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Situationsbeschreibung, Raumprogramm, Nutzungskonzept als pdf

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Museumszentrum Recklinghausen<br />

Moderne und zeitgenössische Kunst<br />

Ikonen<br />

Naive Kunst<br />

26. April 2007


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Die Kunsthalle Recklinghausen im alten Bahnhofsbunker<br />

2<br />

Ein Museumszentrum in Recklinghausen<br />

1. Die gegenwärtige Situation:<br />

Die Stadt Recklinghausen betreibt drei Museen:<br />

Die Kunsthalle<br />

Die Kunsthalle Recklinghausen wurde im Jahre 1950 im<br />

umgebauten und umgewidmeten Bahnhofsbunker eingerichtet.<br />

Anlass waren die 1946 gegründeten Ruhrfestspiele,<br />

die um eine Kunstausstellung ergänzt werden<br />

sollte, um so auch diese Kunstform zu einem wichtigen<br />

Programmpunkt zu machen. Gerade in den 1950er Jahren<br />

bekam die Kunsthalle Recklinghausen wegen ihrer frühen<br />

Aktivitäten nationale und europaweite Bedeutung.<br />

Besonders die Themenausstellungen trugen zum Ruf bei.<br />

Zugleich wurde eine Sammlung aufgebaut, die sich auf<br />

einen Grundstock westfälischer Kunst aus dem alten<br />

Vestischen Museum stützen konnte. Insbesondere das<br />

frühe deutsche Informel wurde gesammelt. Bereits 1948<br />

wurde im Umkreis der gleichnamigen Künstlergruppe<br />

(Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Ernst Hermanns, Emil<br />

Schumacher, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen) der<br />

„Kunstpreis junger westen“ eingerichtet und ist bis heute<br />

ein wichtiger und begehrter Kunstpreis für die junge<br />

Künstlergeneration. Der langjährige Museumsdirektor<br />

Thomas Grochowiak schuf so einen Ruf der Kunsthalle<br />

Recklinghausen, auf den sie bis heute bauen kann.<br />

Bis in die 1980er Jahre hinein wurden besonders im<br />

Rahmen der Ruhrfestspiele die Themenausstellungen von<br />

Grochowiaks Nachfolgerin und langjähriger Mitarbeiterin<br />

Dr. Anneliese Schröder mit Erfolg weitergeführt.<br />

Seit den frühen 1990er Jahren sind es besonders die<br />

monographischen Einzelausstellungen wichtiger internationaler<br />

Künstler, die das Renommee der Kunsthalle<br />

Recklinghausen ausmachen. Daneben sind es auch die<br />

Ende der 1990er Jahre hinzugekommenen monographischen<br />

Ausstellungen aus der klassischen Moderne, die den<br />

Ruf gestärkt haben (Moore, Gonzàlez, Marini).<br />

Das Ikonen-Museum<br />

Das Ikonen-Museum Recklinghausen wurde im Jahre<br />

1956 eingerichtet und besetzte damit ein bis heute seltenes<br />

Thema in der westlichen Museumslandschaft. Neben<br />

dem Ikonen-Museum in Frankfurt a. M. ist das<br />

Recklinghäuser Ikonen-Museum das einzige öffentliche<br />

Ikonen-Museum in Deutschland, und es besitzt die qualitätsvollste<br />

und umfangreichste Sammlung außerhalb der<br />

orthodoxen Länder.<br />

Das Ikonen Museum besitzt zur Zeit über 1100 Exponate,<br />

vornehmlich Ikonen russischer und griechischer Herkunft<br />

wie auch Exponate koptischer Kunst und Kirchengerät.<br />

Das Ikonen-Museum Recklinghausen hat sich in<br />

Westeuropa <strong>als</strong> ein wichtiges Zentrum der Ikonenkunst<br />

und -forschung etabliert. Sonderausstellungen in der<br />

Kunsthalle und Publikationen festigen diesen Ruf.<br />

Die Konkurrenzsituation für das Ikonen-Museum ist überschaubar.<br />

Nur das Ikonen-Museum in Frankfurt am Main<br />

im Deutschherrenhaus (Architekt Oswald-Matthias


Ungers) bildet eine ernsthafte Konkurrenz. Dennoch ist<br />

das Ikonen-Museum Recklinghausen - bei ungleich<br />

schlechteren äußeren Bedinungen - sowohl von seinem<br />

Sammlungsbestand wie von seiner wissenschaftlichen<br />

Reputation her das angesehenere und bedeutendere. Im<br />

Jubiläumsjahr 2006 wurde das Ikonen-Museum renoviert.<br />

Das Vestische Museum mit der Sammlung Naiver Kunst<br />

Das Vestische Museum Recklinghausen ist das älteste<br />

Museum Recklinghausens. Seine Sonderstellung bekommt<br />

es dadurch, dass es eine ausgewiesene und umfangreiche<br />

Sammlung Naiver Kunst beherbergt, die sich um den<br />

Recklinghäuser naiven Bildhauer Erich Bödeker gruppiert.<br />

Die Sammlung Naive Kunst ist ein Schwerpunkt im<br />

Vestischen Museum (Kulturgeschichte) und europaweit<br />

von Bedeutung. Die Sammlung umfasst derzeit etwa 700<br />

Exponate (Gemälde, Skulptur, Zeichnung). Wichtigster<br />

Posten darin sind die etwa 40 Skulpturen des in<br />

Recklinghausen geborenen Erich Bödeker mit seinen<br />

Betonskulpturen. Nur wenige Museen weltweit behandeln<br />

dieses Thema. Allein das Museum in Neuss hat noch eine<br />

überschaubare Sammlung Naiver Kunst. Mit dem Museum<br />

Charlotte Zander gibt es eine intensive Zusammenarbeit<br />

in Form von gemeinsamen Ausstellungsprojekten (Z. B.<br />

„Die Naive - Aufbruch ins verlorene Paradies“ mit<br />

