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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Internationale Regulation 217<br />

müßte dabei die Überwindung des impliziten Ökonomismus der Regulationstheorie<br />

und die Entwicklung einer entsprechenden Politik- und Staatstheorie stehen<br />

(vgl. Jessop 1990, Hirsch 1992a)<br />

Politisch ergibt sich vor allem die Erkenntnis, daß <strong>für</strong> eine emanzipative Veränderung<br />

der sich krisenhaft zuspitzenden kapitalistischen Welt(un)ordnung<br />

weder ein vorbestimmter Ansatzpunkt noch ein privilegierter Akteur existiert.<br />

Dazu bedarf es vielmehr einer Veränderung der sozialen und politischen Kräfteverhältnisse<br />

in allen, d.h. peripheren wie metropolitanen Ländern, die allerdings<br />

nur Erfolg haben kann, wenn sie mit einer sehr viel intensiveren internationalen<br />

Kooperation verbunden ist (Lipietz 1987, 189ff.; Beaud 1987, 123ff.).<br />

Diese ist ohne politische Zusammenarbeit jenseits und unabhängig von staatlichen<br />

Instanzen auf nationaler wie internationaler Ebene kaum realisierbar.<br />

Bedeutsam wird dies besonders deshalb, weil sich die Spiel räume nationaler<br />

Staatsapparate bei der Formulierung und Durchsetzung eigenständiger Entwicklungswege<br />

im Zuge der Globalisierung immer mehr verringern.<br />

Was die Entwicklung der peripheren Länder betrifft, so steht dabei die Frage<br />

der Demokratie heute zu Recht im Zentrum der Diskussion. In Asien, Afrika und<br />

Lateinamerika haben in den vergangenen lahren Demokratisierungsprozesse<br />

stattgefunden, wurden Diktaturen unterschiedlicher Couleur von formell parlamentarischen<br />

Mehrparteienregimes abgelöst. Will man die Bedeutung dieser<br />

Entwicklung einschätzen, so müssen allerdings ihre globalen ökonomischen und<br />

politischen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Dazu gehört vor allem<br />

das Ende des Ost-West-Blockgegensatzes nach dem Zusammenbruch der<br />

Sowjetunion und die damit verbundene Veränderung des geostrategischen<br />

Machtfelds. Zweifellos haben viele dieser Demokratisierungsprozesse den Charakter<br />

einer eher formellen und die inneren Verhältnisse wenig verändernden<br />

Konzession an die nunmehr allein militärisch und politisch bestimmende Großmacht<br />

USA. Von grundlegenderer Bedeutung ist, daß die Folgen der »Fordismus«-Krise<br />

in der Peripherie - ähnlich wie auch in den Metropolen - die bestehenden<br />

politisch-sozialen Regulationsmechanismus unterminiert hatten. Nach<br />

dem Scheitern der Importsubstitution wurde vielfach eine binnen- wie außenwirtschaftIich<br />

neoliberale Politik durchgesetzt, die eine weitgehende Unterwerfung<br />

der ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung unter die Dynamik<br />

des Weltmarkts und die globalen Geld- und Kreditströme bedeutete. Dies hatte<br />

erhebliche Verelendungs-, Deklassierungs- und Zerstörungsprozesse zur Folge.<br />

Dadurch wurden die politischen Legitimationsdefizite der Diktaturen vergrößert,<br />

zugleich aber auch die Positionen der Staatsapparate insgesamt geschwächt<br />

(Kößler/Melber 1990). Abnehmender Interventionsspielraum nationalstaatlicher<br />

Politik bedeutet jedoch zugleich, daß die Reichweite repräsentativdemokratischer<br />

Entscheidungsprozesse beschnitten wird. Das Beispiel Venezuelas<br />

etwa zeigt, in welche Konvulsionen eine historisch einigermaßen gefestigte<br />

Demokratie unter diesen Bedingungen geraten kann. Dort genossen mehrfach<br />

versuchte Militärputsche gegen eine sich zwar sozialdemokratisch nennende,<br />

faktisch aber extrem neoliberale Regierung eine relativ breite Unterstützung<br />

gerade der ärmeren Bevölkerung. Dieser Zusammenhang läßt die Bedeutung<br />

formaler Demokratisierungsprozesse - zumindest was die ökonomisch-soziale<br />

DAS ARGUMENT 19811993 cg;;

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