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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Den Kapitalismus in seiner Geschichte begreifen 229<br />

der amerikanischen Zentralnotenbank, dem Finanzministerium oder einer<br />

eigens zu diesem Zweck geschaffenen Sonderbehörde übernommen. Der Ballon<br />

platzte nie, er verlor nur langsam und allmählich Luft. Dieser Vorgang dauert<br />

nun, etwa zwei oder drei Jahre nachdem die wirtschaftliche Expansion in eine<br />

Rezession umgeschlagen ist, immer noch an.<br />

Wie es der Zufall so will, ereignete es sich genau im selben Zeitraum, daß die<br />

vormalig kommunistischen Regime in der Sowjetunion und Osteuropa zusammenbrachen,<br />

der Kalte <strong>Krieg</strong> endete und sich jegliche Hoffnung darauf, die<br />

Wirtschaft durch eine weitere Dosis Rüstungsmedizin zu retten, in Nichts auflöste.<br />

Ein belagerter und siegreicher George Bush dürfte die Lage wohl falsch<br />

eingeschätzt haben, wenn er glaubte, daß ein kleiner glanzvoller <strong>Krieg</strong> am Persischen<br />

Golf das Ende des Kalten <strong>Krieg</strong>es irgendwie wettmachen könne. Falls dem<br />

so war, wurde er bald eines Besseren belehrt. Aus ökonomischer Sicht betrachtet,<br />

sind kleine <strong>Krieg</strong>e <strong>für</strong> niemanden von Nutzen. Die Rezession hält weiterhin<br />

an - ohne Aussicht auf ein baldiges Ende. Und auf längere Sicht gesehen, ist die<br />

Perspektive genauso düster wie in den schlimmen Zeiten der Weltwirtschaftskrise.<br />

Nach fünfzigjähriger Pause sucht uns das Grundproblem einer spätkapitalistischen<br />

Gesellschaft, die Abwesenheit einer stabilen und zuverlässigen Nachfrage<br />

nach Kapital, aufs neue heim. Die Keynesianische Revolution war ein erster,<br />

jedoch bald wieder abgebrochener Versuch, sich dem Problem zu stellen. Leider<br />

gibt es bis jetzt kein Anzeichen da<strong>für</strong>, daß diese Gesellschaft entweder die Courage<br />

oder den intellektuellen Einfallsreichtum besitzt, es nochmals zu versuchen.<br />

Aus dem Englischen von Markus Weidmann<br />

Anmerkung<br />

Sie fand nie ein Ende und wird möglicherweise auch nie ein klar definiertes Ende finden. Es gibt<br />

immer noch Bereiche. in die noch kein Kapital eingedrungen ist und noch nicht von ihm übernommen<br />

worden sind. Doch sind sie von geringer und schwindender Bedeutung <strong>für</strong> das Funktionieren<br />

des Gesellschaftssystems im ganzen.<br />

Erschien unter dem Titel "On Understanding the History of Capitalism« in: Monthly Review. Val. 44.<br />

N° 5. Oktober 1992. 1-9.<br />

DAS ARGUMEl\T 198/1993 11:)

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