Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Internationale Regulation 213<br />
Gesellschaftszusammenhangs in den globalen Kapitalismus zu beeinflussen. Im<br />
konkreten Fall unterscheiden sich die Arten von Abhängigkeit und die nationalen<br />
Bewegungsmöglichkeiten ganz erheblich. Es gibt nicht nur einen Typ von »Entwicklung«,<br />
sondern eine ganze Skala möglicher, mehr oder weniger passiver<br />
oder aktiver Formen der »Weltmarkt«-Integration (Beaud 1987, 103ff.; McGrew<br />
u.a. 1992, 226ff.). Gerade die - erzwungene - Abkoppelung vom Weltmarkt<br />
kann im übrigen eine Form der Unabhängigkeit darstellen, die nichts anders als<br />
ein ökonomisches und soziales Desaster bedeutet. Unter den Bedingungen des<br />
global herrschenden Kapitalismus scheint es <strong>für</strong> die Menschen materiell vorteilhafter<br />
zu sein, wenigstens direkt dem Ausbeutungsverhältnis unterworfen zu<br />
werden. Die Herausbildung einer extrem marginalisierten kapitalistischen Peripherie<br />
bietet also genügend Anlaß, herkömmliche Konzepte von Imperialismus,<br />
Ausbeutung und »ungleichem Tausch« zu überdenken.<br />
Das Scheitern des peripher-fordistischen Industrialisierungswegs bildet die<br />
Grundlage <strong>für</strong> die in den achtziger Jahren eskalierende Verschuldungskrise der<br />
peripheren Länder. Diese ist aber ohne die Krise des fordistischen Akkumulations-<br />
und Regulationsmodus in den Metropolen, die wirtschaftspolitischen<br />
Reaktionen darauf und den darauf folgenden Zusammenbruch der internationalen<br />
Regulation nicht erklärbar. Die steigende Verschuldung resultierte zunächst<br />
aus der immer weiter zurückbleibenden internationalen Konkurrenzfahigkeit<br />
ihrer auf den abgeschotteten Binnenmarkt ausgerichteten und vor Konkurrenz<br />
geschützten Industrien. Der technologisch abhängige Industrialisierungsprozeß<br />
blieb zudem an hohe Vorprodukt- und Investitionsgüterimporte gebunden, die<br />
bei sich verschlechternden terms of trade durch Rohstoffexporte nicht mehr ausgeglichen<br />
werden konnten. Hohe internationale Liquidität als Folge der fordistischen<br />
Überakkumulationskrise, niedrige Zinssätze und die Profitinteressen privater<br />
Banken führten zu einem massiven Einströmen billiger Kredite, die allerdings<br />
nur teilweise und unzulänglich zum Ausbau des Produktionsapparates und<br />
statt dessen in großem Maße zum Profittransfer ins Ausland, zum Ausbau der<br />
Repressionsinstrumente und zur Subventionierung des Mittelschicht-Konsums<br />
verwendet wurden. Bei einigen Ländern floß dadurch ein hoher Prozentsatz der<br />
gewährten Kredite unmittelbar in die kapitalistischen Metropolen zurück. Die<br />
exzessive Verwendung der »Droge des billigen Geldes« lag durchaus im Interesse<br />
der herrschenden Eliten, verschärfte aber die ökonomischen und sozialen<br />
Ungleichgewichte weiter (Hurtienne 1987, 128ff.; Altvater 1987, 263f.). Der<br />
Zusammenbruch der »keynesianischen« Regulierungsform in den kapitalistischen<br />
Zentren führte zu einer internationalen Rezession, die die Exportmöglichkeiten<br />
der Peripherie weiter beschränkte. Der schließliche Kollaps der internationalen<br />
Schuldenwirtschaft wurde bekanntlich durch die Anfang der achtziger<br />
Jahre von der Reagan-Administration in den USA durchgesetzte neokonservativmonetaristische<br />
Wende besiegelt, die massive internationale Zinserhöhungen<br />
und damit verbunden eine drastische Steigerung des Dullarkurses zur Folge<br />
hatte. Der Versuch der US-Regierung, mit Hilfe dieses wirtschaftspolitischen<br />
Kurswechsels ohne Rücksicht auf die Bedingungen internationaler Regulation<br />
die Vorherrschaft der Vereinigten Staaten mit monetären Mitteln und durch forcierte<br />
Hochrüstung zu verteidigen, untergrub nicht nur ihre eigenen produktiven<br />
DAS ARGUMENT 19811993 ©