Ausstellungsstationen im Reiss-Museum Mannheim, der<br />

Kunsthalle Wien und der Kunsthalle Recklinghausen).<br />

Die Bedeutung dieses Sammlungsbereiches ist dadurch<br />

unterstrichen worden, dass die Witwe des ehemaligen<br />

Ministerpräsidenten des Landes NRW und ausgewiesene<br />

Naiven-Kennerin Marianne Kühn im Jahre 2003 ein<br />

Konvolut von 370 Werken Naiver Kunst dem Vestischen<br />

Museum zum Geschenk gemacht hat. Wie beim Ikonen-<br />

Museum auch, gibt es hier eine Gruppe speziell interessierter<br />

Kunstfreunde im ganzen deutschsprachigen Raum.<br />

Allein das private Museum von Charlotte Zander in<br />

Bönnigheim bei Stuttgart verfügt über eine noch größere<br />

Sammlung Naiver Kunst höchster Qualität. Aufgrund der<br />

umfangreichen und vielfältigen Ausstellungstätigkeit und<br />

Sammlungspräsentation im Vestischen Museum wird die<br />

Sammlung Naiver Kunst nur in einer kleinen Auswahl<br />

gezeigt.<br />

3<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Emil Schumacher (1912–2000)<br />

Der Herd, 1950<br />

Hann Trier (1915)<br />

peau de chagrin, 1958<br />

Marino Marini<br />

Kunstausstellung der Ruhrfestspiele Recklinghausen 2003<br />

Kunsthalle Recklinghausen<br />

4. Mai bis 22. Juni 2003


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Das Ikonen-Museum gegenüber der Petrus-Kirche in der ehemaligen Turmschule<br />

mit einem Werk von Raffael Rheinsberg: „33 Ikonen“<br />

Ulrich Rückriem<br />

2 Bodenskulpturen Nord- und Westportal und zwei Inschriften<br />

für die Tympana, St. Peter in Recklinghausen, 2002<br />

(Kirchplatz)<br />

4<br />

2. Die Probleme<br />

Nach zum Teil jahrzehntelanger intensiver und erfolgreicher<br />

Museumsarbeit in Recklinghausen sind – gemessen<br />

am gegenwärtigen Museumsstandard – vielfältige<br />

Probleme entstanden, die für alle Museumssegmente in<br />

unterschiedlichem Maße gleichermaßen gelten.<br />

Kunsthalle, Ikonen-Museum und Vestisches Museum<br />

(Naive Kunst) sind zur Zeit in jeweils eigenen Gebäuden<br />

an drei verschiedenen, auseinander liegenden Standorten<br />

untergebracht, die alle nicht <strong>als</strong> Museen geplant und<br />

gebaut wurden. Die Kunsthalle ist im ehemaligen Bahnhofsbunker<br />

untergebracht, das Ikonen-Museum in einem<br />

Schulgebäude, das Vestische Museum im Verwaltungsgebäude<br />

der ehemaligen AOK. Hinzu kommt noch ein<br />

außerhalb der Gebäude liegendes Lager für Materialien.<br />

So leiden die Städtischen Museen in Recklinghausen<br />

unter gleichen strukturellen Problemen. Jedes einzelne<br />

Gebäude ist unzureichend und entspricht nicht gegenwärtigem<br />

Museumsstandard, wie ihn die Besucher heute<br />

selbstverständlich erwarten und auch durchgängig geboten<br />

bekommen. Größter Nachteil ist jedoch die Verteilung<br />

auf drei bzw. vier sehr unterschiedliche Standorte, die,<br />

mit Ausnahme des Ikonen-Museum, <strong>als</strong> wenig attraktiv<br />

angesehen werden. So entspricht weder die Funktionalität<br />

noch die Ausstrahlung der vorhandenen Gebäude den<br />

gegenwärtigen Publikumserwartungen.<br />

Die vorhandenen Ressourcen (Personal, Finanzen) können<br />

so nicht effektiv genug eingesetzt werden und binden<br />

einen großen Teil der Arbeitskraft, die sich nicht oder nur<br />

wenig in eine Leistung gegenüber dem Bürger umsetzen<br />

lässt.<br />

Es herrscht Raumnot in den Publikumsbereichen (Ausstellungen<br />

und Aktivitäten) sowie besonders auch in den<br />

Nebenbereichen (Werkstätten, Depots). Die technische<br />

Ausstattung entspricht in keinem der Häuser dem gegenwärtig<br />

notwendigen Standard (Klima, Zugänglichkeit).<br />

Auch zu bedauern ist die fehlende Behindertengerechtigkeit.<br />

Die überaus wichtigen Begleitveranstaltungen sind<br />

nur mit großem Aufwand und in sehr beschränktem<br />

Umfang möglich (Vorträge, Aktionen, Performances,<br />

pädagogische Veranstaltungen insb. für Kinder). Auch ist<br />

die Werterhaltung auch im Ikonen-Museum eine kaum zu<br />

bewältigende Aufgabe. Schenkungen können nicht guten<br />

Gewissens eingeworben werden.<br />

3. Das Ziel<br />

Alle drei städtischen Museen sollen an einem Standort<br />

zusammengefasst werden. Wichtig ist dabei, dass keine<br />

neue Institution geschaffen wird, die neue Ressourcen<br />

erforderlich machen würde. Vielmehr geht es darum, die<br />

vorhandenen anerkannten Institutionen auf ein zeitgemäßes<br />

Niveau zu heben und damit eine neue Qualität zu<br />

erzeugen, die ein kulturelles Zentrum im nördlichen<br />

Ruhrgebiet schafft.<br />

Die Besonderheit ergibt sich dabei einerseits aus den<br />

Sammlungs- und Aktivitätsschwerpunkten, andererseits<br />

aber vor allem auch durch die Integration durchaus<br />

heterogener Museumssegmente, aus denen sich eine neue<br />

Qualität im Sinne eines zeitgemäßen und zukunftsorientierten<br />

Universalmuseums ergibt.


