Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Internationale Regulation 215<br />
dürftigen sozialen Sicherungen, Ruin der kleinen Landwirtschaft, sich verschärfende<br />
soziale Konflikte - sind allerdings kaum mehr zu übersehen. Die Ökonomisierung<br />
der Weltmarktbeziehungen schränkt den Spielraum nationaler Regierungen<br />
gerade in der kapitalistischen Peripherie entscheidend ein und zwingt sie,<br />
den Zwangsmechanismen einer politisch nicht mehr kontrollierten globalen<br />
Ökonomie immer unvermittelter, vor allem ohne Rücksicht auf soziale oder ökologische<br />
Folgen zu gehorchen.<br />
Es ist nicht abzusehen, wie unter den Bedingungen einer extremen Ökonomisierung<br />
und Nationalisierung der internationalen Regulation eine Lösung der<br />
internationalen Krise, die ja nicht nur eine »Schuldenkrise« der Peripherie, sondern<br />
zugleich eine Krise des Akkumulations- und Regulationsmodus der kapitalistischen<br />
Zentren beinhaltet, möglich sein soll. Dies liegt nicht nur daran, daß<br />
immer noch wichtige politische Eliten und ökonomische Interessengruppen von<br />
der Aufrechterhaltung der internationalen Verschuldungsökonomie profitieren.<br />
Auf Stabilisierung abzielende Politiken wie die des IWF bleiben, solange sie<br />
wesentlich von privaten Gläuberinteressen beeinflußt bleiben und nicht durch ein<br />
funktionierendes, die Entwicklung der Weltmarktbeziehungen stabilisierendes<br />
und nationale Standortwettläufe begrenzendes internationales Regulationssystem<br />
flankiert werden, selbst da wirkungslos, wo sie im Einzelfall als sinnvoll<br />
angesehen werden könnten. Beim Fehlen dieser Rahmenbedingungen neigen sie<br />
dazu, den destruktiven Zirkel zu verstärken, in die die Entwicklung des internationalen<br />
Kapitalismus nach dem Ausbruch der Fordismus-Krise geraten ist. Eine<br />
Lösung dieser Krise würde die Wiederherstellung eines neuen internationalen<br />
Regulationszusammenhangs nach dem Ende der »Pax Americana« voraussetzen.<br />
Die da<strong>für</strong> erforderliche internationale Hegemonie, die auf der Durchsetzung<br />
eines neuen globalen Akkumulations- und Regulationsmodus beruht und diesen<br />
zugleich abzustützen vermag, ist allerdings bisher überhaupt nicht in Sicht.<br />
Wahrscheinlicher ist die Tendenz einer zunehmenden Regionalisierung des<br />
globalen Kapitalismus in Form der »Triade«, d.h. mit USA, Japan und Westeuropa<br />
mit den jeweils zugeordneten und kontrollierten peripheren Einflußgebieten<br />
als Zentren. Dies bedeutet nicht unbedingt eine einfache Rückkehr zum<br />
Protektionismus, die schon wegen der faktischen Internationalisierung des Kapitals<br />
kaum mehr durchsetzbar wäre (Ohmae 1985, 143ff.; McGrew u.a. 1992,<br />
197ff.). Viel eher dürfte es sich um eine neue Mischung von zugleich uni- und<br />
bipolaren sowie global orientierten Politiken handeln. Innerhalb dieser triadischen<br />
Struktur weist indessen Europa besondere Schwächen auf. Hier gibt es<br />
weder eine regional eindeutig beherrschende Hegemonialmacht noch ein voll<br />
entwickeltes, übergreifendes politisches Regulationssystem. Jedenfalls ist noch<br />
völlig offen, ob die anvisierte politische Union und vor allem die gemeinsame<br />
Währung angesichts immer wieder sich durchsetzender nationaler Interessenpolitiken<br />
jemals Gestalt annehmen werden.<br />
Schlußfolgerungen: Zur Frage der Demokratie im globalen Kapitalismus<br />
Auch bei der Analyse des globalen kapitalistischen Systems muß also berücksichtigt<br />
werden, daß dessen Entwicklung zwar durchaus strukturellen ökonomischen<br />
DAS ARGUMENT 198/1993 ©