

können diverse Probleme von<br />

verschiedensten Seiten beleuchtet und<br />

diskutiert werden. die StudentenInnen<br />

können während ihres Praktikums auf<br />

<strong>der</strong> onkologie an diesen Besprechungen<br />

teilnehmen.“<br />

<strong>in</strong>form: Welche Vorschläge und<br />

Ideen hätten Sie zur optimierung <strong>der</strong><br />

Praktikums anleitung im onkologischen<br />

Bereich beziehungsweise zur Unterstützung<br />

<strong>der</strong> PraktikusmanleiterInnen<br />

und StudentInnen?<br />

McPherson: „die onkologie nimmt<br />

im rahmen <strong>der</strong> Ausbildung nur e<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>en Teil e<strong>in</strong>. Vorträge von onkologInnen<br />

o<strong>der</strong> auch TherapeutInnen<br />

an <strong>der</strong> Fh s<strong>in</strong>d sicher von Vorteil, um<br />

die StudentInnen auf diesen Bereich<br />

vermehrt vorzubereiten. den StudentInnen<br />

ist oft nicht bewusst, dass <strong>der</strong><br />

Fachbereich onkologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

sehr vielfältig ist. Unterschiedliche<br />

Symptomatiken erfor<strong>der</strong>n<br />

Schwerpunktthema Interview: Praktikumsanleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Onkologie</strong><br />

FoTo: ST. ANNA KINdErSPITAL WIEN<br />

verschiedene herangehensweisen und<br />

Techniken. dies sollte vermehrt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

theoretischen Ausbildung zur Sprache<br />

kommen. die Blockveranstaltung an <strong>der</strong><br />

Fh für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> „ Kommunikation<br />

<strong>in</strong> belastenden Situationen“, sollte<br />

zeitlich so geplant werden, dass Vor- und<br />

Nachbesprechungen (von Fallbeispielen<br />

aus dem Praktikum) möglich s<strong>in</strong>d. Als<br />

Praktikumsanleiter<strong>in</strong> würde ich mir mehr<br />

Fortbildungsmöglichkeiten im Bezug<br />

auf die Betreuung <strong>der</strong> StudentInnen<br />

wünschen. die Arbeit und organisation,<br />

die e<strong>in</strong> Praktikumsanleiter leistet, sollte<br />

seitens <strong>der</strong> Fh mit <strong>der</strong> Möglichkeit auf<br />

Fortbildug <strong>in</strong> diesem Bereich honoriert<br />

werden, z.B. mit e<strong>in</strong>em Bildungsgutsche<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> regelmäßig organisierten<br />

Workshops zu verschiedenen Themen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Praktikumsanleitung. damit steigt<br />

die Qualität <strong>der</strong> praktischen Ausbildung<br />

für die StudentInnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>.“<br />

Interview: Constance Schlegl, PT<br />

Isolde McPherson,<br />

<strong>Physio</strong> therapeut<strong>in</strong><br />

und Praktikumsanleiter<strong>in</strong><br />

im<br />

St.Anna K<strong>in</strong><strong>der</strong>spital<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 16<br />

FoTo: PrIVAT


Arbeitsschwerpunkt ist die Versorgung<br />

<strong>der</strong> stationären und<br />

ambulanten PatientInnen, die von<br />

den hauseigenen Ambulanzen<br />

zugewiesen werden. die Behandlungen<br />

geschehen im rahmen von Akut- und Nachbehandlung<br />

<strong>der</strong> PatientInnen <strong>der</strong> neurologischen,<br />

unfallchirurgischen, orthopädischen<br />

Abteilungen und <strong>der</strong> Schmerzkl<strong>in</strong>ik mittels<br />

aktiver rehabilitation, mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie, Unterwassertherapie,<br />

passiven Maßnahmen und <strong>der</strong> spezifischen<br />

Therapie von Inkont<strong>in</strong>enz und Beckenbodendysfunktionen.<br />

Auch die Ausbildung <strong>der</strong> Studierenden<br />

<strong>der</strong> Fh für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> f<strong>in</strong>det im rahmen<br />

von Praktika am AKh L<strong>in</strong>z statt.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Behandlungsschwerpunkte<br />

liegt im Bereich <strong>der</strong> Neurologie: In den<br />

vergangenen zehn Jahren hat <strong>der</strong> Stellenwert<br />

<strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> auf <strong>der</strong> neurologischen<br />

Abteilung und die damit verbundene<br />

Arbeit stark zugenommen. 2002 arbeiteten<br />

drei <strong>Physio</strong>therapeutInnen jeweils halbtags<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung, mittlerweile s<strong>in</strong>d fünf<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen ganztägig beschäftigt.<br />

<strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit liegt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Behandlung von PatientInnen mit<br />

er wor benen Schädigungen des Zentral-<br />

PT <strong>in</strong>tramural Serie: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong>tramural<br />

AKH L<strong>in</strong>z:<br />

Therapie<br />

muss alltagstauglich<br />

se<strong>in</strong><br />

Das AKH L<strong>in</strong>z ist e<strong>in</strong> Zentralkrankenhaus mit rund<br />

1000 Betten. Damit kommt dem AKH L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle im oberösterreichischen Gesundheitswesen zu.<br />

Das Team des Instituts für physikalischen Mediz<strong>in</strong><br />

und Rehabilitation besteht aus drei FachärztInnen für<br />

Physikalische Mediz<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em Ausbildungsassistenten,<br />

36 <strong>Physio</strong>therapeutInnen, neun Ergotherapeut<strong>in</strong>nen,<br />

acht HeilmasseurInnen, zwei MTFs, e<strong>in</strong>er Ord<strong>in</strong>ationsgehilf<strong>in</strong>,<br />

drei SekretariatsmitarbeiterInnen, e<strong>in</strong>em<br />

Zivildiener und zwei Re<strong>in</strong>igungskräften. Seit Juni 2010<br />

ist das Institut für Physikalische Mediz<strong>in</strong> und Rehabilitation<br />

nach ISO 9001:2008 zertifiziert.<br />

nervensystems. die Pathologien reichen von<br />

cerebralem Insult, <strong>in</strong>tracraniellen Blutungen,<br />

hypoxischem hirnschaden, Schädelhirntrauma<br />

bis h<strong>in</strong> zum Querschnittsyndrom. die<br />

Behandlung <strong>der</strong> PatientInnen beg<strong>in</strong>nt bereits<br />

auf <strong>der</strong> Intensivstation o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stroke<br />

Unit und kann bis zur Weiterbetreuung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em rehabilitationszentrum auch mehrere<br />

Wochen o<strong>der</strong> Monate andauern.<br />

dabei ist es unerlässlich, die Therapie<br />

mittels genauer Befundung zu planen und<br />

im Verlauf immer wie<strong>der</strong> anzupassen. dazu<br />

werden verschiedene Assessments und<br />

Scores, sowie Videoanalysen erstellt.<br />

Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frührehabilitation wird<br />

versucht, die Therapie möglichst alltagstauglich<br />

zu gestalten. dazu kann auch gehören,<br />

jemanden beim Essen o<strong>der</strong> Umziehen zu<br />

begleiten. – So viel hilfe wie nötig, so wenig<br />

hilfe wie möglich, lautet dabei das Motto.<br />

Als <strong>Physio</strong>therapeutIn muss man sich<br />

immer im Klaren se<strong>in</strong>, dass man mit zu<br />

viel hilfe, zu viel hands-on, die Patient-<br />

Innen auch bremsen und beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n kann.<br />

<strong>der</strong> großteil <strong>der</strong> PatientInnen hat (meist<br />

altersbed<strong>in</strong>gt) auch degenerative Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Bewegungsapparates o<strong>der</strong><br />

Erkrankungen aus dem <strong>in</strong>ternistischen<br />

Bereich. diese kl<strong>in</strong>ischen Vorgeschichten<br />

prägen das Bewegungsverhalten und man<br />

darf und kann sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

nicht außer Acht lassen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung<br />

von PatientInnen mit Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son. So gibt es auch e<strong>in</strong>e enge<br />

Ver b<strong>in</strong>dung zum Park<strong>in</strong>son Selbsthilfevere<strong>in</strong><br />

oÖ, <strong>der</strong> im Jahr 1987 gegründet<br />

wurde. Seit damals gibt es e<strong>in</strong>e regelmäßig<br />

stattf<strong>in</strong>dende Bewegungsgruppe, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Betroffene die Möglichkeit haben, über ihren<br />

Krankenhausaufenthalt h<strong>in</strong>aus, unter Anleitung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Physio</strong>therapeutIn zu tra<strong>in</strong>ieren.<br />

E<strong>in</strong>mal pro Woche gibt es auf je<strong>der</strong><br />

Station e<strong>in</strong>e Besprechung mit allen Therapie<br />

richtungen, dem Pflegepersonal, den<br />

ÄrztInnen und e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> des<br />

Sozialdienstes des AKh. Fortschritte<br />

und Probleme werden besprochen,<br />

Medikamente umgestellt (hier brauchen die<br />

ÄrztInnen oft das Feedback <strong>der</strong> <strong>Physio</strong>therapeut<br />

Innen, z.B. h<strong>in</strong>sichtlich Beweglichkeit/<br />

Steifigkeit bei Park<strong>in</strong>son). Es wird<br />

besprochen, ob es reha-Term<strong>in</strong>e gibt, ob<br />

jemand aus dem Krankenhaus nach hause<br />

entlassen werden kann, ob mobile dienste<br />

organisiert werden müssen, o<strong>der</strong> ob doch<br />

e<strong>in</strong> heimantrag gestellt werden muss. »<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 17


Das Team des<br />

Instituts für<br />

Physikalische<br />

Mediz<strong>in</strong> und<br />

Rehabilitation<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

die ÄrztInnen <strong>der</strong> neurologischen Stationen<br />

s<strong>in</strong>d aber auch zwischen den Besprechungen<br />

für das Team <strong>der</strong> <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

zu erreichen und geben auch zwischendurch<br />

gerne Antwort auf Fragen o<strong>der</strong> gehen auf<br />

Vorschläge e<strong>in</strong>.<br />

<strong>Physio</strong>therapeutischer „Bl<strong>in</strong>dtest“<br />

für ÄrztInnen<br />

E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s enge Zusammenarbeit hat<br />

sich bei <strong>der</strong> diagnose Normaldruckhydrocephalus<br />

ergeben. diese Krankheit entsteht<br />

durch e<strong>in</strong>e Störung <strong>der</strong> Liquorresorption,<br />

was e<strong>in</strong>en Überdruck im Liquorsystem<br />

verursacht. durch Ausdehnung <strong>der</strong> Ventrikel<br />

bleibt dieser Überdruck ger<strong>in</strong>g, es werden<br />

jedoch an<strong>der</strong>e hirnareale bedrängt. die Kard<strong>in</strong>alsymptome<br />

s<strong>in</strong>d demenz, Inkont<strong>in</strong>enz<br />

und gangunsicherheit.<br />

die PatientInnen, bei denen aufgrund dieser<br />

Symptome Verdacht auf e<strong>in</strong>en NPh (normal<br />

pressure hydrocephalus) besteht, werden<br />

systematisch betreut: Am ersten Tag erfolgt<br />

durch den/die <strong>Physio</strong>therapeutIn e<strong>in</strong>e<br />

Testung mit Berg-Balance-Scale, 10-Metergehtest<br />

und Timed-up-and-go. <strong>der</strong> 10mgehtest<br />

wir dabei auch mit Video dokumentiert.<br />

dann erfolgt von den ÄrztInnen e<strong>in</strong>e<br />

Liquorpunktion, bei <strong>der</strong> etwa 40ml Liquor<br />

aus dem System entnommen werden. Am<br />

zweiten Tag (24 Stunden nach <strong>der</strong> Punktion)<br />

werden seitens <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> die Tests<br />

wie<strong>der</strong>holt. dieselben Tests werden dann<br />

auch am dritten Tag nach <strong>der</strong> Punktion<br />

wie<strong>der</strong>holt.<br />

FoTo: AKh LINZ, IPM<br />

PT <strong>in</strong>tramural Serie: <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong>tramural<br />

Wirkt sich die Entnahme des Liquors positiv<br />

auf den/die PatientIn aus, so zeigt <strong>der</strong> BBS<br />

(v.a. beim dritten Test) deutlich mehr Punkte<br />

und die gehtests oft weniger Schritte,<br />

schnellere Zeiten, mehr Armpendel, …) die<br />

Videos werden für die ÄrztInnen verbl<strong>in</strong>det<br />

und erst nach Aufnahme des dritten Videos<br />

gezeigt. da die ÄrztInnen nicht wissen, welches<br />

<strong>der</strong> Videos am ersten und welches am<br />

letzten Tag aufgenommen wurde, können<br />

sie unvore<strong>in</strong>genommen entscheiden, wann<br />

<strong>der</strong>/die PatientIn besser geht.<br />

die Konsequenz e<strong>in</strong>er positiven Punktion<br />

kann e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> Shunt se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> regelmäßig<br />

Liquor <strong>in</strong>s venöse System ableitet und<br />

somit die Auswirkungen des NPh ger<strong>in</strong>g<br />

hält, e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit ist die geplante<br />

Punktion. dazu kommen die PatientInnen<br />

alle sechs Monate für e<strong>in</strong> paar Tage auf die<br />

Station zur therapeutischen Liquorpunktion.<br />

Fortbildung<br />

Fortbildungen richten sich nach den strategischen<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen des Institutes und<br />

den persönlichen Qualifikationserfor<strong>der</strong>nissen<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen MitarbeiterInnen.<br />