Den qualitativ-inhaltlichen Standard zu halten ist eine<br />

dringliche Aufgabe, die nur erfüllt werden kann, wenn die<br />

Struktur nachhaltig verbessert wird. Die konsequenteste<br />

und sinnvollste Lösung ist die Schaffung eines Museumszentrums,<br />

in dem alle drei Museen mitsamt der Nebeneinrichtungen<br />

untergebracht sind. Museumsintern sind<br />

allein durch die verkürzten Wege enorme Synergieeffekte<br />

garantiert. Für die Bürger ist eine solche Einrichtung an<br />

einem guten Standort hochinteressant und attraktiv.<br />

Die Zusammenfassung aller drei städtischer Museen an<br />

einem Standort würde hier einen wichtigen Schritt für<br />

die Zukunftsfähigkeit der Museumslandschaft in der<br />

Region bedeuten:<br />

Interne Synergien<br />

– Erweiterung des Raumangebotes für<br />

Ausstellungsbereiche und Nebenräume<br />

– Schaffung und Erhöhung der Funktionalität<br />

– Einbeziehung aller Nebenfunktionen am gleichen<br />

Standort (Lager, Werkstatt etc.)<br />

Externe Synergien<br />

– Attraktiver Standort, der Freizeit- und Kulturgewohnheiten<br />

berücksichtigt und an einem<br />

Standort vielfältige kulturelle Angebote schafft<br />

– Schaffung eines zeitgemäßen und zukunftsorientierten<br />

Museumsstandards (Klima,<br />

Lagerung, Transport, Zugänglichkeit,<br />

Behindertengerechtigkeit etc.)<br />

Äußere Attraktivität und innere Vielfältigkeit können sich<br />

zu einem effektiven Ganzen verbinden. Gerade die –<br />

neben den reinen Ausstellungsräumen - vorgesehenen<br />

Veranstaltungsräume (großer Saal, grüner Saal) bieten die<br />

Chance, die Aktivitäten zur Vermittlung der Bildenden<br />

Kunst zu erweitern. Daneben bieten sich auch Möglichkeiten,<br />

weitere „kompatible“ Kunstformen wie Theater,<br />

Musik, Film, Performance an den Standort zu binden. Das<br />

Museumszentrum erweitert damit seine Funktion von<br />

einer Stätte der Präsentation zu einem Ort der Begegnung.<br />

Neben den kulturell-sozialen Aktivitäten entstehen<br />

vielfache sinnliche Erkenntnis- und Erfahrungsmöglichkeiten.<br />

Ein gültiger Beitrag zu einem umfassenden und<br />

zeitgemäßen Weltbild ist damit initiiert.<br />

Ziel ist es, das einmalige Originalobjekt, die ästhetischmuseologische<br />

Präsentation, das sowohl bauästhetisch<br />

wie funktional gelungene Gebäude, das sich auch stadträumlich<br />

höchst sinnvoll einbindet, zu einer Einheit werden<br />

zu lassen. Es entsteht eine Qualität, die sich am<br />

Besucherinteresse orientiert und zugleich kulturell-ästhetische<br />

wie auch ethische Werte vermittelt.<br />

Das Museumszentrum Recklinghausen wäre damit ein<br />

kultureller Konzentrationspunkt im nördlichen Ruhrgebiet,<br />

dessen Qualitäten gerade in der Vielfältigkeit<br />

einerseits und Profilschärfe andererseits besteht.<br />

5<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Die Heiligen und Festtage des Kirchenjahres<br />

Russisch, Ende 16. Jh.


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Das Vestische Museum an der Hohenzollernstraße im ehemaligen AOK-Gebäude<br />

