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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Internationale Regulation 207<br />

ausgehende Destabilisierung der internationalen Regulation wirkt - allerdings<br />

gemäß deren spezifischer Struktur mit durchaus unterschiedlichen Wirkungen -<br />

auf die nationalen Ökonomien zurück. Die Krise einer globalen historischen<br />

Formation des Kapitalismus - wie etwa die des Fordismus in den siebziger und<br />

achtziger Jahren - kann damit als ein sich auf nationaler und internationaler<br />

Ebene wechselseitig bedingendes und verstärkendes Zusammenspiel von Störungen<br />

des Akkumulations- und Regulationsmodus interpretiert werden. Die<br />

Folgen sind nicht nur ein globales Stocken der Kapitalakkumulation, sich verstärkende<br />

internationale ökonomische Disparitäten und Konflikte, sondern auch<br />

eine Krise der <strong>Institut</strong>ionen auf nationaler wie internationaler Ebene. Beispiele<br />

sind der miteinander verbundene Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems<br />

und des »sozialdemokratischen«, keynesianisch-korporativen Regulationsmodus<br />

in der Krise des Fordismus. Eine kapitalistische Lösung säkularer Krisen setzt<br />

daher nicht nur eine Reorganisation der nationalen Akkumulations- und Regulationsmodi<br />

voraus, sondern diese selbst bleibt an die Wiederherstellung einer<br />

funktionierenden internationalen Regulation, praktisch an die Entwicklung einer<br />

neuen Hegemonie gebunden.<br />

Veränderungen des kapitalistischen Weltsystems seit den siebziger Jahren<br />

Das skizzierte regulationstheoretische Konzept gestattet es, die gegenwärtige<br />

Krise des kapitalistischen Weltsystems unter einem gegenüber herkömmlichen<br />

<strong>Theorie</strong>ansätzen etwas veränderten Blickwinkel zu erklären. Dabei kommt es<br />

vor allem darauf an, den Zusammenhang zwischen der säkularen Krise des Fordismus<br />

in den Zentren mit ihren Folgen - insbesondere des Niedergangs der US­<br />

Hegemonie und des Zusammenbruchs der internationalen Geld- und Kreditregulation<br />

-, den in den entwickelten kapitalistischen Industriestaaten durchgesetzten<br />

Krisenpolitiken und den Anpassungsreaktionen peripherer Länder an die<br />

veränderten Weltmarktbedingungen zu untersuchen. Es geht also um die Interdependenz<br />

zwischen der Entwicklung und Krise nationaler Akkumulations- und<br />

Regulationsmodi und den Veränderungen der internationalen Regulationsbedingungen.<br />

Die zugrundeliegende These ist, daß die Krise des kapitalistischen Weltsystems<br />

nicht monokausal, sondern nur aus dem Zusammenwirken relativ voneinander<br />

unabhängiger, wenngleich unter den strukturellen Bedingungen des<br />

Kapitalakkumulationsprozesses stehender nationaler Politiken zu erklären ist.<br />

Hier ist es nicht möglich, die Geschichte der vergangenen beiden Jahrzehnte<br />

detailliert nachzuzeichnen. Es bleibt daher bei der groben Skizze einiger wichtiger<br />

Zusammenhänge.<br />

Nach der Krise der dreißiger Jahre und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

war ein hervorstechendes Merkmal des fordistischen Kapitalismus der<br />

Zentren die Binnenmarktorientierung ihrer Ökonomien. Das »intensive« Akkumulationsmodell<br />

des Fordismus beruhte auf einer Ausweitung der internen Massenkaufkraft,<br />

deren Voraussetzung wiederum die Durchsetzung »keynesianischer«<br />

politischer Regulationsformen (sozialpartnerschaftlicher Klassenkomprorniß,<br />

Ausbau des Sozialstaats, korporative Einkommenspolitik) war. Wesentliches<br />

Charakteristikum des Fordismus war die Durchkapitalisierung bisher<br />

DAS ARGUMENT 198/1993 ©

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