Bevorzugt werden die MitarbeiterInnen <strong>in</strong><br />

Behandlungskonzepten, die e<strong>in</strong>en aktiven,<br />

evidenzbasierten Therapieansatz besitzen,<br />

weiter ausgebildet. Es gibt e<strong>in</strong> strukturiertes<br />

<strong>in</strong>ternes Fortbildungsprogramm. Inhalte s<strong>in</strong>d<br />

aktuelle Themen, die sich aus den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fortbildungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnen ergeben,<br />

Literaturzirkel, <strong>in</strong> denen aktuelle Literatur für<br />

alle MitarbeiterInnen aufbereitet wird und<br />

praktische Fortbildungen.<br />

Speziell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neurologie arbeiten die<br />

Thera peutInnen des Teams bei PatientInnen<br />

mit Schädigungen des Zentralnervensystems<br />

hauptsächlich nach dem Bobathkonzept<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung aller Neuerungen<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Bezug auf ICF und<br />

Assessments und lassen <strong>in</strong>dividuell auch<br />

an<strong>der</strong>e therapeutische Konzepte aus <strong>der</strong><br />

manuellen Therapie, Neurodynamik o<strong>der</strong><br />

Konzepten auf neurophysiologischer Basis<br />

(z.B. Nelson Annunciato) e<strong>in</strong>fließen.<br />

die TherapeutInnen haben ebenfalls<br />

Fortbildungen im Bereich <strong>der</strong> Schädelhirntraumatherapie<br />

und <strong>der</strong> Therapie von<br />

wahrnehmungsbee<strong>in</strong>trächtigten PatientInnen,<br />

neurophysiologische Weiterbildung/<br />

Auffrischung und im Bereich Morbus<br />

Park<strong>in</strong>son.<br />

da zahlreiche Schädelhirntrauma-<br />

Patient Innen o<strong>der</strong> QuerschnittpatientInnen,<br />

aber auch PatientInnen mit Intoxikationen<br />

und Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> Folge<br />

e<strong>in</strong>es Suizid versuches an den Stationen<br />

s<strong>in</strong>d, braucht man neben <strong>der</strong> fundierten<br />

fachlichen Ausbildung e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />

sozialer Kompetenz im Umgang mit diesen<br />

PatientInnen.<br />

Angela Nussbaumer, PT;<br />

Verena Schmidt, PT; Johannes Bauer, PT<br />

rudolf raschhofer, MSc, PT (Leiten<strong>der</strong><br />

<strong>Physio</strong>therapeut am Institut für Physikalische<br />

Mediz<strong>in</strong> im AKh L<strong>in</strong>z)<br />

Constance Schlegl, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 18


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<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 19


PT <strong>in</strong>tramural Fallbeispiel<br />

„Plegie, die<br />

l<strong>in</strong>ke Seite tut nix“<br />

FoTo: AKh LINZ, INSTITUT FÜr PhYSIKALISChE MEdIZIN UNd rEhABILITATIoN<br />

Derzeit ist Frau Sch. <strong>in</strong> stationärer<br />

Behandlung. Sie ist 42 Jahre alt und<br />

war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Autounfall verwickelt, <strong>der</strong><br />

nicht weiter tragisch erschien. Frau<br />

Sch. war angeschnallt und <strong>der</strong> Gurt<br />

funktionierte auch. Das Problem war,<br />

dass Frau Sch. nicht sehr groß ist und<br />

<strong>der</strong> Sicherheitsgurt nicht höhenverstellbar<br />

war. Der Gurt lag zu nahe am<br />

Hals auf und verletzte beim Aufprall<br />

die rechte Arteria vertebralis und den<br />

Truncus brachio­cephalicus <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Aorta abgeht schwer.<br />

Die Verletzung <strong>der</strong> Arteria vertebralis<br />

löste Plaques, die sich an <strong>der</strong><br />

Innenseite des Gefäßes angelagert<br />

hatten, diese wurden weiter getragen,<br />

was e<strong>in</strong>en Insult <strong>der</strong> rechten Arteria cerebri<br />

media zur Folge hatte.<br />

die Patient<strong>in</strong> wurde notoperiert, die Art.<br />

vert. von Plaques ausgeräumt und genäht,<br />

<strong>der</strong> Trunc.brach.ceph. mit e<strong>in</strong>em Stent versorgt,<br />

wozu e<strong>in</strong> Sternumschnitt nötig war.<br />

Nach dem Ausschleichen <strong>der</strong> Sedierung<br />

und Entfernung des Tubus begann die<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> auf <strong>der</strong> Intensivstation.<br />

Wir hörten: “Plegie, die l<strong>in</strong>ke Seite tut nix!”<br />

doch schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Therapie zeigte<br />

sich vor allem proximal ger<strong>in</strong>ger Tonus.<br />

die Sensibilität zeigte sich im Vergleich zur<br />

rechten Seite, nur m<strong>in</strong>imal abgeschwächt.<br />

die Patient<strong>in</strong> war sehr ungeduldig, wollte<br />

so schnell wie möglich aus dem Bett<br />

und begann schon am ersten Tag alles<br />

mit <strong>der</strong> rechten Seite zu kompensieren,<br />

was ihre Asymmetrien natürlich nur noch<br />

mehr verstärkte. Wir mussten sie ständig<br />

e<strong>in</strong>bremsen und ihr erklären, warum wir<br />

e<strong>in</strong>e Sache lieber so und nicht an<strong>der</strong>s<br />

machen wollten (Transfer, halten und hochziehen<br />

am Trapez o<strong>der</strong> eben nicht, …).<br />

Sie verstand unsere Argumente (kognitive<br />

Fähigkeiten waren bei ihrem Insult<br />

nicht bee<strong>in</strong>trächtigt) und fasste schnell<br />

Vertrauen zu uns Therapeut<strong>in</strong>nen und<br />

merkte, dass es sich lohnt. Sie wurde<br />

FoTo: AKh LINZ, INSTITUT FÜr PhYSIKALISChE MEdIZIN UNd rEhABLILITATIoN<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 20


Das Wie<strong>der</strong>erlernen von komplexen<br />

Bewegungsabläufen erfor<strong>der</strong>t höchste<br />

Konzentration <strong>der</strong> PatientIn und vollen<br />

E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> TherapeutInnen.<br />

zunehmend konzentrierter, selektiver und<br />

kann mittlerweile frei im Querbett sitzen<br />

und sich unter Supervision über die rechte<br />

Seite <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Stuhl umsetzen. <strong>der</strong> Tonus<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite, vor allem <strong>der</strong> unteren<br />

Extremität, ist relativ hoch, <strong>der</strong> haltungsh<strong>in</strong>tergrund<br />

noch sehr niedrig, was immer<br />

noch verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass die Patient<strong>in</strong> schön<br />

selektiv bewegen kann.<br />

die obere Extremität zeigt bremsende<br />

Aktivität im Triceps <strong>in</strong> rückenlage,<br />

Bewegen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>ger ist noch nicht möglich.<br />

Zusätzlich kommen natürlich auch<br />

Zukunftsängste auf. die Patient<strong>in</strong> steht im<br />

Berufsleben und hat natürlich Angst, ihren<br />

Job nicht mehr ausüben zu können. “Ich<br />

habe immer fleißig gearbeitet, manchmal<br />

auch 8 bis 10 Stunden, auf mich konnte<br />

man sich immer verlassen”, so erzählt sie.<br />

Angela Nussbaumer, PT;<br />

Verena Schmidt, PT;<br />

Johannes Bauer, PT<br />

rudolf raschhofer, MSc, PT ( Leiten<strong>der</strong><br />

<strong>Physio</strong>therapeut am Institut für<br />

Physikalische Mediz<strong>in</strong> im AKh L<strong>in</strong>z)<br />

PT <strong>in</strong>tramural Fallbeispiel · Interview: Prim. Dr. Rüdiger Kisl<strong>in</strong>g<br />

Ich lasse<br />

mich leiten<br />

Wertschätzung und Akzeptanz unter den Berufsgruppen<br />

Inform: Wie sehen Sie den<br />

Stellenwert <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

<strong>in</strong> Ihrer Abteilung?<br />

Dr. Kisl<strong>in</strong>g: die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

ist im rahmen e<strong>in</strong>es<br />

multimodalen Therapieangebotes<br />

an e<strong>in</strong>em großen<br />

Institut wie dem Institut<br />

für Physikalische Mediz<strong>in</strong><br />

und rehabilitation am AKh<br />

L<strong>in</strong>z selbstverständlich<br />

e<strong>in</strong> unverzichtbarer Teil im<br />

gesamtkonzept <strong>der</strong> Patient-<br />

Innenbehandlung. durch die<br />

enge Zusammenarbeit mit<br />

den übrigen kl<strong>in</strong>ischen Abteilungen<br />

des Krankenhauses<br />

tragen die <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil<br />

zur raschen remobilisation<br />

und Wie<strong>der</strong>erlangung <strong>der</strong><br />

funktionellen Fähigkeiten <strong>der</strong><br />

PatientInnen bei.<br />

Inform: Wie funktioniert<br />

die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit<br />

von ÄrztInnen<br />

und <strong>Physio</strong>therapeutInnen?<br />

Dr. Kisl<strong>in</strong>g: An unserem<br />

Institut, welches <strong>in</strong> dieser<br />

Form seit nunmehr acht<br />

Jahren besteht, gab und<br />

gibt es von Anbeg<strong>in</strong>n an<br />

e<strong>in</strong>en wertschätzenden<br />

Umgang <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Berufsgruppen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

durch die klare def<strong>in</strong>ition<br />

<strong>der</strong> Aufgabengebiete <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Berufsgruppen<br />

gibt es daher e<strong>in</strong>e praktisch<br />

friktionsfreie Zusammenarbeit.<br />

dies bezieht sich<br />

nicht nur auf die ÄrztInnen<br />

und <strong>Physio</strong>therapeut Innen,<br />

son<strong>der</strong>n auch auf die<br />

übrigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abteilung<br />

arbeitenden Berufsgruppen<br />

wie MasseurInnen, MTF und<br />

ErgotherapeutInnen.<br />

Inform: gibt es e<strong>in</strong>e<br />

Beson<strong>der</strong>heit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zusammenarbeit, wenn ja,<br />

welche?<br />

Dr. Kisl<strong>in</strong>g: Ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

festen Überzeugung, dass<br />

nur e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit<br />

aller Berufsgruppen<br />

zu e<strong>in</strong>er optimalen<br />

Patient Innenversorgung<br />

führen kann. daher lege ich<br />

absolut großen Wert auf<br />

die oben erwähnte Wertschätzung<br />

und Akzeptanz<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Berufsgruppen sowie e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensive <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />

Beschäftigung mit den<br />

<strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen<br />

e<strong>in</strong>zelner PatientInnen im<br />

rahmen von PatientInnenbesprechungen.<br />

ob dies<br />

e<strong>in</strong>e Beson<strong>der</strong>heit ist, sei<br />

dah<strong>in</strong>gestellt. Ich b<strong>in</strong> mir<br />

allerd<strong>in</strong>gs bewusst, dass<br />

es nicht <strong>in</strong> allen österreichischen<br />

Instituten e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong>artig enge Zusammenarbeit<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Berufsgruppen gibt.<br />

Inform: gibt es e<strong>in</strong>en<br />

Fortbildungsschwerpunkt,<br />

den Sie forcieren?<br />

Dr. Kisl<strong>in</strong>g: die Fortbildung<br />

<strong>der</strong> MitarbeiterInnen<br />

unseres Institutes hat e<strong>in</strong>en<br />

ausgesprochen hohen<br />

Stellenwert und richtet sich<br />

nach den jeweiligen Bedürfnissen<br />

und Entwicklungen<br />

des Krankenhauses sowie<br />

den persönlichen Schwerpunktsetzungen<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

TherapeutInnen. durch<br />

die Berücksichtigung dieser<br />

beiden Aspekte wird <strong>in</strong><br />

Abstimmung mit den leitenden<br />

<strong>Physio</strong>therapeut Innen<br />

Prim. Dr. Rüdiger<br />

Kisl<strong>in</strong>g, Abteilungsleiter<br />

des Instituts für<br />

Physikalische Mediz<strong>in</strong><br />

und Rehabilitation,<br />

Allgeme<strong>in</strong>es Krankenhaus<br />

<strong>der</strong> Stadt L<strong>in</strong>z<br />

GmbH<br />

jährlich e<strong>in</strong> Fort bildungskonzept<br />

erarbeitet, welches<br />

sowohl die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Therapeut Innen <strong>in</strong> ihren<br />

persönlichen Interessen<br />

forciert, als auch dem haus<br />

und somit den Patient Innen<br />

<strong>in</strong> ihren Bedürfnissen maximal<br />

dient. Abschließend<br />

ist festzustellen, dass<br />

e<strong>in</strong>erseits durch die gute<br />

Zusammenarbeit aller Berufsgruppen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des<br />

Institutes und die enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Akademie<br />

bzw. Fachhochschule<br />

für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>, welche<br />

dem haus angeschlossen<br />

ist, e<strong>in</strong>erseits den PatientInnen<br />

die bestmögliche<br />

Therapie angeboten werden<br />

kann und an<strong>der</strong>erseits<br />

junge Thera peutInnen an<br />

die Arbeit im Beruf bzw. im<br />

Team herangeführt werden<br />

können. dies bestätigt sich<br />

e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> den hervorragenden<br />

Bewertungen<br />

<strong>der</strong> PatientInnen und<br />

an<strong>der</strong>erseits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielzahl<br />