Erich Bödeker: Königsfamilie, 1969<br />

6<br />

Die Museumssegmente im Rahmen des<br />

Museumszentrums:<br />

Wechselausstellungen<br />

Es werden kontinuierlich Ausstellungen zur internationalen<br />

klassischen Moderne (Moore, González), zur zeitgenössischen<br />

internationalen Kunst (Kirkeby, Kounellis,<br />

Kawamata, Rainer, Jetelová) und deutschen Kunst präsentiert<br />

(Rheinsberg, Mansen). Neben monographischen werden<br />

auch thematische Ausstellungen organisiert (Kunst<br />

des Westens – Deutsche Kunst 1945 bis 1960).<br />

Die Themenschwerpunkte der Sammlung Naive Kunst<br />

(Vestisches Museum) und des Ikonen-Museums werden<br />

ebenfalls in der Kunsthalle gezeigt (Russische Heilige in<br />

Ikonen, Muttergottesikonen; Erich Bödeker, Russische<br />

Naive). Die Kunsthalle ist so das Ausstellungsforum aller<br />

drei Städtischen Museen.<br />

Alle zwei Jahre findet seit 1948 der Kunstpreis „junger<br />

westen“ statt, der zu den traditionsreichsten Kunstpreisen<br />

Deutschlands für junge Künstler zählt.<br />

Die Konkurrenz ist im Ruhrgebiet groß. Aber die Kunsthalle<br />

Recklinghausen genießt gerade im Ruhrgebiet, aber<br />

auch bundesweit, einen ausgezeichneten Ruf. Hierzu<br />

haben wesentlich die Kunstausstellungen der Ruhrfestspiele<br />

beigetragen. Es ist gelungen, hier ein sehr eigenes<br />

Profil zu entwickeln, das über die Region hinaus beachtet<br />

wird. Auch im Vergleich zu größeren Häusern (Dortmund,<br />

Essen, Duisburg, Bochum) hat die Kunsthalle – mit<br />

wesentlich bescheideneren Möglichkeiten – ihre Reputation<br />

bewahren und ausbauen können. Es ist sehr darauf<br />

zu achten, dass sie nicht zurückfällt und die mittleren<br />

Häuser eine ernsthafte Konkurrenz darstellen. Insbesondere<br />

ist darauf zu achten, dass die Vorrangstellung im<br />

nördlichen Ruhrgebiet erhalten bleibt und verstärkt wird.<br />

Die Museen in Marl und Gelsenkirchen planen konkret<br />

Erweiterungsbauten und vergrößern ihre Kapazitäten.<br />

Oberhausen und Bottrop haben für ihre Museen bereits<br />

attraktive Erweiterungsbauten in sehr guter Lage bekommen.<br />

Kunsthalle<br />

Für die Kunsthalle bedeutet das Museumszentrum zum<br />

ersten Mal die Chance, die umfangreiche Sammlung auf<br />

Dauer zu präsentieren und daneben das ambitionierte<br />

Wechselausstellungsprogramm in den Zusammenhang mit<br />

der Sammlung zu stellen. Da gerade die zeitgenössische<br />

Kunst auch der intensiven Vermittlung bedarf, lassen sich<br />

nun die vorhandenen Ressourcen (Personal, Finanzen,<br />

Raum) effektiver gerade für diesen Bereich einsetzen.<br />

Das Profil der Sammlung hat sich im Wesentlichen aus<br />

den Wechselausstellungen entwickelt, die seit 1950 kontinuierlich<br />

in der Kunsthalle am Hauptbahnhof stattfinden.<br />

Diese Beziehung von Wechselausstellung und Sammlung<br />

hat sich sehr bewährt und muss auch für künftige<br />

Sammlungsstrategien gültig bleiben. Der Bestand an<br />

Werken beläuft sich auf ca. 2.300 Exponate (599<br />

Gemälde, 230 Skulpturen, 211 Zeichnungen, 1.205<br />

Grafiken), der Versicherungswert liegt bei ca. 18 Mio DM.<br />

Teile der Sammlungsbestände werden in Sonderausstellungen<br />

der Kunsthalle präsentiert. Eine Dauerpräsentation<br />

wäre notwendig.


Zwei Punkte sind dabei von besonderem Interesse:<br />

1. das frühe deutsche Informel mit besonderem<br />

Schwerpunkt auf der Künstlergruppe „junger westen“<br />

(1948 in RE mit Emil Schumacher, Heinrich Siepmann,<br />

Ernst Hermanns, Thomas Grochowiak gegründet) <strong>als</strong> eine<br />

der Quellen der deutschen Kunst der 1950er Jahre.<br />

2. die Entwicklung der jeweils jungen Kunst, wie sie sich<br />

im Kunstpreis „junger westen“ seit 1948 bis heute widerspiegelt.<br />

Daneben gibt es einen alten Bestand an vornehmlich<br />

westfälischer Kunst (Morgner, Viegener, Rohlfs).<br />

Wichtig bleibt aber nach wie vor der Zusammenhang mit<br />

den jeweiligen Wechselausstellungen, aus denen sich<br />

auch die Sammlung gespeist hat und wesentlich den Ruf<br />

der Museen in Recklinghausen bestimmen.<br />

Im Vergleich zu den sonstigen Ruhrgebietsmuseen ist hier<br />

ein besonderer und eigener Akzent in der Sammlungspräsentation<br />

der Kunsthalle gegeben, der durch Ankäufe<br />

und Ausstellungen ausgeweitet werden muss. Weder die<br />

Ruhrschiene (Dortmund, Bochum, Essen, Duisburg) noch<br />

das nördliche Ruhrgebiet (Marl, Gelsenkirchen, Oberhausen,<br />

Bottrop) können vergleichbares aufweisen. Die<br />

Sammlung in eine Dauerpräsentation zu überführen ist<br />

notwendig und lohnend.<br />

Ikonen-Museum<br />

Für das Ikonen-Museum bedeutet das Museumszentrum<br />

die Möglichkeit einer angemessenen konservatorischen<br />

Präsentation und Lagerung der empfindlichen Ikonen. Für<br />

das spezielle Publikum erscheint insbesondere die uneingeschränkte<br />

Zugänglichkeit auch für ältere Besucher <strong>als</strong><br />

ein wichtiger praktischer Fortschritt. Daneben bietet die<br />

räumliche Nähe zu den anderen Museumsabteilungen die<br />

Möglichkeit Besucher „herüberzuziehen“ – angesichts der<br />

Altersstruktur eine wichtige Maßnahme. Daneben lassen<br />

sich auch größere und kleinere Wechselausstellungen viel<br />

stärker in den Sammlungszusammenhang bringen <strong>als</strong> dies<br />

bisher durch die räumliche Trennung zwischen Wechselausstellungsraum<br />

(Kunsthalle oder Vestisches Museum)<br />

und ständiger Sammlung möglich war. Dies stärkt die<br />

Sonderstellung des Ikonen-Museums in der deutschen<br />

Museumslandschaft mit seiner internationalen Ausrichtung<br />

und seinen Kontakten in die Osteuropäischen<br />

Länder. Diese Reputation hat das Ikonen-Museum durch<br />

die international besetzten Symposien und Tagungen in<br />

den letzten Jahren untermauern können. Mit dem<br />

Museumszentrum könnten auch diese Veranstaltungen<br />

auf angemessenerem organisatorischen Niveau durchgeführt<br />

werden.<br />

Schenkungen und Nachlässe können mit größerer Überzeugung<br />

eingeworben werden, wenn die potentiellen<br />

Stifter den Eindruck haben, dass die Werke nicht nur wissenschaftlich<br />

auf höchstem Niveau betreut werden, sondern<br />

auch die Unterbringung den Standards entspricht.<br />

7<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Erich Bödeker: Kruzifix, ca. 1968; Madonna mit Kind, 1960<br />

Erich Bödeker: Die Kunstexperten, 1968 (Dir. Grochowiak und Mitarbeiter)<br />

in der Mitte: Franz Klekawka: In Memoriam Erich Bödeker, 1971


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Erich Bödeker: Brautpaar, 1966<br />

Henri Rousseau<br />

Le Charme, 1909<br />

Die Naive · Aufbruch ins verlorene Paradies · Die Sammlung Charlotte Zander<br />

