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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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210 Joachim Hirsch<br />

Moment der internationalen Arbeitsteilung werden lassen. Die praktisch weltweit<br />

gewordene erzwungene Mobilität der Arbeitskraft ist Folge der globalen<br />

ökonomischen Umstrukturierungsprozesse und zugleich eine wesentliche Basis<br />

der »Flexibilisierung« der Produktion und der Ausdehnung peripherer, »informeller«<br />

und illegaler Arbeitsverhältnisse. In diesen Kontext gehören auch die<br />

Veränderungen der geschlechts spezifischen Arbeitsteilung und die Einbeziehung<br />

neuer Formen »peripherer«, nicht formelliohnfcirmiger und »häuslicher« weiblicher<br />

Arbeitskraft in den globalen Akkumulations- und Verwertungsprozeß.<br />

»Geschlecht« und »Rasse« als Elemente einer globalen Umschichtung der Klassenverhältnisse<br />

werden in neuen Formen zu wichtigen Bestandteilen des globalen<br />

Kapitalismus und bedürften daher einer eigenen, eigehenden und detaillierten<br />

Untersuchung (vgl. dazu Ward 1990, v. Werlhof 1985, v. Werlhofu.a. 1988).<br />

Aber auch das kapitalistische Zentrum wurde als Folge der Krise von erheblichen<br />

Differenzierungen und Umschichtungen betroffen. Von entscheidender<br />

Bedeutung war dabei die Erosion der Hegemonialposition der USA, die in<br />

gewisser Weise ein Ergebnis der Funktionslogik des von ihnen beherrschten<br />

internationalen Regulationssystems war: Gestützt auf die Liberalisierung des<br />

Welthandels und massive Investitionen amerikanischer Konzerne verzeichneten<br />

die Länder Westeuropas und Japans starke Produktivitätsfortschritte und unterminierten<br />

damit die beherrschende Konkurrenzposition der USA. Verschärft<br />

wurde diese Entwicklung durch die ökonomische Überlastung der »Führungsrnacht«<br />

durch Rüstungsausgaben (vgl. dazu auch Kennedy 1989). Das sich ausweitende<br />

Handels- und Zahlungsbilanzdefizit und die internationale Verschuldung<br />

der USA bewirkten eine zunehmende Schwächung des Dollars, stellten<br />

seine Funktion als stabilisierendes Weltgeld in Frage und führten schließlich zum<br />

Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems und damit der institutionalisierten<br />

politischen Regulierung des Weltmarkts (Strange 1986, 25ff.; Altvater 1987,<br />

211ff.; Mistral 1986, 190ff.; Schubert 1987, 69ff.; Nitsch 1987; Altvater/Hübner<br />

1989). Wichtige regulative Kompetenzen wurden auf die nationalen Zentralbanken<br />

zurückverlagert und die neuen Konkurrenten Deutschland oder Japan<br />

begannen, ohne Rücksicht auf globale Zusammenhänge eine rigorose<br />

Wettbewerbs- und nationale »Standort«-Politik zu verfolgen und damit die internationalen<br />

Instabilitäten zu vergrößern. Dabei konnten sie sich auf je eigene,<br />

vom US-Fordismus abweichende politisch-soziale Regulationsmuster (sozialpartnerschaftlicher<br />

Korporatismus, spezifische Managementstrukturen und<br />

Arbeitskraftqualifikationen , ausgebauter industriepolitischer Staatsinterventionismus)<br />

stützen, die ihnen zunächst deutliche nationale Wettbewerbsvorteile verschafften.<br />

Eine - neben der militärischen - verbleibende ökonomische Machtposition<br />

der USA gründet sich auf ihre immer noch beherrschende Stellung auf den Geldund<br />

Finanzmärkten. Eine wichtige Ursache <strong>für</strong> die Krise des internationalen<br />

Geld- und Kreditsystems lag im wachsenden Überschuß liquider Mittel (in Form<br />

von »Petro«- oder »Euro«-Dollars) als Folge der fordistischen Überakkumulationskrise.<br />

Dadurch expandierten die internationalen Kreditmärkte mit Raten,<br />

die weit über denen der Produktion lagen. Das Kreditsystem löste sich vom Produktionssystem<br />

ab und es kam zu starken spekulativen Wechselkursschwankungen.<br />

DAS ARGUMENT 19811993 ©

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