<strong>der</strong> Bewerbungen für freiwerdende<br />

dienstposten an<br />

unserer Abteilung.<br />

Interview:<br />

rudolf raschhofer,<br />

MSc, PT<br />

Constance Schlegl, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 21<br />

FoTo: AKh LINZ, INSTITUT FÜr PhYSIKALISChE MEdIZIN UNd rEhABILITATIoN


Bildung 1. <strong>in</strong>ternationale NOI Konferenz<br />

Die gesunde Vorstellung<br />

von sich selbst<br />

Bereits im April dieses Jahres fand <strong>in</strong><br />

Nott<strong>in</strong>gham die 1. Konferenz des NOI<br />

(Neuro Orthopaedic Institute) statt.<br />

Ungefähr 20 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

empf<strong>in</strong>den chronische<br />

Schmerzen und chronischen Stress.<br />

die Kosten für unser gesundheits wesen<br />

s<strong>in</strong>d enorm und spiegeln nicht die Auswirkungen<br />

auf die Familien, den Verlust an<br />

Kreativität und Produktivität sowie die sozialen<br />

Auswirkungen wi<strong>der</strong>. obwohl die Evidenz<br />

für e<strong>in</strong>e Behandlung dieser Probleme<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bio psychosozialen Ansatz überwältigend<br />

ist, ist <strong>der</strong> Zugang <strong>der</strong> heutigen<br />

Mediz<strong>in</strong> nach wie vor oft biomediz<strong>in</strong>isch<br />

(z.B. die Suche nach e<strong>in</strong>er pathoanatomischen<br />

Ursache für chronische Schmerzen).<br />

Ziel dieser Konferenz und des NoI ist es,<br />

diesen biopsycho sozialen Ansatz weiter<br />

voran zu treiben und publik zu machen.<br />

Es ist die Vision des NoI e<strong>in</strong>e „gesunde<br />

Vorstellung von sich selbst durch neurowissenschaftliche<br />

Erkenntnisse“ zu<br />

erzeugen.<br />

5 Aussagen untermauern dies:<br />

1. Verletzungen o<strong>der</strong> Erkrankungen<br />

müssen ke<strong>in</strong>e Schmerzen verursachen<br />

2. das Nervensystem bewegt sich und<br />

dehnt sich, wenn wir uns bewegen<br />

3. Schmerz, Stress und Leistung s<strong>in</strong>d<br />

output-Mechanismen des gehirns<br />

4. Wissen und Bewegung s<strong>in</strong>d am effektivsten,<br />

um jemanden von Stress und<br />

Schmerzen zu befreien<br />

5. die Plastizität des Nervensystems gibt<br />

uns neue Techniken und neue hoffnung<br />

Auf dieser Vision aufbauend war die<br />

Konferenz auch <strong>in</strong> zwei große Bereiche<br />

geteilt. E<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im gehirn und im Neuroimmunsystem bei<br />

chronischen Schmerzen und an<strong>der</strong>erseits<br />

<strong>in</strong> die Messung <strong>der</strong> Bewegungen des Nervensystems<br />

bei verschiedenen neurodynamischen<br />

Tests und Behandlungen.<br />

In den letzten Jahren konnte z.B.<br />

mittels MrI die enorme Plastizität des<br />

gehirns erforscht werden und somit die<br />

funktionellen und strukturellen reorganisationen<br />

im gehirn bei <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

von chronischen Schmerzen gezeigt<br />

werden. Auch Therapieansätze bei chronischen<br />

Schmerzen wurden v.a. durch die<br />

Erforschung von PatientInnen mit CrPS<br />

(Complex regional Pa<strong>in</strong> Syndrome) o<strong>der</strong><br />

PatientInnen mit Phantomschmerzen<br />

erweitert. So verän<strong>der</strong>t z.B. das Ansehen<br />

o<strong>der</strong> die Vorstellung von schmerzfreier<br />

Bewegung des betroffenen Körperteils die<br />

repräsentation im gehirn, den Schmerz,<br />

sowie lokale reaktionen wie Schwellung<br />

und Temperatur. Arbeitshilfen zu<br />

diesen Therapieformen („graded motor<br />

imagery, mirror box, recognize, expla<strong>in</strong><br />

pa<strong>in</strong>“) f<strong>in</strong>den sich auf <strong>der</strong> NoI homepage:<br />

www. noigroup. com.<br />

Autoren <strong>der</strong> meist bekannten Studien<br />

auf diesem gebiet s<strong>in</strong>d Lorimer Moseley<br />

(www.body<strong>in</strong>m<strong>in</strong>d.com.au), david Butler,<br />

herta Flor, Mick Tacker, die auch auf <strong>der</strong><br />

Konferenz Vorträge hielten und Workshops<br />

angeboten haben.<br />

Im zweiten großen Block <strong>der</strong> Konferenz<br />

g<strong>in</strong>g es v.a. um die Neurodynamik. Unter<br />

an<strong>der</strong>em zeigte Michel Coppieters, dass<br />

„Sli<strong>der</strong>s“ und „Tensioners“ tatsächlich verschiedene<br />

Bewegungen im Nerv verursachen.<br />

2011 wird e<strong>in</strong>e Studie veröffentlicht<br />

werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> gezeigt wird, dass Übungen,<br />

die PatientInnen aufgegeben werden,<br />

effektvoller s<strong>in</strong>d, wenn sie bedeutungsvoll<br />

für die PatientInnen s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong>es<br />

Behandlungskonzept <strong>in</strong>tegriert<br />

werden.<br />

Weiters konnte gerard greene<br />

bestätigen, dass Behandlungen des<br />

mechanischen Interface (z.B. <strong>der</strong> 1. rippe)<br />

normale schmerzfreie Bewegung wie<strong>der</strong><br />

herstellen können und die Mechanosensitivität<br />

des Nervs verr<strong>in</strong>gern.<br />

England war für diese Konferenz e<strong>in</strong> idealer<br />

Standort, weil das NoI seit 20 Jahren <strong>in</strong><br />

England unterrichtet und weil viele <strong>der</strong><br />

Studien <strong>in</strong> England durchgeführt werden.<br />

Weiters ist England <strong>in</strong> Bezug auf mo<strong>der</strong>ne<br />

Lerntheorien an <strong>der</strong> Weltspitze, was sich<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Wissensvermittlung<br />

auf <strong>der</strong> Konferenz wi<strong>der</strong>spiegelte. Neben<br />

den klassischen Vorträgen fanden sich<br />

e<strong>in</strong>e reihe von Workshops und Podiumsdiskussionen,<br />

um die wissenschaftliche<br />

Forschung mit <strong>der</strong> täglichen Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis zu verknüpfen.<br />

das rahmenprogramm <strong>der</strong> Konferenz bot<br />

e<strong>in</strong>e reihe von ansprechenden künstlerischen<br />

darbietungen von Personen, die<br />

Jutta Bauer, MSc, PT<br />

Freiberufliche <strong>Physio</strong>therapeut<strong>in</strong>, Super visionen<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>Physio</strong> therapieInstruktor<strong>in</strong> für<br />

NdS ( Neurodynamic Solutions)<br />

1993–1996 Ausbildung zur <strong>Physio</strong>therapeut<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Wien<br />

1999 PNF-Ausbildung <strong>in</strong> Vallejo, Californien<br />

2001 Master of <strong>Physio</strong>therapy (Manipulative<br />

<strong>Physio</strong>therapy, Adelaide, South Australia)<br />

2002–2010 Vorstand des oEVoMT (dachverband<br />

für Muskuloskeletale <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong><br />

Österreich)<br />

Internationaler Vertretung Österreichs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

IFoMPT (International Fe<strong>der</strong>ation of orthopaedic<br />

Manipulative <strong>Physio</strong>therapists)<br />

selbst Schmerzen erlitten haben. Unter<br />

an<strong>der</strong>em hielt Jamie Catto (gründungsmitglied<br />

und Songwriter <strong>der</strong> gruppe „Faithless“)<br />

die Eröffnungsrede und stellte se<strong>in</strong><br />

Projekt „1 giant Leap“ vor (siehe: www.<br />

whataboutme.tv). Weiters wurden zahlreiche<br />

Bil<strong>der</strong> und Kurzfilme, die sich mit dem<br />

Thema Schmerz befassen, ausgestellt.<br />

Kursangebote zu diesen Themen gibt<br />

es unter www.noigroup.com und unter<br />

www. neurodynamicsolutions.com,<br />

wobei das NoI mehr die Behandlung von<br />

chronischen Schmerzen <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund<br />

stellt und NdS (Neurodynamic<br />

Solutions) die mechanische Seite <strong>der</strong><br />

Neurodynamik (neurodynamische Tests<br />

und <strong>der</strong>en Interpretation und Progression<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung) <strong>in</strong> größerem detail<br />

vermittelt. Alles <strong>in</strong> allem ergänzen sich<br />

die beiden Kurssysteme sehr gut und<br />

können beide sofort und problemlos <strong>in</strong> die<br />

kl<strong>in</strong>ische Praxis <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

die zweite <strong>in</strong>ternationale NoI Konferenz<br />

f<strong>in</strong>det im April 2012 <strong>in</strong> Adelaide, South<br />

Australia statt.<br />

Jutta Bauer, MSc, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 22<br />

FoTo: PrIVAT


FoTo: INTErCoNgrESS<br />

Als VertreterInnen <strong>der</strong> ÖGOMT<br />

( Österreichische Gesellschaft für<br />

Orthopädische Manuelle Therapie)<br />

waren Mart<strong>in</strong> Weid<strong>in</strong>ger, rudi raschhofer,<br />

Ingrid Brauchart und Christian Körner<br />

anwesend. Außerdem referierte im rahmen<br />

bei<strong>der</strong> Veranstaltungen Frans van den Berg.<br />

Jochen Schomacher (d) me<strong>in</strong>te im Eröffnungsvortrag,<br />

dass die Spezifität <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Schmerzbehandlung ke<strong>in</strong>e<br />

entscheidende rolle spielt, also ke<strong>in</strong>e spezifische,<br />

segmentale manualtherapeutische<br />

Bildung AGA Kongress · Manuelle Therapie<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> bei<br />

arthroskopischen E<strong>in</strong>griffen<br />

Von 9.–11. September hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wiener Hofburg <strong>der</strong> diesjährige Kongress<br />

<strong>der</strong> AGA (deutschsprachigen Gesellschaft für Arthroskopie) stattgefunden.<br />

Rheumatoide Arthritis und Verän<strong>der</strong>ungen im Gangbild” –<br />

Jutta Heller, MSc,PT vor dem Publikum beim AGA Kongress <strong>in</strong> Wien.<br />

Spezifisch<br />

behandeln<br />

Von 10.–11. April 2010 fand <strong>in</strong> Parma <strong>der</strong><br />

Manuelle Therapie­Kongress „Does the<br />

efficacy of manual therapy depend on<br />

it’s specifity?”statt. Im Anschluss daran<br />

gab es von 12.–14. April das Kaltenborn­<br />

Evjenth International Teachers Meet<strong>in</strong>g.<br />

Therapie nötig ist. Für die Behandlung von<br />

(segmentalen) dysfunktionen ist jedoch e<strong>in</strong>e<br />

spezifische Behandlung <strong>in</strong>diziert.<br />

Trotz se<strong>in</strong>er 87 Jahre gab Freddy Kaltenborn<br />

<strong>in</strong> gewohnt dynamischer Manier e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die geschichte <strong>der</strong> Manuellen<br />

Therapie, die er maßgeblich mit bee<strong>in</strong>flusst<br />

hat. Auch olaf Evjenth zeigte se<strong>in</strong>e manualtherapeutischen<br />

Fertigkeiten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

praktischen demonstration diverser Untersuchungs-<br />

und Manipulationstechniken.<br />

John Krauss (USA) zeigte mittels<br />

bildgebenden Verfahren auf, dass z.B.<br />

bei „p-a’s“ ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> segmentspezifische<br />

Bewegung möglich ist.<br />

Conclusio:<br />

• ev. zu Beg<strong>in</strong>n Weichteiltechniken und<br />

dann, falls nötig, (Segment-)spezifischere<br />

Techniken<br />

• wichtig kann auch e<strong>in</strong>e „Struktur-<br />

(gewebe)- spezifische“ Spezifität se<strong>in</strong><br />

• bei segmentalen dysfunktionen (z.B.<br />

„Blockierung“ e<strong>in</strong>es Facettengelenks) ist<br />

ohne Zweifel e<strong>in</strong>e spezifische manuelle<br />

Behandlung nötig<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen leisten e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Beitrag zur Vor- und<br />

Nachsorge bei arthroskopischen<br />

E<strong>in</strong>griffen. Unter diesem Aspekt gab<br />

es beim diesjährigen AGA Kongress<br />

e<strong>in</strong>e, parallel zum Ärztekongress laufende<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-Sitzung mit <strong>in</strong>ternational<br />

renommierten <strong>Physio</strong>therapeutInnen unter<br />

dem Vorsitz von Barbara Wondrasch, PT.<br />

die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-Sitzung war mit rund<br />

hun<strong>der</strong>t TherapeutInnen gut besucht und<br />

e<strong>in</strong>e fachlich <strong>in</strong>formative und erfolgreiche<br />

Veranstaltung.<br />

die vorrangigen Ziele <strong>der</strong> AgA s<strong>in</strong>d:<br />

• För<strong>der</strong>ung des arthroskopisch tätigen<br />

Nachwuchses<br />

• herstellung e<strong>in</strong>es engen Kontaktes<br />

zwischen den auf diesem gebiet tätigen<br />

ÄrztInnen und Ermöglichung des Erfahrungsaustausches<br />

• herstellung von Kontakten zu an<strong>der</strong>en<br />

gesellschaften mit gleichen o<strong>der</strong><br />

verwandten Interessensgebieten<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> praktischen Belange <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Arthroskopie<br />