Kunsthalle Recklinghausen<br />

28. Juli bis 13. Oktober 2002<br />

8<br />

Naive Kunst<br />

Für die Abteilung Naive Kunst (Vestisches Museum)<br />

bedeutet die Integration in ein Museumszentrum eine<br />

wesentliche Aufwertung durch die Integration in die<br />

„Hochkunst“ (Ikonen und Moderne). Deutlich wird, dass<br />

Naive, Moderne Kunst und Ikonen nach den gleichen<br />

museologischen Regeln sowohl in der Präsentation wie<br />

auch in der konservatorischen und wissenschaftlichen<br />

behandelt werden. Zudem ist die Naive Kunst für viele<br />

Besucher der erste Einstieg in die Bildende Kunst.<br />

Als Schwerpunkt des Vestischen Museums ist die<br />

Sammlung Naiver Kunst europaweit von Bedeutung. Sie<br />

umfaßt derzeit etwa 700 Exponate (Gemälde, Skulptur,<br />

Zeichnung). Wichtigster Posten darin sind die etwa 40<br />

Skulpturen des in Recklinghausen geborenen Erich<br />

Bödeker mit seinen Betonskulpturen. Nur wenige Museen<br />

weltweit behandeln dieses Thema, so dass auch hier ein<br />

Alleinstellungsmerkmal gegeben ist.<br />

Auch hier gibt es ein speziell interessiertes Publikum, das<br />

nun auch die Gelegenheit erhält, die anderen Museumsbereiche<br />

ohne große Mühe kennen und ggfs. schätzen zu<br />

lernen. Und umgekehrt besteht die Chance, einen Bereich<br />

der Bildenden Kunst einem Publikum näher zu bringen,<br />

das eher an moderner und zeitgenössischer Kunst orientiert<br />

ist.<br />

Insgesamt wird es auch darauf ankommen, mit dem<br />

Wechselausstellungsprogramm die Verbindungslinien zwischen<br />

den Gattungen aufzuzeigen.<br />

So sehr alle drei Museumsbereiche von dem gemeinsamen<br />

Standort in vielfältiger Hinsicht profitieren, so wichtig<br />

wird die jeweils eigene Akzentsetzung bleiben müssen.<br />

Erweiterung der Aktivitäten<br />

Es ist unumgänglich geworden, das Museumsangebot<br />

durch vielfältige Zusatzaktivitäten zu erweitern. Ein<br />

besonderes Augenmerk wird die Ergänzung der typischen<br />

Museumsaktivitäten haben müssen. Dabei spielen<br />

Sonderveranstaltungen und Veranstaltungsreihen eine<br />

besondere Rolle. Auch hierfür bedarf es entsprechender<br />

Vorrichtungen und Räumlichkeiten. Eine multifunktionale<br />

Nutzungsmöglichkeit ist dabei notwendig. Im Zusammenhang<br />

der überregionalen Aktivitäten im Ruhrgebiet<br />

(IBA, Triennale, Ruhrfestspiele, Ruhr.2010 etc.) ist auch<br />

das Kulturtouristische Moment von nicht zu unterschätzender<br />

Bedeutung.<br />

Die Substanz des vorhandenen Saalbaus bietet dabei eine<br />

gute Ausgangsposition, Veranstaltungen unterschiedlicher<br />

Art zu ermöglichen. Die museumseigenen Veranstaltungen<br />

können hier nun auf einem angemessenen<br />

Niveau stattfinden. Es sind damit auch zeitlich und organisatorisch<br />

umfassendere Sonderveranstaltungen möglich,<br />

die bisher nur in den Ausstellungsräumen mit einigen<br />

Einschränkungen, insb. konservatorischer Art, möglich<br />

waren. Attraktiv ist zudem die Möglichkeit, ein<br />

durchgängiges Veranstaltungsprogramm mit anderen<br />

Veranstaltern aus dem Kulturbereich zu organisieren.


