Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Außerhalb des Schwerpunkts untersucht Ingrid Arbeitlang die Diskriminierungsmechanismen
in der offiziellen Frauenförderung der DDR. Der marktwirtschaftliche
Umbau wirkt sich für Frauen auch deshalb nachteilig aus, weil er in
den patriarchalen Strukturen der Ex-DDR vor sich geht.
Thomas Weber vergleicht Müllers Text »Glückloser Engel« von 1991, der nach
Bekunden des Autors einen Aspekt der ostdeutschen Erfahrungen bei der »Wiedervereinigung
durch die Westdeutschen« erfaßt, mit Erfahrungen, die sich in zwei
weiteren Engel-Texten verdichten: Walter Benjamins »Engel der Geschichte« von
1940 und Müllers »Der glüc.klose Engel« von 1958. Jost Herrnand befaßt sich kritisch-nachfragend
mit Heiner Müllers jüngst erschienener Autobiographie und
arbeitet die sie durchziehenden Textstrategien heraus: eine existentielle, in der
sich ein von allem historischen und politischen Geschehen unberührter Autor
darstellt, eine zweite des Kampfes für einen »besseren, radikaleren Sozialismus«,
und einen »attentatistischen Anarchismus«, der der »kalten Unmenschlichkeit«
der Welt mit einer »glühenden Unmenschlichkeit« zu opponieren sucht.
Verlagsmitteilungen
Band 5 der Gefängnishefte (Hefte 8 und 9) von Antonio Gramsci verspätet sich
leider und wird im Herbst erscheinen, hoffentlich noch in diesem Jahr gefolgt
von Band 6. Der erste Band der Gefängnisbriefe, der den Briefwechsel mit Julca
Schucht enthält, ist auf den Herbst verlegt worden. Die Verschiebung wurde
notwendig, weil weitere Briefe von Gramsci aufgetaucht sind, die in diesen Band
mit aufgenommen werden sollen.
Der verspätete Band von Wolfgang Fritz Haug, Elemente einer Theorie des Ideologischen
(Argument-Sonderbände, Neue Folge, AS 203) geht unmittelbar nach
diesem Heft in Produktion. Die hier gesammelten theoretischen Entwürfe eignen
sich als Studienbuch zur Einführung in Ideologie-Theorie. Die Aufsätze untersuchen
Zusammenhänge von Ideologie und Arbeitsteilung, Geschlechterverhältnisse,
Subjektkonstitution, Moral, Ästhetik und Philosophie und bringen exemplarische
Studien zum Antisemitismus und zum »ideologischen Klassenkampf
von oben«.
In der Literaturreihe edition ariadne sind nun der dritte und der vierte Roman erschienen.
Marge Piercy entwirft in Er, Sie und Es eine Welt nach ökologischem
Desaster, in der Leben, Geschlecht, Natürlichkeit und Künstlichkeit zur Disposition
stehen. Doch ist dies weder eine Endzeitvision noch sind die ökonomischen
und sozialen Fragen unserer Zeit einfach gelöst - vielmehr geraten sie in futuristischer
Anordnung zu offensichtlichen Widersprüchen. Einfühlung, der neueste
Roman von Sarah Schulman, ist eine poetische Parodie der Psychoanalyse, eine
Satire auf verbreitete Vorurteile zu weiblicher Homosexualität und eine ernsthafte
Komödie über moderne Alltagskultur. Sarah Schulman macht im Mai eine
Lesetour durch Deutschland und wird auch bei der Berliner Volksuni auftreten.
DAS ARGUMENT 198/1993 ©