• Sicherung <strong>der</strong> Qualitätskontrolle<br />

Constance Schlegl, PT<br />

• nach Möglichkeit sollte man auch bzgl.<br />

dosierung, Kraft, Amplitude, … spezifisch<br />

behandeln<br />

Als <strong>Physio</strong>therapeutIn sollte man durch die<br />

langjährige Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>,<br />

se<strong>in</strong>e PatientInnen (wenn nötig) spezifisch zu<br />

behandeln.<br />

Im rahmen des Teachers-Meet<strong>in</strong>g, an<br />

dem KollegInnen aus mehr als 20 Län<strong>der</strong>n<br />

teilnehmen, stand das Thema „Aus- und<br />

Weiterbildung im rahmen des K/E-Konzepts“<br />

im Vor<strong>der</strong>grund, wobei es hauptsächlich<br />

darum g<strong>in</strong>g, ab wann Manipulationen<br />

unterrichtet werden sollten.<br />

die Me<strong>in</strong>ungen reichten von möglichst<br />

bald im rahmen <strong>der</strong> Fachhochschul-Ausbildung<br />

bis erst nach mehrjähriger Berufs- bzw.<br />

Manuelle Therapie-Erfahrung, wobei eher e<strong>in</strong><br />

früher Beg<strong>in</strong>n favorisiert wurde.<br />

Auch die Qualifikation bzw. Ausbildung<br />

<strong>der</strong> MT-InstruktorInnen, sowie verschiedenste<br />

Fragen <strong>der</strong> TeilnehmerInnen wurden<br />

diskutiert.<br />

Christian Körner, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 23


Bildung Buchrezension<br />

BEZAhLTE ANZEIgE<br />

Spr<strong>in</strong>ger Lexikon <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

Herausgeber: Christoff Zalpour<br />

ISBN-10: 3-540-71498-7<br />

ISBN-13: 978-3-540-71498-9<br />

Spr<strong>in</strong>ger Verlag<br />

Erschienen: Mai 2010<br />

NEU<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

Verbandsbibliothek<br />

Das im Mai 2010 erschienene Spr<strong>in</strong>ger –<br />

Lexikon „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>“ <strong>in</strong>formiert <strong>in</strong> knapp<br />

gefassten Kurzdef<strong>in</strong>itionen über Begriffs<strong>in</strong>halte<br />

und <strong>in</strong> rund 1000 ausführlicheren Textbeiträgen<br />

über etwa 80 bekannte physiotherapeutische<br />

Therapieansätze und ­ konzepte (mit<br />

Beschreibung, Therapiepr<strong>in</strong>zipien, Indikationen<br />

usw.).<br />

Zahlreiche Krankheits- und Störungsbil<strong>der</strong> aus orthopädie,<br />

Traumatologie, Neurologie, Innerer Mediz<strong>in</strong>, Pädiatrie usw.<br />

(von Ursachen über ärztliche und physiotherapeutische<br />

Untersuchungs- und Behandlungsh<strong>in</strong>weise bis zur Prognose)<br />

sowie etliche Testverfahren für alle mediz<strong>in</strong>ischen Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

(u.a. mit durchführung, Anwendungsbereichen,<br />

h<strong>in</strong>weisen zu Befund<strong>in</strong>terpretationen) werden <strong>in</strong> diesem<br />

Buch dargestellt.<br />

die Texte<strong>in</strong>träge erschließen sich “auf e<strong>in</strong>en Blick”: Sie<br />

s<strong>in</strong>d klar strukturiert, u.a. mit farbigen Querverweisen,<br />

Wortherleitungen bei Fremdwörtern und englischen<br />

Wortübersetzungen. die Inhalts<strong>in</strong>formationen f<strong>in</strong>den Sie<br />

<strong>in</strong> kurz gefassten, gut verständlich formulierten def<strong>in</strong>itionen.<br />

Verdeutlicht und ergänzt werden sie durch über 1000<br />

zweifarbige Abbildungen und viele Übersichten <strong>in</strong> Tabellen<br />

und Boxen. Schwerpunkt-Beiträge (Essays) vertiefen aktuell<br />

diskutierte Themen (z.B. “Cl<strong>in</strong>ical reason<strong>in</strong>g”, “<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

und gesundheitsmarkt”, “Ausbildung im Ausland”).<br />

Ebenso f<strong>in</strong>den die LeserInnen Informationen über wichtige<br />

Persönlichkeiten <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> Kurzporträts.<br />

herausgeber, Prof. dr. med. Christoff Zalpour war u.a.<br />

ärztlicher Ausbildungsleiter <strong>der</strong> staatlich anerkannten Lehranstalt<br />

für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> im Bildungswerk <strong>der</strong> dAg, Institut<br />

Münsterland. 2003 wurde er zum Professor für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

an <strong>der</strong> Stiftungsfachhochschule osnabrück berufen.<br />

Er ist Beauftragter des Master-Studiengangs <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>/<br />

Ergotherapie/osteopathie (Studiengang <strong>in</strong> Entwicklung,<br />

zusammen mit den hochschulen Fh Münster, Saxion hogeschool<br />

Enschede/NL).<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 24


Fachtagung:<br />

„Lebensqualität<br />

am Lebensende –<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong><br />

End of Life Care“<br />

Am 6. und 7. Mai 2011 f<strong>in</strong>det im Vorfeld zur Generalversammlung<br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong> Graz die <strong>in</strong>ternationale Fachtagung<br />

„Lebensqualität am Lebensende – <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> End of<br />

Life Care“ statt.<br />

Bei <strong>der</strong> Fachtagung werden zentrale<br />

Themen <strong>der</strong> Palliativ- und Hospizversorgung<br />

aufgezeigt und diskutiert.<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong> und Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an <strong>Physio</strong>therapeutInnen stehen<br />

dabei im Mittelpunkt. Themen s<strong>in</strong>d zum<br />

Beispiel: „hospiz- und Palliativversorgung <strong>in</strong><br />

Österreich – Aktueller Stand und Wünsche<br />

<strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>“, „Konkrete Tätigkeitsfel<strong>der</strong><br />

von <strong>Physio</strong>therapeutInnen am<br />

Lebensende“, o<strong>der</strong> auch Fallbeispiele aus<br />

dem stationären und extramuralen Bereich.<br />

Am 15. Oktober wurde <strong>der</strong><br />

10. Wiener Rheumatag unter dem<br />

Motto „Rheumatologie im Wandel<br />

<strong>der</strong> Zeit“ <strong>in</strong> Kooperation von <strong>der</strong> österreichischen<br />

gesellschaft für rheumatologie,<br />

dem Ludwig Boltzmann-Cluster für<br />

rheumatologie, <strong>der</strong> Univ.-Kl<strong>in</strong>ik für Innere<br />

Mediz<strong>in</strong> III Wien und <strong>der</strong> rheuma hilfe<br />

Österreich veranstaltet.<br />

die BesucherInnen hatten neben dem<br />

Besuch <strong>der</strong> gesundheitsstraße unter<br />

an<strong>der</strong>em die Möglichkeit, sich beim<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Stand über die Möglichkeiten<br />

physiotherapeutischer Behandlung<br />

bei Erkrankungen des rheumatischen<br />

Formenkreises zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Bildung Fachtagung 2011<br />

Rheumatag und<br />

Osteoporosetag im<br />

Wiener Rathaus<br />

In <strong>der</strong> hochkarätigen referentInnenliste<br />

f<strong>in</strong>den sich u.a.:<br />

Nigel hartley, director of supportive Care <strong>in</strong><br />

St Christophers hospice London<br />

Birgit Jaspers, Lehrbeauftragte Palliative<br />

Care, Universität Bonn<br />

Prof. dr. herbert Watzke, Lehrstuhl für<br />

Palliativmediz<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Universität Wien,<br />

Präsident <strong>der</strong> österr. Palliativgesellschaft<br />

ra<strong>in</strong>er Sima<strong>der</strong>, Senior <strong>Physio</strong>therapist<br />

St. Christophers hospice London und<br />

Mitglied <strong>der</strong> Fachgruppe <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> 9. Wiener osteoporosetag, veranstaltet<br />

vom Krankenanstaltenverbund hat am<br />

28. oktober ebenfalls im Wiener rathaus<br />

stattgefunden.<br />

Bewegungstherapie spielt e<strong>in</strong>e zentrale<br />

rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung dieser Erkrankung,<br />

ebenso <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention. <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> war mit e<strong>in</strong>em Informationsstand<br />

vor ort, das Beratungsangebot wurde<br />

von den BesucherInnen gerne angenommen.<br />

Auch <strong>der</strong> Vortrag „<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

bewegt“ von Constance Schlegl, PT war<br />

gut besucht und <strong>der</strong> orF brachte dazu<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag <strong>in</strong> <strong>der</strong> TV-Sendung „Wien<br />

heute“.<br />

Constance Schlegl, PT<br />

Lebens �ualitä�<br />

Palliative Care und hospizwesen und <strong>der</strong><br />

Task Force <strong>Physio</strong>therapy <strong>der</strong> European<br />

Association for Palliative Care (EAPC)<br />

Peter Nieland, Leiten<strong>der</strong> <strong>Physio</strong>therapeut<br />

Malteser hospital Bonn. Leiter des Arbeitskreises<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>der</strong> deutschen<br />

gesellschaft für Palliativmediz<strong>in</strong> (dgP) und<br />

Mitglied <strong>der</strong> Task Force <strong>Physio</strong>therapy <strong>der</strong><br />

European Association for Palliative Care<br />

(EAPC)<br />

otto havelka<br />

Besucher rekord<br />

bei „<strong>in</strong>tegra“<br />

Die „<strong>in</strong>tegra“, Österreichs Leitmesse<br />

im Pflege­, Therapie­ und<br />

Rehabilitationsbereich erfreut<br />

sich steigenden Zuspruchs. Auch<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> war vertreten.<br />

drei Tage lang drehte sich bei dieser Fachmesse<br />

<strong>in</strong> Wels Ende September alles um die<br />

Bedürfnisse von Menschen mit handicaps,<br />

<strong>der</strong>en Angehörige und Personen aus dem<br />

Sozial- und gesundheitswesen. Und mit<br />

8100 BesucherInnen verzeichnete die <strong>in</strong>tegra<br />

heuer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en deutlichen Besucherzuwachs.<br />

(Quelle: www.assista.org)<br />

Am Informationsstand von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

konnten sich die BesucherInnen über die<br />

E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

beraten lassen. Weiters war <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Österreichischen<br />

hospizgesellschaft zum Thema<br />

Palliative Care präsent.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 25


Gesundheitspolitik Qualitätsstrategie für das Gesundheitswesen<br />

Bestmögliche<br />

Behandlung für alle<br />

Am 18. Oktober wurde anlässlich <strong>der</strong> „Qualitätskonferenz Gesundheit 2010“<br />

e<strong>in</strong>e nationale Qualitätsstrategie präsentiert. An <strong>der</strong>en Entwicklung haben<br />

unter <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>führung <strong>der</strong> Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), wichtige<br />

AkteurInnen im Gesundheitswesen – vom Gesundheitsm<strong>in</strong>sterium über<br />

Bundeslän<strong>der</strong>, Sozialversicherungen bis h<strong>in</strong> zu PatientInnenvertretungen<br />

und Berufsverbänden, (noch) nicht jedoch die gehobenen mediz<strong>in</strong>ischtechnischen<br />

Dienste – mitgewirkt. „Oberstes Ziel ist es, dass sich die Patient­<br />

Innen darauf verlassen können, dass sie überall <strong>in</strong> diesem Land, auf je<strong>der</strong><br />

Versorgungsstufe die bestmögliche Behandlung bekommen“, betonte Gesundheitsm<strong>in</strong>ister<br />

Alois Stöger. – Auch <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> war durch Mag. Nicole<br />

Muzar, PT (Ressort Berufspolitik) <strong>in</strong> diesem Forum vertreten.<br />

In weiterer Folge sollen die Ziele<br />

operationalisiert und zu konkreten<br />

und überprüfbaren Maßnahmen<br />

weiterentwickelt werden. „das Ziel ist es,<br />

Qualität zum Leitkriterium des österreichischen<br />

gesundheitswesens zu machen“,<br />

sagte Arno Melitopulos, geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> gesundheit Österreich gmbh. „dazu<br />

brauchen wir e<strong>in</strong>e Bündelung unserer<br />

Anstrengungen und mehr Transparenz.“<br />

Es ist wenig überraschend, dass alle<br />

Beteiligten <strong>der</strong> Qualitätssicherung das<br />

Wort redeten. Qualitätsarbeit ist jedoch<br />

nicht nur „Bund- und Län<strong>der</strong>sache“ bzw.<br />

Sache <strong>der</strong> Sozialversicherungsträger.<br />

Es gilt, sich hier als wichtige Akteur<strong>in</strong><br />

im gesundheitswesen, wie die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

e<strong>in</strong>e ist, aktiv e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen und<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er optimalen PatientInnenbetreuung<br />

mitzuarbeiten.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> befasst sich seit geraumer<br />

Zeit mit dem Thema Qualitätssicherung<br />

und <strong>der</strong> entsprechenden Sensibilisierung<br />

und Aufklärung <strong>der</strong> Berufsangehörigen.<br />

diese Initiativen werden ab 2011 weiter<br />

verstärkt, unter Berücksichtigung bzw.<br />

auch unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> österreichischen<br />

Qualitätsstrategie.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> „Qualitätskonferenz gesundheit<br />

2010“ wurde auch die neue Qualitätsplattform(http://www.qualitaetsplattform.at)<br />

<strong>der</strong> gesundheit Österreich<br />

präsentiert. Qualitätsverantwortliche <strong>in</strong><br />

gesundheitse<strong>in</strong>richtungen sollen damit<br />

<strong>in</strong> Zukunft die Möglichkeit haben, sich<br />

rasch und e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

Strukturen, Instrumente und Projekte im<br />

Bereich <strong>der</strong> Qualitätsarbeit zu verschaffen.<br />

Vorerst ist die Teilnahme an <strong>der</strong><br />

Qualitätsplattform nur für Krankenhäuser<br />

möglich. Ab 2011 werden auch rehabilitationse<strong>in</strong>richtungen<br />

ihre daten e<strong>in</strong>geben<br />

können. Langfristig soll die Plattform für<br />

alle gesundheitsdiensteanbieter offen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