Vermittlung<br />

Für die Vermittlung ergeben sich in einem gemeinsamen<br />

funktionale Gehäuse erweiterte Möglichkeiten.<br />

Vorträge, Symposien, Tagungen mit den erforderlichen<br />

technischen Hilfmitteln können nun in einem angemessenen<br />

Rahmen stattfinden, ebenso wie die jährliche Kunstversteigerung.<br />

Es lassen sich konzentrierter und effektiver<br />

museumspädagogische Programme realisieren, die auch<br />

die Eigenaktivitäten stärker berücksichtigen. So können<br />

die Programme differenziert für unterschiedliche Altersgruppen<br />

von Kindern und Jugendlichen die spezifischen<br />

Interessen und Fähigkeiten berücksichtigen und sie<br />

zugleich mit den Exponaten der Sammlung in Verbindung<br />

bringen. Auch Programme für Erwachsene sind möglich.<br />

Veranstaltungen können auch unabhängig vom Ausstellungsbetrieb<br />

durchgeführt werden.<br />

Auf die Sammlungsschwerpunkte kann verstärkt eingegangen<br />

werden werden und der Vergleich zwischen<br />

Werken der verschiedenen Segmente <strong>als</strong> didaktische<br />

Methode lässt sich intensivieren und ist so erst möglich.<br />

Zudem kann man auch den Schulklassen anbieten, in<br />

einem abgeschlossenen Raum einzelne Unterrichtsstunden<br />

oder -einheiten im Museum stattfinden zu lassen,<br />

um so die schulische Kunsterziehung mit der<br />

Museumspädagogik zu verbinden. Daneben sind die speziellen<br />

museumspädagogischen Räumlichkeiten auch für<br />

spezielle Aktivitäten geschlossener Gruppen zu nutzen<br />

(Geburtstag im Museum – für Kinder und Erwachsene).<br />

4. Der Standort<br />

Als Standort ist das Gelände des ehemaligen Saalbaus<br />

vorgesehen. Die Positionierung eines Museumszentrums<br />

am Standort des Saalbaus aktiviert für die Zukunft einen<br />

traditionsreichen (Wiege der Ruhrfestspiele) und im<br />

Stadtbild eingeprägten Ort.<br />

Festspielhaus und Sternwarte, Saalbau, „Die Brücke“, VHS,<br />

Bücherei, Kulturverwaltung, Kunstverein (Kutscherhaus)<br />

bilden bereits in Ansätzen eine merkliche und ausbaufähige<br />

Achse. Diese gilt es zu akzentuieren und auszubauen,<br />

so dass sie auch für die Bürger sinnfällig erfahrbar<br />

werden.<br />

Dieser Ort markiert zudem einen wichtigen Verbindungspunkt<br />

zwischen Festspielhaus im Stadtpark und historisch<br />

gewachsener Altstadt. Er ist fußläufig (5 min) von der<br />

Altstadt zu erreichen. Wichtig ist die Besetzung eines solchen<br />

Ortes auch deshalb, damit die durch den Wall abgeschlossene<br />

Altstadt sich nicht zu hermetisch gegen ihre<br />

Ausläufer abschottet. Wichtig wird es auch in<br />

Zusammenhang mit der geplanten Neugestaltung des<br />

umlaufenden Walles um die Altstadt sein, um zwischen<br />

Geschlossenheit und Öffnung zu vermitteln. Der historisch<br />

gewachsene urbane Raum wird so erweitert und die<br />

Struktur der Altstadt strahlenförmig weiter nach außen<br />

akzentuiert. Die Voraussetzungen sind durch die vorhandene<br />

Straßenführung gegeben. Es kristallisieren sich verschiedene<br />

Achsen heraus und verbinden die Altstadt mit<br />

der sie einbettenden Umgebung. So ist eine dezente<br />

Verschleifung zwischen Altstadt und umgebenden<br />

Vierteln möglich und bietet auch für die wirtschaftliche<br />

Entwicklung das notwendige Potential. An einigen Stellen<br />

9<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Per Kirkeby<br />

Backsteinskulptur für Recklinghausen, 1996<br />

10<br />

lassen sich diese Entwicklungen schon feststellen (Lohtor,<br />

Herner Straße, Bahnhof). Allerdings erscheint eine noch<br />

stärkere Strukturierung möglich, um Kultur, Freizeit,<br />

Handel stärker zu verschränken.<br />

Die Akzentuierung der Kulturachse von der Altstadt über<br />

das Museumszentrum zum Festspielhaus könnte exemplarische<br />

Funktion für die zukünftige Entwicklung haben. So<br />

wird das Museumszentrum nicht bloßer Appendix zur<br />

Altstadt, sondern Markierungspunkt in Sichtweite der<br />

historischen Stadtmauer auf dem Weg zum Festspielhaus<br />

auf dem „grünen Hügel“ im Stadtpark mit Tierpark und<br />

Sternwarte. Der Beginn dieser Achse ist bereits stark ausgeprägt<br />

mit der monumentalen Kirkeby-Backstein-<br />

Skulptur, der neuerbauten sog. Kreissparkassen-Galerie<br />

(Architekt Hans-Jörg Feja), der VHS, Bücherei,<br />

Kulturverwaltung im alten Kreishaus und angrenzender<br />

Musikschule, Kunstverein, Brücke. Die prägnanten<br />

Kunstwerke im öffentlichen Raum, Architekturen und<br />

Kultureinrichtungen bilden Identifikationspunkte für eine<br />

nachhaltige öffentliche Stadtkultur.<br />

So wichtig es <strong>als</strong>o ist, die „kompakte“ Altstadt mit ihrer<br />

Überschaubarkeit gerade in Recklinghausen zu erhalten<br />

und zu kultivieren, so sehr sind die Rahmungsbereiche<br />

von Bedeutung. Als bloßer Solitär kann auf Dauer die<br />

Recklinghäuser Innenstadt ihre Attraktivität nicht erhalten.<br />

Die Einbettung und die räumliche Vernetzung wird<br />

ebenso wichtig sein wie die Gestaltung der Innenstadt<br />

selbst.<br />

Die Einbindung eines Museumszentrums in die „Kulturachse“<br />

schafft zusätzliche Effekte. Die gemeinsame, fußläufige<br />

Erschließung der wichtigsten Kultureinrichtungen<br />

der Stadt Recklinghausen würde die kulturelle „Vor-Ort-<br />

Versorgung“ auch für die Zukunft garantieren, hätte<br />

einen hohen Attraktivitätswert für die Region und eine<br />

Strahlkraft weit über die Region hinaus. Als so genannter<br />

„weicher“ Standortfaktor ist eine derartige Maßnahme<br />

auch für die Wirtschaftsförderung der Stadt und der<br />

Emscher-Lippe-Region insgesamt von Bedeutung.<br />

Es geht gerade an diesem traditionellen Ort der Kultur<br />

darum, architektonische Gestaltqualität wieder herzustellen<br />

und die Qualität des öffentlichen Raumes zwischen<br />

Innenstadt und Festspielhaus insgesamt zu erhöhen<br />

und somit zu einer urbanen Einheit werden zu lassen, die<br />

durch herausragende Architekturen wie auch durch Plätze<br />

markiert und akzentuiert wird.<br />

Timm Ulrichs<br />

Das Ganze und die Teile, Mahnmal für die jüdischen Opfer des Faschismus in<br />

Recklinghausen, 1991<br />

(Herzogswall, Westerholter Weg)


5. Der Weg zum Ziel<br />

Der avisierte Standort ist im Eigentum der Stadt Recklinghausen<br />

ist und seit Generationen ein kultureller<br />

Indentifikationspunkt, der im Bewusstsein der Bevölkerung<br />

verankert ist. Von dem vorhandenen Saalbau soll<br />

allein der Veranstaltungssaal erhalten und renoviert werden.<br />

Dieser lässt sich sinnvoll in das Gesamtnutzungskonzept<br />

des Museumszentrums einbinden, wobei auch<br />

passende Fremdveranstaltungen möglich sein sollen.<br />

Architektonisch verschmilzt der Saal mit der Gesamtgestalt<br />

des Museumszentrums.<br />

Die Baumaßnahme ließe sich auch in Teilen realisieren.<br />

Das Architekturbüro Auer, Weber und Partner in Stuttgart<br />

hat sich bereits im Zusammenhang mit dem städtebaulichen<br />

Wettbewerb zum Umbau des Festspielhauses in<br />

Recklinghausen mit der Situation des alten Saalbaus<br />

beschäftigt (1994). Daher hat die Stadt Recklinghausen<br />

die Architekten mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt.<br />

Diese hat ergeben, dass sich am geplanten Standort des<br />

alten Saalbaus der gewünschte Umfang eines Museumszentrums<br />

realisieren lässt. Darüber hinaus lassen sich die<br />

verschiedenen Segmente und Museumsfunktionen in<br />

einen intern und extern sinnvollen und ablesbaren Zusammenhang<br />

bringen. Auch bauästhetisch lassen sich<br />

herausragende Ergebnisse im Sinne einer nachhaltigen<br />

„StadtBauKultur“ erzielen, wie die ersten Planungsskizzen<br />

zeigen.<br />

Gerade die Formgestalt des Gebäudes bedeutet eine<br />

wesentliche Aufwertung des nördlichen Stadteinganges<br />

und damit die Chance einer umfassenden Akzeptanz.<br />

Architektonisch wird es darauf ankommen, gerade an die-<br />

sem Ort neben dem städtebaulichen Akzent auch eine<br />

Situation zu schaffen, die eine „Öffentlichkeit im Innern“<br />

(Stephan Braunfels) ermöglicht. Außenraum und Innenraum<br />

sollten <strong>als</strong>o eine Einheit bilden und doch unmerklich<br />

von der Zerstreuung zur notwendigen Konzentration<br />

der intensiven Kunsterfahrung führen. Klar und einfach,<br />

überschaubar und übersichtlich sollte die Architektur eine<br />

dienende Funktion einnehmen und auch für eine zukünftige,<br />

sich kontinuierlich entwickelnde Nutzung offen sein.<br />

Innenarchitektonisch wird zwischen Aura der Architektur<br />

und Inszenierungsmöglichkeiten der Ausstellung zu vermitteln<br />

sein. Während im Bereich der modernen und zeitgenössischen<br />

Kunst verstärkt die Wirkung des Einzelobjektes<br />

hervorgehoben werden muss, sind im Bereich der<br />

Kulturgeschichte inszenatorische Vermittlungsformen<br />

denkbar. Aber auch in diesem Falle muss die Innenarchitektur<br />

so gestaltet sein, dass Erweiterung und Revision<br />

möglich bleiben. Damit soll die wesentliche didaktische<br />

Funktion des Museums, die Vermittlung zwischen Objekt,<br />

Information und Wissenschaftlichkeit, unterstützt werden.<br />

Die Finanzierung der Eigenmittel soll im Rahmen eines<br />

örtlichen, unternehmerischen Engagements <strong>als</strong> „Public<br />

Private Partnership“ sicher gestellt werden (Sparkassenfusion).<br />

Grundsätzliche Vereinbarungen sind bereits<br />

getroffen.<br />

11<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Henry Moore: Two Piece Reclining Figure No. 5, 1963/64<br />

vor dem umgestalteten Festspielhaus, 1999<br />

Das Kutscherhaus wird vom Kunstverein Recklinghausen und vom Vestischen<br />

Künstlerbund für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt.


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

12<br />

Museen in der Region


Die gegenwärtige Verteilung der Museen im<br />

Stadtgebiet<br />

13<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

14<br />

Die Kulturachse in Recklinghausen


Funktionsschema des<br />

Museumszentrums<br />

Recklinghausen<br />

Ulrich Genth und Heike Mutter<br />

Forschungstation auf der Kunsthalle<br />

Recklinghausen, 2006<br />

Caféteria<br />

Saal<br />

Erschließung<br />

Eingang<br />

Kasse<br />

Shop<br />

Verwaltung<br />

Pädagogik<br />

VM Naive<br />

15<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Bibliothek<br />

IM Ikonen<br />

KH Moderne & Zeitgen. Kunst<br />

Studio<br />

Wechselausstellung<br />

Technik<br />

Depot<br />

Erschließung<br />

Transportrampe


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

NICHTÖFFENTLICHER<br />

BEREICH<br />

Verwaltung<br />

Direktor<br />

Stellv. Direktor<br />

Kustodin<br />

Verwaltungsleitung<br />

Verwaltungsmitarbeiter<br />

Praktikant<br />

Besprechung<br />

Foto-, Dia-,<br />

Videosammlung<br />

Sammlungskataloge<br />

Handbibliothek<br />

Archiv<br />

16<br />

Depot<br />

Kunsthalle<br />

Ikonen-Museum<br />

Vestisches Museum<br />

Grafik<br />

Skulptur<br />

Malerei<br />

Zwischendepot<br />

Ausstellungstechnik<br />

Stellwände<br />

Postamente<br />

Kisten<br />

Kataloglager<br />

Werkstätten<br />

Schreinerei<br />

Lackiererei<br />

Rahmung<br />

Passepartourierung<br />

Holzlager<br />

Passepartoutlager<br />

Farbenlager<br />

Bibliothek<br />

Medien<br />

Fotoraum


ÖFFENTLICHER BEREICH<br />

Aussenbereich<br />

Vorplatz<br />

Skulpturengarten<br />

Eingang<br />

Kasse<br />

Museumsshop<br />

Information<br />

Katalogversand<br />

Publikumsbetreuung<br />

Besucherstatistik<br />

Abrechnung<br />

Pädagogik<br />

Kinderkurse (prakt. Arbeit)<br />

Klassenbetreuung<br />

Seminare<br />

Ausstellung<br />

Moderne und zeitgenössische<br />

Kunst<br />

Ikonen<br />

Naive Kunst<br />

Wechselausstellung<br />

17<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Veranstaltungssaal<br />

Eröffnungen<br />

Sonderveranstaltungen<br />

Kammerkonzerte<br />

Aktionen<br />

Fremdveranstaltungen


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Flächenbedarf für ein Museumszentrum in Recklinghausen<br />