BEZAhLTE ANZEIgE<br />

Knapp zwei Jahre ist es her, dass<br />

die Österreichische Gesellschaft<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheilkunde<br />

den (f<strong>in</strong>anziell) erschwerten Zugang zu<br />

Therapien für K<strong>in</strong><strong>der</strong> als „K<strong>in</strong>desmisshandlung“<br />

tadelte und daher Kostenfreiheit<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>therapien for<strong>der</strong>te.<br />

Es folgten parlamentarische<br />

Anträge und Anfragen, aber außer<br />

Stapeln bedruckten Papiers<br />

ist bis dato nichts herausgekommen.<br />

– Nun präsentierte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt<br />

und Vertreter <strong>der</strong> „Politischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>mediz<strong>in</strong>“, dr. rudolf Püspök neue<br />

Zahlen zum Thema.<br />

Ergebnis: Bei hohen Selbstkosten<br />

werden nur wenige K<strong>in</strong><strong>der</strong> behandelt. In<br />

deutschland, wo die Krankenversicherungen<br />

die Therapiekosten übernehmen, werden<br />

bis zu fünfmal mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong> behandelt<br />

als beispielsweise bei <strong>der</strong> Wiener o<strong>der</strong><br />

Steirischen gebietskrankenkassa. die gesetzlichen<br />

Krankenkassen <strong>in</strong> deutschland<br />

geben für Ergotherapie, Logopädie und<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Summe<br />

sechsmal so viel, die Allg. ortskrankenkassen<br />

(AoK) als größte deutsche<br />

Krankenkassa sogar zehnmal so viel<br />

(siehe Tabelle 2).<br />

dabei gibt es <strong>in</strong> Österreich wesentliche<br />

strukturelle und regionale Unterschiede.<br />

In Ambulatorien, wo ke<strong>in</strong>e Selbstkosten<br />

anfallen, kommen die TherapeutInnen mit<br />

dem Behandeln nicht nach: Im Ambulatorium<br />

„Sonnensche<strong>in</strong>“ <strong>in</strong> St. Pölten wurden<br />

seit Anfang 2009 knapp 1500 K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

behandelt. die Wartezeiten betragen bis<br />

zu e<strong>in</strong>em Jahr. <strong>der</strong>zeit warten rund 800<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>en Therapieplatz.<br />

In den vier Wiener Entwicklungsambulatorien<br />

betrug die Wartezeit 2009 bis<br />

zu 24 Monate, 850 K<strong>in</strong><strong>der</strong> standen auf<br />

e<strong>in</strong>er Warteliste, m<strong>in</strong>destens 700 K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

wurden abgewiesen.<br />

deutlich besser ist die Versorgungssituation<br />

<strong>in</strong> Vorarlberg. dort wird e<strong>in</strong><br />

großteil <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

über den „Arbeitskreis Sozialmediz<strong>in</strong>“<br />

(AKS), <strong>der</strong> von Land und Krankenkassen<br />

f<strong>in</strong>anziert wird, <strong>in</strong> sieben Zentren mit Therapien<br />

versorgt. Wartezeiten gibt es kaum.<br />

Pro Therapiestunde wird den Eltern e<strong>in</strong><br />

Selbstbehalt von 5,50 Euro verrechnet,<br />

bei „sozialer Indikation“ wird darauf aber<br />

verzichtet. die Folge: die Behandlungszahlen<br />

liegen deutlich über denen <strong>in</strong> den<br />

meisten an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

da es <strong>in</strong> Österreich kaum freiberufliche<br />

TherapeutInnen gibt, die wie Ambulatorien<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 26


Gesundheitspolitik Hohe Kosten bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>therapien<br />

Aufwand <strong>der</strong> Krankenkassen<br />

<strong>in</strong> Euro pro<br />

Versichertem/r unter<br />

15 Jahren für Ergo-, Logo-<br />

und <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>/<br />

nur <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

im Jahr 2009 1<br />

FoTo: © ISToCKPhoTo.CoM/dEBBISMIrNoFF<br />

AOK (D) 2<br />

109,6<br />

Deutschland<br />

direkt mit <strong>der</strong> Krankenkassa verrechnen<br />

können, müssen die Eltern dort die Therapien<br />

vorf<strong>in</strong>anzieren und erhalten dann<br />

e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong> Kosten rückerstattet (siehe<br />

Tabelle 1). das ist für viele Familien so<br />

kostspielig, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> erst gar nicht<br />

zur Therapie kommen.<br />

<strong>der</strong> gesundheitssprecher <strong>der</strong> grünen,<br />

Kurt grünewald, for<strong>der</strong>te daher Ende<br />

oktober – wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal – kostenfreie<br />

Therapien für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> Österreich, sowie e<strong>in</strong>en „verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Stufenplan zur Beseitigung von<br />

Versorgungs defiziten“ samt verb<strong>in</strong>dlichen<br />

F<strong>in</strong>anzierungsplänen.<br />

realistisch betrachtet haben diese<br />

For<strong>der</strong>ungen – zum<strong>in</strong>dest aus ökonomischer<br />

Sicht – <strong>der</strong>zeit weniger Chancen auf<br />

Erfüllung als noch vor zwei Jahren. In den<br />

Krankenkassen regiert <strong>der</strong> rotstift, Bund<br />

und Län<strong>der</strong> schnappen f<strong>in</strong>anziell nach<br />

Alle Jahre wie<strong>der</strong> die<br />

gleiche Bescherung<br />

Ne<strong>in</strong>, das ist ke<strong>in</strong>e fröhliche Weihnachtsgeschichte. Trotzdem kommt<br />

sie alle Jahre wie<strong>der</strong> wie das sprichwörtliche Christk<strong>in</strong>d: In Österreich<br />

s<strong>in</strong>d therapeutische Behandlungen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> – <strong>Physio</strong>-, Ergo,- Psychotherapie<br />

o<strong>der</strong> Logopädie – Mangelware, weil kostspielig. Aktuelle Daten<br />

liefern e<strong>in</strong> im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich beschämendes Bild.<br />

GKV (D) 3<br />

65,2/14,0<br />

AKS Vbg. 4<br />

56,3/14,8<br />

Österreich<br />

Luft. Sozialleistungen werden auch im gesundheitsbereich<br />

gekürzt o<strong>der</strong> gestrichen.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt Püspök schüttelt darüber nur<br />

den Kopf: Wären alle Therapien für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendliche kostenfrei, würde das<br />

„rund 50 bis 70 Millionen Euro pro Jahr“<br />

Mehrausgaben für die Krankenkassen<br />

bedeuten. Aber chronische Erkrankungen<br />

aufgrund nicht erfolgter Therapien bei<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n kosten e<strong>in</strong> Vielfaches – von den<br />

belastenden Folgen für an<strong>der</strong>e Familienmitglie<strong>der</strong><br />

ganz abgesehen.<br />

otto havelka<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung von<br />

Therapien ist für viele<br />

Familien nicht leistbar.<br />

Viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> bleiben<br />

daher ohne Therapie.<br />

Die GKVs (Pflichtversicherungen)<br />

<strong>in</strong> Deutschland geben für Ergotherapie,<br />

Logopädie und <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Summe<br />

6x so viel, die AOK 10x so viel wie<br />

die Wiener o<strong>der</strong> Steirische GKK aus.<br />

OÖGKK<br />

27,5/7,5<br />

WGKK<br />

10,8/3,4<br />

StGKK<br />

9,2/6,8<br />

1 AoK für 2008, sonst 2009<br />

2 größte Krankenversicherung <strong>in</strong> d, über 3 Mio.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche bis 15 Jahre<br />

3 gesetzliche Krankenversicherung = Summe<br />

aller Pflichtversicherungen <strong>in</strong> d, ca. 9,3 Mio<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche bis 15 Jahre<br />

4 AKS Vbg. pro K<strong>in</strong>d < 15 Vbg.<br />

Tabelle 1<br />

Kosten <strong>in</strong> Euro durch Therapien bei<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen TherapeutInnnen<br />

ohne Direktverrechnung mit <strong>der</strong><br />

Kranken kasse pro Stunde<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

ErgotherapieLogotherapiePsychotherapie<br />

Erstattung Eigen-<br />

Kosten – Zuschuss leistung<br />

65 – 75 22 – 40 25 – 53<br />

60 – 70 17 – 40 20 – 53<br />

65 – 75 30 – 50 15 – 45<br />

60 – 100 21,8 48 – 78<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 27


Berufspolitik 1. MTD-Forum<br />

Vieles bleibt noch ungelöst<br />

Am 5. November veranstaltete MTD­<strong>Austria</strong> das 1.MTD­Forum, das sich im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es berufspolitischen Austausches Zukunftsthemen rund um das<br />

Gesundheitswesen und standespolitisch „heißen Eisen“ widmete.<br />

„Das Gesundheitswesen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Gesamtheit wird sich verän<strong>der</strong>n<br />

müssen, sollen die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Zukunft bewältigt werden“,<br />

zeigten sich ExpertInnen beim 1. MTd-<br />

Forum e<strong>in</strong>ig. Und die Liste <strong>der</strong> herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

ist lang: Insgesamt müssten die<br />

demografische Situation genauso wie <strong>der</strong><br />

Wertewandel <strong>der</strong> gesellschaft <strong>in</strong> alle Überlegungen<br />

e<strong>in</strong>bezogen, randthemen wie Migration<br />

o<strong>der</strong> Ökologie dürften nicht ausgeklammert<br />

werden. Ökonomische gesichtspunkte<br />

<strong>in</strong>nerhalb des gesundheitswesens müssten<br />

besser mit Qualitätsüberlegungen und<br />

tatsächlicher Effizienz für die Menschen/PatientInnen<br />

verknüpft werden. Interdiszipl<strong>in</strong>arität<br />

und Zusammenarbeit aller im gesundheitswesen<br />

Tätigen auf allen Ebenen wird<br />

künftig e<strong>in</strong> „Muss“ darstellen. – Intransparente<br />

Strukturen <strong>in</strong> Sachen F<strong>in</strong>anzierung<br />

müssten bere<strong>in</strong>igt, Strukturreformen mutig<br />

angegangen werden. gesundheitsziele und<br />

e<strong>in</strong> gesundheitsfahrplan müssten jeweils für<br />

drei bis fünf Jahre festgelegt werden, um an<br />

den so def<strong>in</strong>ierten Zielen s<strong>in</strong>nvoll arbeiten<br />

zu können. Unisono auch <strong>der</strong> Wunsch nach<br />

e<strong>in</strong>er Zusammenlegung <strong>der</strong> gesundheits-<br />

und Sozialressorts auf M<strong>in</strong>isteriumsebene.<br />

Österreich müsse zudem erkennen, dass es<br />

„nicht alle<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> Welt“ sei: Themen wie<br />

Cross-Bor<strong>der</strong> healthcare, län<strong>der</strong>übergreifende<br />

gesundheitsstrukturen, etc. müssten<br />

schnellstmöglich diskutiert werden.<br />

Die heißen Eisen <strong>der</strong> MTD-Berufe<br />

Für die MTd-Berufe s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit Fragestellungen<br />

rund um Ausbildung und<br />

Weiterbildung, die Professionalisierung <strong>der</strong><br />

MTd-Berufe <strong>in</strong>sgesamt und – vor allem<br />

im Vorfeld von ELgA – die registrierung<br />

<strong>der</strong> Berufsgruppenangehörigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

FoToS: ALICE SChNÜr, WWW.PhoTo-SChNUEr.CoM / © MTd-AUSTrIA<br />

Berufsregister beson<strong>der</strong>s „brennend“.<br />

Während die Ausbildung für alle MTd-Berufe<br />

mittlerweile an Fachhochschulen stattf<strong>in</strong>det<br />

(<strong>der</strong>zeit laufen 41 Ausbildungsgänge), ist<br />

von e<strong>in</strong>er angestrebten durchgängigkeit<br />

<strong>der</strong> akademischen Ausbildung bis h<strong>in</strong> zum<br />

Post-doc ke<strong>in</strong>e rede. Bei <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

erteilte Bundesm<strong>in</strong>ister Alois Stöger<br />

diesen Plänen sowie dem Wunsch nach<br />

e<strong>in</strong>er Bundesf<strong>in</strong>anzierung für Bachelor- und<br />

Master-Lehrgänge allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e klare<br />

Absage, weil es unter an<strong>der</strong>em dazu auch<br />

<strong>der</strong>zeit nicht vorhandener f<strong>in</strong>anzieller Mittel<br />

bedürfe.<br />

In Sachen registrierung ist offen, wer e<strong>in</strong>e<br />

solche durchführen soll. Arbeiter kammer<br />

und Wirtschaftskammer Österreich buhlen<br />

um die Zusage, e<strong>in</strong> Umstand, <strong>der</strong> für<br />

MTd-<strong>Austria</strong>-Präsident<strong>in</strong> gabriele Jaksch<br />

„nicht akzeptabel“ ist. Erstens könnten die<br />

genannten organisationen nie die gesamtheit<br />

<strong>der</strong> MTd-Berufsangehörigen vertreten<br />

(angestellt/freiberuflich), zweitens sei MTd-<br />

<strong>Austria</strong> gut gerüstet, die registrierung ab<br />

sofort analog zur Ärzteliste <strong>der</strong> Österreichischen<br />

Ärztekammer selbst durchzuführen.<br />

Vorleistungen wurden erbracht: Immerh<strong>in</strong><br />

haben sich via MTd-Berufsverbände schon<br />

mehr als 10.000 MTd auf freiwilliger Basis<br />

registrieren lassen. Beim 1. MTd-Forum<br />

ließ gesundheitsm<strong>in</strong>ister Stöger jedoch<br />

wissen, dass es se<strong>in</strong> Bestreben sei, diesen<br />

Streitpunkt „bis zum Ende dieser Funktionsperiode“<br />

zu bere<strong>in</strong>igen.<br />

For<strong>der</strong>ungen an die Politik<br />

Weitere Punkte, die MTd-<strong>Austria</strong> als<br />

For<strong>der</strong>ungen an die Politik formuliert hat:<br />

1. Alle Leistungen <strong>der</strong> MTd-Berufsgruppen<br />

sollen „auf Krankensche<strong>in</strong>“ zu beziehen<br />

se<strong>in</strong>. damit soll e<strong>in</strong>e gleichstellung aller<br />

freiberuflich erbrachten MTd-Leistungen<br />

<strong>in</strong> h<strong>in</strong>blick auf die refundierungs- und<br />

Abrechnungsmöglichkeit mit den gebietskrankenkassen<br />

nach dem ASVg erreicht<br />

werden und e<strong>in</strong>e gleichbehandlung von<br />

PatientInnen unabhängig von Erkrankung,<br />

Wohnort o<strong>der</strong> Versicherungsverhältnis möglich<br />

gemacht werden. Ebenso sollen damit<br />

die extramurale Versorgung gesichert und<br />

Folgekosten reduziert werden.<br />

2. Mitgestaltung statt Ausgrenzung. die<br />

gehobenen mediz<strong>in</strong>isch-technischen<br />

dienste als drittgrößte gruppe von Leistungserbr<strong>in</strong>gern<br />

im gesundheitswesen s<strong>in</strong>d<br />

gegenwärtig <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>en Kommissionen o<strong>der</strong><br />

gremien vertreten, die das gesundheitssystem<br />

steuern und haben somit ke<strong>in</strong>e aktive<br />

Stimme im gesundheitssystem.<br />

3. Neue rechts<strong>in</strong>strumente für Patient-<br />

Innensicherheit. Es müssen neue rechts<strong>in</strong>strumente<br />

geschaffen werden, damit die<br />

Schutzregelungen für die PatientInnen auch<br />

real durchsetzbar werden. Auch solche<br />

regelungen gibt es <strong>in</strong> Österreich, z.B. die<br />

strafrechtliche Untersagung <strong>der</strong> Ausübung<br />

des heilpraktikerwesens für Nichtärzt-<br />

Innen. regelungen dieser Art s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />

( lei<strong>der</strong>) auch für den MTd-Bereich<br />

erfor<strong>der</strong>lich.<br />

MTd-<strong>Austria</strong><br />

Info-Tipp<br />

Gesundheitsm<strong>in</strong>ister<br />

Alois Stöger<br />

und MTD­<strong>Austria</strong>­<br />

Präsident<strong>in</strong><br />

Gabriele Jaksch<br />

wollen “StreitpunktRegistrierung”<br />

bere<strong>in</strong>igen<br />

Nähere Informationen zum 1. MTD-Forum<br />

f<strong>in</strong>den Sie auf <strong>der</strong> Website von MTD-<br />

<strong>Austria</strong>: www.mtd-austria.at/presse/<br />

mtd-forum2010<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 28


Berufspolitik NÖ Pflegeheime<br />

NÖ will <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong><br />

Landes­Pflegeheimen streichen<br />

Viele PatientInnen <strong>in</strong> mehr als 30 NÖ Landespflegeheimen werden<br />

künftig auf wichtige Therapien (<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>, Ergotherapie)<br />

verzichten müssen. Denn die NÖ Landesregierung plant, sämtliche<br />

<strong>Physio</strong>­ und ErgotherapeutInnen <strong>in</strong> ihren Landespflegeheimen<br />

abzubauen. Ausgenommen ist davon nur e<strong>in</strong>e Handvoll so genannter<br />

Schwerpunktheime, <strong>in</strong> denen PflegepatientInnen nur übergangsweise<br />

aufgenommen werden.<br />

LangzeitpflegepatientInnen, die<br />

<strong>in</strong> Pflegeheimen wohnen, müssten<br />

<strong>in</strong> Zukunft freiberufliche<br />

<strong>Physio</strong> therapeutInnen für ihre<br />

Behandlungen anfor<strong>der</strong>n. das betrifft<br />

schätzungsweise 4.000 bis 5.000 Pflegebedürftige.<br />

da es <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>österreich<br />

ke<strong>in</strong>e Krankenkassenverträge mit <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

gibt, müssten die PflegeheimbewohnerInnen<br />

ihre Therapien selbst<br />

bezahlen und würden dann nur e<strong>in</strong>en Teil<br />

<strong>der</strong> Kosten rückerstattet bekommen.<br />

„In <strong>der</strong> Praxis bedeutet das, dass e<strong>in</strong><br />

großteil <strong>der</strong> Betroffenen ke<strong>in</strong>e Therapien<br />

mehr bekommt“ warnt Ute Eberl, MSc,<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> für den<br />

extramuralen Bereich. denn PflegeheimbewohnerInnen<br />

verfügen nur über e<strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>ges „Taschengeld“, das nicht e<strong>in</strong>mal<br />

für den Selbstbehalt <strong>der</strong> Therapiekosten<br />

reicht. Zurzeit steht gut jede/r zweite<br />

PflegeheimbewohnerIn <strong>in</strong> physiotherapeutischer<br />

Behandlung.<br />

heimbewohnerInnen, die auf <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

angewiesen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d meist<br />

<strong>in</strong> ihrer grundmobilität auf hilfestellung<br />

und therapeutischen E<strong>in</strong>satz angewiesen<br />

(gangtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Bewegungstherapie…), weil<br />

sie ansonsten von Bettlägerigkeit bedroht<br />

s<strong>in</strong>d, was im Verlauf zu Folgeerkrankungen<br />

wie dekubitus, Pneumonie o<strong>der</strong> durch<br />

Bewegungsmangel bed<strong>in</strong>gte Schmerzzustände<br />

und Bewegungse<strong>in</strong>schränkungen<br />

führt. <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> muss Teil <strong>der</strong><br />

rout<strong>in</strong>eversorgung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pflegeheim<br />

se<strong>in</strong>, da sonst ke<strong>in</strong>e optimale Selbstständigkeit<br />

und Schmerzfreiheit von Patient-<br />

Innen gewährleistet werden kann. „durch<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> wird die Selbstständigkeit<br />

von geriatrischen PatientInnen erhalten<br />

und geför<strong>der</strong>t, was e<strong>in</strong>e gleichzeitige<br />

Kostenreduktion von Pflegeaufwand und<br />

ger<strong>in</strong>gere mediz<strong>in</strong>isch-<strong>in</strong>vasive E<strong>in</strong>griffe<br />

bedeutet“, erklärt Eberl.<br />

Selbst für jene PatientInnen, für <strong>der</strong>en<br />

physiotherapeutische Behandlung<br />

zum Beispiel Angehörige aufkommen,<br />

bedeutet die Auslagerung <strong>der</strong> Therapie<br />

e<strong>in</strong>e massive Verschlechterung. <strong>der</strong>zeit<br />

orientieren sich die Maßnahmen an den<br />

jeweiligen gegebenheiten vor ort. Bei<br />

Bedarf kann durch das ständige Vorhandense<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er/s TherapeutIn sofort auf<br />

e<strong>in</strong>e akute Problematik e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden. Bei ger<strong>in</strong>ger Belastbarkeit <strong>der</strong><br />

betreuten Person kann die Therapie unterbrochen<br />

und zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />

fortgeführt werden (dies ist e<strong>in</strong>e häufige<br />

Vorgehensweise im geriatrischen Bereich).<br />

durch das Therapieangebot vor ort kann<br />

auch auf Schwierigkeiten <strong>der</strong> betreuenden<br />

Pflegepersonen e<strong>in</strong>gegangen, das Therapieangebot<br />

auf die jeweiligen Bedürfnisse<br />

abgestimmt, sowie im geriatrischen Team<br />

kommuniziert werden.<br />

Absurde Arbeitsplatz-Politik<br />

<strong>der</strong>zeit s<strong>in</strong>d 50 <strong>Physio</strong>therapeutInnen <strong>in</strong><br />

den NÖ Landespflegeheimen beschäftigt.<br />

rund 20 Prozent haben befristete<br />

Arbeitsverträge, die auslaufen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Teil könnte <strong>in</strong> Schwerpunktheimen<br />

o<strong>der</strong> Landeskl<strong>in</strong>iken unterkommen, <strong>der</strong><br />

überwiegende rest wäre gezwungen,<br />

freiberuflich tätig zu se<strong>in</strong>.<br />

dies ist <strong>in</strong>sofern absurd, als erst kürzlich<br />

an den Fachhochschulen St. Pölten<br />

und Krems 30 neue Ausbildungsplätze<br />

für <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> geschaffen wurden<br />

und nun <strong>der</strong>en zukünftige Arbeitsplätze<br />

drastisch gekürzt werden sollen.<br />

Womit – nebenbei bemerkt – auch die<br />

Praktikumsplätze für die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>-<br />

StudentInnen verloren gehen.<br />

otto havelka<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 29


BEZAhLTE ANZEIgE<br />

Berufspolitik „Atlasprofilax-Methode“<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>bobath-<br />

Son<strong>der</strong>ausbildung<br />

Mehr Sicherheit für<br />

PatientInnen<br />

Ausbildungsort:<br />

Wiener Sozialdienste, Camillo-Sitte-Gasse 6, 1150 Wien<br />

Nähere Informationen:<br />

bobath@wiso.or.at, Tel. +43 (0)1 98 121-1120<br />

Wiener Sozialdienste, Camillo-Sitte-Gasse 6, 1150 Wien<br />

Tel. +43 (0)1 98 121-1120, Fax +43 (0)1 98 121-91120<br />

bobath@wiso.or.at, www.wienersozialdienste.at<br />

Schon seit Langem warnt <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

vor Therapieangeboten nach <strong>der</strong> so<br />

genannten „Atlasprofilax­Methode“, die<br />

immer wie<strong>der</strong> von gewerblichen, nicht<br />

mediz<strong>in</strong>isch befähigten Kräften zur<br />

Korrektur des verme<strong>in</strong>tlich verschobenen<br />

o<strong>der</strong> ausgerenkten ersten Halswirbels<br />

(Atlas) angepriesen werden.<br />

Nun gibt es dazu e<strong>in</strong> rechtskräftiges<br />

Gerichtsurteil.<br />

Der Bundesverband <strong>der</strong> <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

Österreichs vertrat<br />

seit jeher den Standpunkt, dass<br />

<strong>der</strong>artige Therapieangebote für<br />

PatientInnen e<strong>in</strong> erhebliches gesundheits<br />

risiko <strong>in</strong> sich bergen. denn es<br />

handelt sich dabei nicht um e<strong>in</strong>e – wie die<br />

Bezeichnung vermuten lässt – Vorsorge-<br />

(Prophylaxe-) Methode, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e<br />

Krankenbehandlung, die ohne vorherige<br />

röntgenuntersuchung, Sicherheitstests<br />

und h<strong>in</strong>terfragen eventueller Kontra<strong>in</strong>dikationen<br />

für die Behandelten auch<br />

e<strong>in</strong>e gesundheitsgefährdung nach sich<br />

ziehen könnte. E<strong>in</strong>e solche Behandlung<br />

ist nach umfassen<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Abklärung daher ÄrztInnen und nach<br />

<strong>der</strong>en Anordnung <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

vorbehalten und nur von diesen vorzunehmen,<br />

warnte <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>.<br />

dieser Ansicht schloss sich nun auch das<br />

handelsgericht Wien im rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Prozesses an, den <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> angestrengt<br />

hatte. <strong>der</strong>artige Behandlungen<br />

erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e physiotherapeutische<br />

Ausbildung und die Befugnis zu e<strong>in</strong>er<br />

Berufsausübung laut MTd-gesetz o<strong>der</strong><br />

als ÄrztIn.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Präsident<strong>in</strong> Silvia Mériaux-<br />

Kratochvila zeigt sich mit dem Urteil<br />

zufrieden: „Es br<strong>in</strong>gt mehr Sicherheit für<br />

die PatientInnen“.<br />

otto havelka<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 30


Berufspolitik „Atlasprofilax-Methode“<br />

IM NAMEN DER REPUBLIK<br />

39 Cg 11/07x<br />

Das Handelsgericht Wien erkennt durch den Richter Dr. He<strong>in</strong>z­Peter Sch<strong>in</strong>zel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rechtssache <strong>der</strong> klagenden<br />

Partei P hysio <strong>Austria</strong>, Bundesverband <strong>der</strong> <strong>Physio</strong>therapeutInnen Österreichs, 1060 Wien,<br />

L<strong>in</strong>ke Wienzeile 8/28, vertreten durch Ferner Hornung & Partner Rechtsanwälte GmbH, 5020 Salzburg,<br />

Hellbrunner Straße 11, wi<strong>der</strong> die beklagte Partei I sabelle Hauser, Unternehmer<strong>in</strong>, 1020 Wien,<br />

Obere Donaustraße 43/1/21, vertreten durch Frie<strong>der</strong>s, Tassul & Partner, Rechtsanwälte, 1010 Wien, Stadiongasse<br />

6–8, wegen Unterlassung und Veröffentlichung (Gesamtstreitwert: EUR 41. 000,–) nach öffentlicher<br />

mündlicher Streitverhandlung zu Recht:<br />

1. Die beklagte Partei ist gegenüber <strong>der</strong> klagenden Partei schuldig, es im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken<br />

des Wettbewerbs zu unterlassen, Leistungen, die <strong>Physio</strong>therapeutInnen vorbehalten s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