Bestand neu<br />

Ausstellung Sammlung Kunsthalle 0 900<br />

Sammlung Ikonen-Museum 400 900<br />

Sammlung Naive Kunst 1.200 900<br />

Wechsel- und Sonderausstellung 800 900<br />

Studiogalerie 0 200<br />

Depot Außenlager 600<br />

Kunsthalle 75<br />

Ikonen-Museum 30<br />

Vestisches Museum 200<br />

Zentrales Depot 800<br />

Bibliothek Kunsthalle 100<br />

Ikonen-Museum 50<br />

Vestisches Museum 50<br />

Zentrale Bibliothek 250<br />

Verwaltung Kunsthalle 150<br />

(Fotoarchive) Ikonen-Museum 50<br />

Vestisches Museum 25<br />

Zentrale Verwaltung 250<br />

Technik Kunsthalle 400<br />

Ikonen-Museum 15<br />

Vestisches Museum 30<br />

Zentrale Werkstatt 800<br />

Museumspädagogik Kunstlabor 0 120<br />

Sonderveranstaltung Vortrag, Symposion, Seminar etc. 0 250<br />

Caféteria Kunsthalle 75<br />

Ikonen-Museum 0<br />

Vestisches Museum 75<br />

gemeinsame Caféteria 200<br />

Kasse/Museumsshop Kunsthalle 75<br />

Ikonen-Museum 25<br />

Vestisches Museum 15<br />

gemeinsame Kasse/Museumsshop 360<br />

Summe qm 4.440 6.830<br />

18<br />

Flächenbedarf


Ergebnisse der Machbarkeitsstudie<br />

durch Auer + Weber + Architekten, Stuttgart aus<br />

Jahre 2004<br />

19<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Grobkostenschätzung (Bruttopreise) 1. und 2. Bauabschnitt 1. Bauabschnitt<br />

Kostengruppe 200 Erschließung 50.000,- 50.000,-<br />

A Abriss der Anbauten am Saalbau 480.000,- 480.000,-<br />

B Sanierung Saalbau 1.800.000,- 1.800.000,-<br />

C Neubau Saalbau 5.312.000,- 5.312.000,-<br />

D Neubau Museum 1. BA 7.900.000,- 7.900.000,-<br />

E Neubau Museum 2. BA 5.875.000,-<br />

Kostengruppe 500 Außenanlagen 350.000,- 200.000,-<br />

Kostengruppe 600 Ausstattungen 200.000,- 150.000,-<br />

Kostengruppe 700 Baunebenkosten 3.600.000,- 2.700.000,-<br />

Gesamtkosten 25.567.000,- 19.592.000,-<br />

20<br />

Grobkostenschätzung<br />

Der alte Saalbau in den dreißiger Jahren


Eingangssituation für das Museumszentrum<br />

21<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

22<br />

Städtebau und Gestaltung<br />

· Erhaltung des Saalbaus in seiner wesentlichen inneren<br />

Erscheinung durch die identitätsstiftenden Elemente<br />

Saalinneres, grüner Saal<br />

· Schaffung eines Platzraumes, begrenzt durch Sallbau,<br />

Museumsgebäude und östliche Komplementärbebauung<br />

· Platz <strong>als</strong> weitere Station der Kulturachse<br />

· Auftakt zu Skulpturenweg, der zum Festspielhaus<br />

führt<br />

· Stärkung der Fußwegebeziehung aus Süden und<br />

Norden<br />

· Erhalt der Grünbeziehungen durch geringe<br />

Höhenentwicklung der Neubauten und Treppenanlage<br />

Plantenbergweg<br />

· Wahrung der Anliegerinteressen<br />

· zusätzliche bauliche Nutzung des östlichen<br />

Grundstückteils (Hotel, Stadtarchiv, Wohnen,<br />

Dienstleistung)


Organisation<br />

· Kombination Saalbau/Neubau schafft Synergieeffekte:<br />

Mitnutzung großer Saal, grüner Saal durch das<br />

Museum für Studiogalerie, Wechselausstellungen,<br />

Vorträge, Vernissagen<br />

· übersichtliche Anordnung der Ausstellungsbereiche<br />

· Ikonenmuseum, Verwaltung, Werkstätten und Depot<br />

schon im ersten Bauabschnitt<br />

· Nebenräume und Bühne des Saalbaus in einem eingeschränkten<br />

Umfang, der dem Veranstaltungskalender<br />

der Stadt entspricht<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

· einfache Realisierung in Bauabschnitten<br />

· kompakte, ökonomische Gebäudeform<br />

· Veräußerbarkeit des Restgrundstückes für<br />

Teilfinanzierung<br />

23<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

24<br />

Das Modell


Das Modell<br />

25<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

26<br />

1. Bauabschnitt


2. Bauabschnitt<br />

27<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

28<br />

Garagengeschoss


Erdgeschoss<br />

29<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

30<br />

1. Obergeschoss


2. Obergeschoss<br />

31<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

32<br />

Schnitt


Schnitt<br />

33<br />

M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N


M U S E U M S Z E N T R U M R E C K L I N G H A U S E N<br />

Kontakte<br />

34<br />

Wolfgang Pantförder<br />

Bürgermeister<br />

Stadt Recklinghausen<br />

Rathaus<br />

45655 Recklinghausen<br />

Telefon 02361 · 50-1000<br />

Hans-Josef Bajon<br />

Beigeordneter für Kultur<br />

Stadt Recklinghausen<br />

Rathaus<br />

45655 Recklinghausen<br />

Telefon 02361 · 50-1130<br />

Prof. Dr. Ferdinand Ullrich<br />

Museumsdirektor<br />

Große-Perdekamp-Str. 25-27<br />

45657 Recklinghausen<br />

Telefon 02361·50-1930<br />

Telefax 02361 · 50-1932<br />

ullrich@kunst-re.de<br />

www.kunst-re.de<br />

Lothar Langenkamp<br />

Stadt Recklinghausen<br />

Abteilungsleiter FB Ingenieurwesen<br />

Abteilung Hochbau<br />

45655 Recklinghausen<br />

Telefon 02361 · 50-2624<br />

lothar.langenkamp@recklinghausen.de<br />

Prof. Carlo Weber<br />

Auer + Weber + Architekten<br />

Hausmannstraße 103a<br />

D-70188 Stuttgart<br />

Telefon 0711 · 268 404 20<br />

Telefax 0711 · 268 404 88<br />

stuttgart@auer-weber.de<br />

www.auer-weber.de

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