Behandlungen im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em verme<strong>in</strong>tlich ausgerenkten Atlas (= erster Halswirbel) anzukündigen,<br />

anzubieten o<strong>der</strong> vorzunehmen, sofern sie nicht über die hiefür erfor<strong>der</strong>liche Ausbildung des<br />

physiotherapeutischen Dienstes o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gleichwertige Ausbildung verfügt und sie nicht zur freiberuflichen<br />

Ausübung nach dem Gesetz über die Regelung <strong>der</strong> gehobenen mediz<strong>in</strong>isch­technischen Dienste (MTD­<br />

Gesetz), BGBl Nr. 460/1992 idgF, o<strong>der</strong> zur Ausübung des Arztberufes befugt ist.<br />

Der 4. Universitätslehrgang für<br />

Sportphysiotherapie startet im Herbst 2011<br />

Beg<strong>in</strong>n: 05.10.2011<br />

Ende <strong>der</strong> Anmeldefrist: 01.03.2011<br />

Studiendauer: 4 Semester berufsbegleitend<br />

Studienabschluss: „Master of Sports <strong>Physio</strong>therapy“<br />

(<strong>in</strong> Kurzform: MSPhT)<br />

Zulassungsvoraussetzung:<br />

• <strong>der</strong> Abschluss e<strong>in</strong>es Fachhochschulstudienganges für<br />

<strong>Physio</strong> therapie o<strong>der</strong><br />

• <strong>der</strong> Abschluss e<strong>in</strong>er Ausbildung gemäß „Krankenpflegegesetz“<br />

BgBL 102<br />

aus 1961, bzw. MTd-gesetz BgBL 1992/460 o<strong>der</strong><br />

• e<strong>in</strong> gleichwertiger <strong>in</strong>- o<strong>der</strong> ausländischer Abschluss<br />

• Interesse an den Themen Sport, Prävention und<br />

rehabilitation<br />

Gesamtkosten geplant: € 10.000,–<br />

Veranstalter: Universität Wien, Zentrum für<br />

Sportwissenschaften und<br />

Universitätssport geme<strong>in</strong>sam mit <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong><br />

Kontakt: <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Bildungsreferat<br />

Mag. Eva Eisl (eva.eisl@physioaustria.at, T: 01 587 99 51 20)<br />

Nähere Informationen auf<br />

www.physioaustria.at<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 31


Upledger CranioSacral Therapy®<br />

Berufspolitik Porträt: Dorothea Hasl<strong>in</strong>ger<br />

E<strong>in</strong>e spezielle komplementäre Therapieform<br />

für Regenerations- und Reorganisationsprozesse<br />

des Faszien Systems.<br />

Barral Viszerale Manipulation®<br />

E<strong>in</strong>e spezielle Therapieform von<br />

Jean-Pierre Barral für Organe, die <strong>in</strong> starker<br />

Wechselwirkung mit dem muskuloskelettalen<br />

System steht.<br />

Das Kursprogramm des<br />

Upledger Institut Österreich<br />

be<strong>in</strong>haltet zahlreiche Techniken<br />

und Behandlungsoptionen speziell für<br />

<strong>Physio</strong>-TherapeutInnen.<br />

Kostenlos anfor<strong>der</strong>n unter:<br />

www.upledger.at<br />

Upledger Institut Österreich<br />

Sparbersbachg. 63 | 8010 Graz<br />

Tel.: 0316/84 00 50-0 | Fax: 84 00 50-3<br />

E-Mail: office@upledger.at<br />

www.upledger.at<br />

www.barral.at<br />

BEZAhLTE ANZEIgE<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Welt als die<br />

Praxisliege<br />

Dorothea Hasl<strong>in</strong>ger ist „e<strong>in</strong>e Suchende <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Beruf“. Ihr Beruf ist <strong>Physio</strong>therapeut<strong>in</strong>. Am 23. Februar<br />

dieses Jahres hat sie wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal etwas gefunden:<br />

e<strong>in</strong>e neue Aufgabe. Bei <strong>der</strong> ersten Sitzung<br />

<strong>der</strong> neuen <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>­Fachgruppe „Arbeit und<br />

Gesundheit“ übernahm sie <strong>der</strong>en Leitung. Ihr Ziel:<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement soll e<strong>in</strong><br />

wesentliches Standbe<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Prävention werden.<br />

Steckbrief Dorothea Hasl<strong>in</strong>ger<br />

Liebl<strong>in</strong>gsbuch: <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>z/ Anto<strong>in</strong>e de Sa<strong>in</strong>t-<br />

Exupéry<br />

Liebl<strong>in</strong>gsmusik: – höre, je nach Laune, fast alles gerne<br />

Liebl<strong>in</strong>gsmaler: Arik Brauer<br />

Liebl<strong>in</strong>gssatz: gelassenheit beg<strong>in</strong>nt im Kopf<br />

Liebl<strong>in</strong>gsort: My home is my castle<br />

Liebl<strong>in</strong>gstier: Affe und unser Kater Clearance<br />

Liebl<strong>in</strong>gsspeise: gesundes aus <strong>der</strong> region<br />

Liebl<strong>in</strong>gsbeschäftigung: Mit <strong>der</strong> Familie und<br />

Freunden was unternehmen. den Augenblick<br />

genießen<br />

Me<strong>in</strong>e größte Stärke: Netzwerken und dem<br />

Menschen, <strong>der</strong> gerade vor mir ist, zu begegnen und<br />

ihm zuhören.<br />

Me<strong>in</strong>e größte Schwäche: Schokolade<br />

Me<strong>in</strong> größter Erfolg: Zufriedenheit<br />

Was mich ärgert: Zeitfresser<br />

Ich würde gerne 1 Tag verbr<strong>in</strong>gen mit: dem<br />

Träger des alternativen Nobelpreises Erw<strong>in</strong> Kräutler<br />

„Berufspolitik“ ist für mich: Sehr wichtig.<br />

Wir brauchen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vertretung um<br />

im gesundheits wesen e<strong>in</strong>en stabilen Platz zu<br />

bestreiten. Wichtig ist, dass wir nach außen<br />

Stabilität präsentieren und <strong>in</strong>tern an unseren Zielen<br />

arbeiten. Ich setze mich gerne für me<strong>in</strong>en Bereich<br />

<strong>der</strong> Fachgruppe Arbeit und gesundheit e<strong>in</strong> und b<strong>in</strong><br />

froh um das starke Team im rücken.<br />

Me<strong>in</strong> Arbeitsplatz ist … für mich e<strong>in</strong> geben und<br />

Nehmen<br />

An me<strong>in</strong>em Beruf mag ich am meisten: die<br />

Vielseitigkeit<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 32


Dort, wo sich schon seit e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren Fitnesstra<strong>in</strong>er, Äpfelverkäufer<br />

und Aufsteller von Wasser spen<strong>der</strong>n<br />

die Kl<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> die Hand drücken,<br />

ist es an <strong>der</strong> Zeit, dass <strong>Physio</strong>therapeut-<br />

Innen mit professionellen Konzepten zur<br />

betrieblichen gesundheitsvorsorge die<br />

regie übernehmen, glaubt hasl<strong>in</strong>ger. „die<br />

Betriebe kommen zunehmend unter druck,<br />

etwas Profundes für die gesundheit ihrer<br />

MitarbeiterInnen zu tun“, sagt die Welser<br />

<strong>Physio</strong>therapeut<strong>in</strong>.<br />

hasl<strong>in</strong>ger will e<strong>in</strong> standardisiertes Programm<br />

erarbeiten, das den rahmen e<strong>in</strong>es<br />

betrieblichen gesundheitsmanagements unter<br />

physiotherapeutischer Leitung def<strong>in</strong>iert:<br />

Analyse des Ist-Zustandes – Präsentation<br />

<strong>der</strong> Analyse – Workshops zu den Problemstellungen<br />

– Umsetzung von Maßnahmen.<br />

herauskommen soll e<strong>in</strong> „angebotsreifes<br />

Konzept“, das von <strong>Physio</strong>therapeutInnen –<br />

unabhängig von <strong>der</strong> Branche des betreuten<br />

Betriebes – vorgelegt werden kann. die<br />

konkreten Inhalte und Maßnahmen s<strong>in</strong>d freilich<br />

von den jeweiligen Betrieben (Branchen)<br />

und den <strong>Physio</strong>therapeutInnen abhängig.<br />

– Kommenden Mai will die Fachgruppe das<br />

Konzept abschnittsweise vorstellen.<br />

Nach ihrer <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>ausbildung<br />

<strong>in</strong> deutschland merkte hasl<strong>in</strong>ger schon<br />

bald „das Krankenhaus ist nicht me<strong>in</strong>’s“<br />

und gründete e<strong>in</strong>e eigene Praxis mit<br />

Schwerpunkt orthopädie. die zahlreichen<br />

Bandscheibenvorfälle ihrer PatientInnen<br />

Dorothea Hasl<strong>in</strong>ger: Betriebliche<br />

Gesundheitsvorsorge beg<strong>in</strong>nt mit<br />

e<strong>in</strong>er Analyse <strong>der</strong> Arbeitsvorgänge<br />

Berufspolitik Porträt: Dorothea Hasl<strong>in</strong>ger<br />

FoTo: PrIVAT<br />

FoTo: PrIVAT<br />

schrien förmlich nach Ursachen-Forschung,<br />

und hasl<strong>in</strong>ger begann, die Arbeitsplätze<br />

ihrer PatientInnen e<strong>in</strong>zurichten. E<strong>in</strong><br />

sport begeisterter Manager war von <strong>der</strong><br />

Behandlung se<strong>in</strong>es Bandscheibenvorfalls<br />

so begeistert – er nahm danach wie<strong>der</strong> an<br />

Triathlons teil – dass er hasl<strong>in</strong>ger bat, se<strong>in</strong>e<br />

Firma zu durchleuchten: „Sagen Sie den<br />

Leuten, wie sie’s besser machen können“.<br />

<strong>der</strong> Auftrag brachte hasl<strong>in</strong>ger „<strong>in</strong>s<br />

Schwim men“: Um gezielte Maßnahmen<br />

setzen zu können, bräuchte sie gründliche<br />

Analysen: über Arbeitsvorgänge, Arbeitsplätze,<br />

MitarbeiterInnen, und und und.<br />

Mittlerweile hat die vierfache Mutter<br />

e<strong>in</strong>en umfassenden Fragebogen entwickelt,<br />

mit dem die Arbeitssituation und das<br />

gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitarbeiter-<br />

Innen erhoben werden. Schon zuvor geht<br />

hasl<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> den Betrieben auf Beobachtung.<br />

E<strong>in</strong>en Tag lang <strong>in</strong>spiziert sie, wie z.B.<br />

die Bereifung von Landmasch<strong>in</strong>en vor sich<br />

geht, wie Männer im Kraftwerk nasse Taue<br />

schleppen o<strong>der</strong> MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>er<br />

rechtsanwaltskanzlei h<strong>in</strong>ter ihren Schreibtischen<br />

sitzen. „Man kann nicht vom Foto<br />

weg arbeiten“, sagt hasl<strong>in</strong>ger. „Betriebliche<br />

gesundheitsvorsorge ist e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Welt<br />

als die Praxisliege.“ hier wird e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Sprache gesprochen und es geht nicht nur<br />

um physische Fragestellungen. hier geht es<br />

auch um psychische Belastbarkeit, Arbeitsplatzumgebung<br />

und Arbeitsplatzsicherheit.<br />

Um zum Beispiel e<strong>in</strong>e Unfallstatistik seriös<br />

zu analysieren, müssen auch Kriterien wie<br />

Zeitmanagement o<strong>der</strong> Ernährung berücksichtigt<br />

werden.<br />

Es kann durchaus se<strong>in</strong>, dass hasl<strong>in</strong>ger<br />

nach ihrer Analyse die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es/r<br />

ArbeitspsychologIn empfiehlt o<strong>der</strong> auf<br />

Sicherheitsmängel aufmerksam macht.<br />

Sicher ist aber, dass die Mitarbeiter-<br />

Innen e<strong>in</strong>es Betriebes schon die Analyse<br />

als Wertschätzung empf<strong>in</strong>den und die<br />

Arbeitszufrieden heit steigt.<br />

gefor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em betrieblichen<br />

gesundheitsmanagement ArbeitnehmerInnen<br />

und ArbeitgeberInnen: „Betriebe müssen<br />

die Verhältnisse anpassen, Mitarbeiter-<br />

Innen müssen ihr Verhalten anpassen“,<br />

br<strong>in</strong>gt es hasl<strong>in</strong>ger auf den Punkt. – Und als<br />

<strong>Physio</strong>therapeutIn „darf man nicht überheblich<br />

se<strong>in</strong>“. Man müsse auch e<strong>in</strong>e Sensibilität<br />

für betriebliche Sichtweisen entwickeln und<br />

es auch schätzen, wenn ArbeitnehmerInnen<br />

zum Beispiel während ihrer dienstzeit für<br />

physiotherapeutische datenerhebungen<br />

„frei“ bekommen.<br />

„Wenn die Belegschaft zufrieden ist,<br />

spielt geld meist e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

rolle“, weiß hasl<strong>in</strong>ger. Allerd<strong>in</strong>gs wissen<br />

viele UnternehmerInnen nicht, dass es für<br />

betriebliche gesundheitsvorsorge auch För<strong>der</strong>ungen<br />

gibt. daher hat sich e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Fachgruppe „Arbeit<br />

und gesundheit“ darauf spezialisiert, aufzuzeigen,<br />

wie man zu För<strong>der</strong>ungen kommt,<br />

etwa beim Fonds gesundes Österreich.<br />

Wenn dorothea hasl<strong>in</strong>ger ihre eigene<br />

Arbeitswelt analysiert, hat auch ihre Familie<br />

e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert. Wenn abends gefragt<br />

wird, wie’s denn mit den PatientInnen<br />

so gelaufen ist, wie die Schularbeit war, o<strong>der</strong><br />

wenn auf e<strong>in</strong>en neuen Auftrag e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

zur betrieblichen gesundheitsvorsorge<br />

angestoßen wird, dann „fühl ich<br />

mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> großfamilie gut aufgehoben“.<br />

otto havelka<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 33


Berufspolitik Vorarlberger Kam<strong>in</strong>gespräch<br />

Wohl tuendes Knistern<br />

im Verhältnis ÄrztInnen –<br />

<strong>Physio</strong>thera peu tInnen<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Herbstklausur<br />

von <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong> Dornbirn fand<br />

am 14. Oktober im Hotel „Krone“ <strong>in</strong><br />

Dornbirn e<strong>in</strong> Kam<strong>in</strong>gespräch mit<br />

namhaften Vorarlberger Mediz<strong>in</strong>erInnen,<br />

VertreterInnen <strong>der</strong> Ärztekammer<br />

Vorarlberg, des Landes Vorarlberg und<br />

MedienvertreterInnen statt.<br />

Unter dem Titel „Internationale<br />

Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

und die Vorarlberger Realität“<br />

diskutierten Silvia Mériaux-Kratochvila,<br />

M.Ed. (Präsident<strong>in</strong> <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>), Ludwig<br />

de Meyer, PT (Vorsitzen<strong>der</strong> Landesverband<br />

Vorarlberg, <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>), Prim.<br />

Univ.doz. dr. Thomas Bochdansky<br />

(Ärztlicher Leiter <strong>der</strong> rehabilitationskl<strong>in</strong>ik<br />

Montafon), hermann Böckle (FachbereichsleiterIntegrations-/Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe,<br />

Lr Vbg.), dr. Mart<strong>in</strong> Jopp (obmann<br />

<strong>der</strong> Fachärzte für orthopädie Vorarlberg)<br />

und dr. Peter Wöß (Präsident <strong>der</strong> Ärztekammer<br />

Vorarlberg).<br />

Dr.Mart<strong>in</strong> Jopp, Obmann <strong>der</strong> Fachärzte für<br />

Ortho pädie Vorarlberg beim Kam<strong>in</strong>gespräch.<br />

FoTo: PhYSIo AUSTrIA, LV VorArLBErg<br />

FoTo: PhYSIo AUSTrIA, LV VorArLBErg<br />

„Als ich als Arzt zu arbeiten<br />

begonnen habe, gab<br />

es <strong>in</strong> Vorarlberg gezählte<br />

neun PhsiotheapeutInnen.<br />

Mittlerweile s<strong>in</strong>d es an die<br />

150. Das zeigt wie sehr <strong>der</strong><br />

Bedarf und die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren gestiegen<br />

s<strong>in</strong>d.“<br />

dr. Mart<strong>in</strong> Jopp,<br />

obmann <strong>der</strong> Fachärzte für<br />

orthopädie Vorarlberg<br />

Prim.Univ.Doz.<br />

Dr.Thomas Bochdansky,<br />

Ärztlicher Leiter <strong>der</strong><br />

Reha­Kl<strong>in</strong>ik Montafon<br />

im Gespräch mit<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> Präsident<strong>in</strong><br />

Silvia Mériaux­<br />

Kratochvila, M.Ed, PT<br />

„Arbeits schwerpunkte<br />

und Ausbildung <strong>der</strong> <strong>Physio</strong> therapeut<br />

Innen haben sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahrzehnten wesentlich verän<strong>der</strong>t. Aus den ehemaligen<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Assistent Innen ist e<strong>in</strong> eigenes,<br />

<strong>in</strong>ternational verankertes Berufsbild geworden. Generell<br />

stehen im Gesundheitswesen <strong>der</strong>zeit ökonomische<br />

Probleme im Vor<strong>der</strong>grund. Grundsätzlich könnte die<br />

Mediz<strong>in</strong> manchmal mehr leisten, als bezahlt wird.”<br />

Prim.Univ.doz.dr. Thomas Bochdansky,<br />

Facharzt für Physikalische Mediz<strong>in</strong> und rehabilitation,<br />

ärztlicher Leiter <strong>der</strong> rehabilitationskl<strong>in</strong>ik Montafon<br />

„Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Ärzteschaft und <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

funktioniert<br />

<strong>in</strong> Vorarlberg sehr gut: Die<br />

nie<strong>der</strong>gelassenen ÄrztInnen<br />

haben die Sicherheit, ihre<br />

PatientInnen an kompetente<br />

Fachkräfte zu überweisen.“<br />

dr. Peter Wöss,<br />

Ärztekammerpräsident Vorarlberg<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 34


„Mit <strong>der</strong> Akademisierung des<br />

Berufes gew<strong>in</strong>nen Wissenschaft<br />

und Forschung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> stark an<br />

Bedeutung. Das spiegelt sich<br />

<strong>in</strong> zunehmen<strong>der</strong> Evidenz<br />

wie<strong>der</strong> und führt dazu, dass<br />

physiotherapeutische Kompetenz<br />

auch vermehrt im<br />

gesundheitspolitischen Bereich<br />

gefragt ist. So s<strong>in</strong>d zum<br />

Beispiel bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Bundesqualitätsleitl<strong>in</strong>ien<br />

– etwa für die Behandlung<br />

von Park<strong>in</strong>son, Demenz,<br />

Diabetes Mellitus Typ 2, etc.<br />

– auch <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

<strong>in</strong>volviert.“<br />

Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed.<br />

„Die <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> ist zu e<strong>in</strong>er<br />

wichtigen und unverzichtbaren Versorgungsebene<br />

im Gesundheitssystem<br />

und <strong>Physio</strong>therapeutInnen s<strong>in</strong>d zu<br />

wichtigen PartnerInnen <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />

geworden. Denn die nachhaltige<br />

Wirksamkeit ärztlicher Maßnahmen<br />

wird oft erst durch e<strong>in</strong>e gezielte<br />

<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> sichergestellt.“<br />

Silvia Mériaux-Kratochvila, M.Ed.<br />

FoTo: PhYSIo AUSTrIA, LV VorArLBErg<br />

Berufspolitik Tag <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong> 2010<br />

Früh erkennung von<br />

Morbus Bechterew<br />

Im Rahmen des Internationalen<br />

Tages <strong>der</strong> <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

am 8. September hat <strong>Physio</strong><br />

<strong>Austria</strong> <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong><br />

Firma Pfizer Österreich zum<br />

Thema „Früherkennung von<br />

Morbus Bechterew“ 30 physiotherapeutische<br />

Praxen <strong>in</strong><br />

Österreich mit Informationsmaterial<br />

für e<strong>in</strong>en Tag <strong>der</strong><br />

offenen Tür versorgt.<br />

„Trotz Schlechtwetters gab es an<br />

unserem ‘Tag <strong>der</strong> offenen Tür’ e<strong>in</strong><br />

reges Kommen und Gehen von<br />

Besuchern, die verschiedenste<br />

fachliche Fragen an uns stellten“,<br />

berichtete etwa das Team <strong>der</strong> <strong>Physio</strong>terapeutInnen<br />

<strong>der</strong> Praxis ‘<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong><br />

Wiener Neudorf’. „die meisten unserer<br />

Patienten kommen ja mit diversen orthopädischen/rheumatischen<br />

Problemen<br />

zu uns und da ist das Info-Material sehr<br />

hilfreich“.<br />

die Projektgruppe „Morbus Bechterew“<br />

<strong>der</strong> Firma Pfizer Österreich beschäftigt sich<br />

mit <strong>der</strong> Früherkennung dieses Krankheitsbildes,<br />

da gerade bei früh zeitiger Therapie<br />

gute Behandlungserfolge erzielt werden<br />

können. die durchschnittliche dauer bis<br />

zu e<strong>in</strong>er gesicherten diagnosestellung<br />

liegt <strong>der</strong>zeit weltweit immer noch bei bis<br />

zu sieben Jahren.<br />

Jutta Sturn, Vizepräsident<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Österreichischen Rheuma Liga,<br />

eröffnete die Veranstaltung.<br />

FoTo: PhYSIo AUSTrIA, LV VorArLBErg<br />

FoTo: PhYSIo AUSTrIA, LV VorArLBErg<br />

Christian Vetter spricht e<strong>in</strong>leitende<br />

Worte über die Arbeit <strong>der</strong> Morbus<br />

Bechterew Selbshilfe <strong>in</strong> Vorarlberg<br />

da die Beschwerden am Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Erkrankung<br />

meist unspezifisch s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e<br />

genaue diagnostik unerlässlich. Speziell<br />

<strong>Physio</strong>therapeutInnen können hier e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag leisten, da sie die ExpertInnen<br />

für Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />

s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Arbeit<br />

mit PatientInnen die unter rückenschmerzen<br />

leiden konfrontiert s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>der</strong> entzündliche rückenschmerz unterscheidet<br />

sich differentialdiagnostisch<br />

signifikant durch Schmerzen, die vor allem<br />

während <strong>der</strong> Nachtruhe auftreten und<br />

sich durch Bewegung bessern, von zum<br />

Beispiel Low Back Pa<strong>in</strong>. So s<strong>in</strong>d <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

gefor<strong>der</strong>t, beim Verdacht<br />

auf Morbus Bechterew die Patient Innen<br />

zum Arzt zur genauen Abklärung zu<br />

schicken um so zur Früherkennung von<br />

Morbus Bechterew beizutragen.<br />

Constance Schlegl, PT<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong>-Mitglie<strong>der</strong> haben<br />

weiterh<strong>in</strong> die Möglichkeit, per mail<br />

Informations material direkt bei<br />

Pfizer Österreich zu bestellen.<br />

Bestelladresse:<br />

sandra.weber@pfizer.com<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 35


Andrang zu<br />

physiotherapeutischer<br />

Wissenschaft<br />

Master­Studien für <strong>Physio</strong>therapeutInnen s<strong>in</strong>d<br />

„<strong>in</strong>“. In Wien wurde <strong>der</strong> erste genu<strong>in</strong>e Master­Lehrgangs<br />

„<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>“ erfolgreich abgeschlossen,<br />

<strong>in</strong> Graz feierten 36 AbsolventInnen des ersten Universitätslehrgang<br />

„Kardiorespiratorische <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>“<br />

im deutschen Sprachraum ihre Master­<br />

Titel, und <strong>in</strong> Krems startete bereits <strong>der</strong> dritte<br />

Studienlehrgang „Musculoskeletal <strong>Physio</strong>therapy“.<br />

International Master-Studien für <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />

Gleich 36 AbsolventInnen feierten am 10. September an <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Universität<br />

Graz den Abschluss e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Premiere mit dem Titel „Master of Science<br />

<strong>in</strong> Kardiorespiratorischer <strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>“. Bislang gab es solche Masterlehrgänge nur<br />

<strong>in</strong> England und Belgien. Demenstprechend würdigte <strong>der</strong> Vizerektor für Studium und<br />

Lehre, Univ.­Prof. Dr. Gilbert Reibnegger „die Vorreiterrolle <strong>in</strong> diesem Bereich“.<br />

FoTo: ANdrEAS gATTErMEIEr, PT oMT<br />

FoTo: Fh CAMPUS WIEN<br />

Dr. Gudrun Diermayr, Leiter<strong>in</strong> des Masterlehrgangs<br />

„<strong><strong>Physio</strong>therapie</strong>“ an <strong>der</strong> FH Campus<br />

Wien ist stolz auf ihre 21 AbsolventInnen und<br />

<strong>der</strong>en Arbeiten: „Unsere AbsolventInnen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Praxis, <strong>in</strong> Leitungspositionen,<br />

im kl<strong>in</strong>ischen Qualitätsmanagement und<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundausbildung tätig.<br />

In diesen Bereichen wurde die Evidenz­Basierung<br />

ihrer Arbeit zum Standard.“<br />

Für die meisten AbsolventInnen ist <strong>der</strong><br />

Master­Titel aber erst <strong>der</strong> Anfang: Drei AbsolventInnen<br />

schließen e<strong>in</strong> Doktoratsstudium im<br />

Ausland an, drei arbeiten an nationalen o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationalen Forschungsprojekten mit,<br />

drei übernehmen Funktionen <strong>in</strong> F&E­Ressorts<br />

an Fachhochschulen und fünf wurden für die<br />

Lehre <strong>in</strong> Masterlehrgängen engagiert.<br />

Zwei Wochen später startete an <strong>der</strong> Donau-Universität <strong>in</strong> Krems bereits <strong>der</strong><br />

dritte Studienlehrgang „Musculoskeletal <strong>Physio</strong>therapy“. Da die Studienplätze<br />

mit 20 TeilnehmerInnen limitiert s<strong>in</strong>d, wurde bereits e<strong>in</strong>e Warteliste<br />

mit Voranmeldungen für den Lehrgangsstart 2012 e<strong>in</strong>gerichtet. Zusätzlich<br />

wurde <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> e<strong>in</strong> spezieller Studienlehrgang<br />

„Musculoskeletal <strong>Physio</strong>therapy“ für <strong>Physio</strong>therapeutInnen mit abgeschlossener<br />

OMT­Ausbildung e<strong>in</strong>gerichtet. Und auch dafür waren die 24 Studienplätze<br />

b<strong>in</strong>nen Kurzem vergeben.<br />

<strong>Physio</strong> <strong>Austria</strong> <strong>in</strong>form dezember 2010 36<br />

FoTo: MEd UNI grAZ

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