Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
204 Joachim Hirsch<br />
Der globale Akkumulationsprozeß, der sich in unterschiedlichen ökonomischsozialen<br />
Räumen und national staatl ich gegeneinander abgegrenzten Sphären realisiert,<br />
bedarf eigener zwischen- und überstaatlicher regulativer Mechanismen<br />
als Voraussetzung eines relativ stabilen internationalen Waren- (inklusive der<br />
Arbeitskraft), Geld- und Kapitalverkehrs (Mistral 1986, 181ff.) Auch auf globaler<br />
Ebene muß die Akkumulation des Kapitals bis zu einem gewissen Grade politisch<br />
reguliert werden, was konkret durch das Zusammenspiel nationaler Regierungen<br />
und Zentralbanken, internationaler <strong>Institut</strong>ionen (wie etwa IWF, Weltbank<br />
oder GATT, OPEC oder OECD, G7, G 10 usw.), nationaler und multinationaler<br />
Unernehmungen, Gewerkschaften und andere Gruppierungen geschieht.<br />
Weil die Regulation der Klassenverhältnisse an die nationalstaatliche Form gebunden<br />
bleibt und gleichzeitig die Widersprüche des globalen Akkumulationsprozesses<br />
permanent zu zwischenstaatlichen Konflikten führen, können internationale<br />
regulative Systeme eine nur beschränkte Kohärenz und Dichte entwickeln.<br />
Sie sind grundSätzlich weit mehr als auf national staatlicher Ebene fragmentiert<br />
und unvollständig (Robles 1992, 253ff.). Die Bestandsfähigkeit nationaler<br />
Akkumulations- und Regulationszusammenhänge ist an die Existenz eines<br />
internationalen Regulationssystems gebunden, das von ihnen gleichzeitig immer<br />
wieder unterminiert werden muß. Prinzipiell beruht die Stabilität internationaler<br />
regulativer Systeme auf ihrer Konformität mit den Strukturen der internationalen<br />
Arbeitsteilung, die sich im Prozeß des nationalstaatlich vermittelten und modifizierten<br />
globalen Akkumulationsprozesses permanent verändern (Mistral 1986,<br />
Robles 1992, 21Off.). Ihre konkrete Gestalt, also z.B. die <strong>Institut</strong>ionen des Bretton-Woods-Systems,<br />
die bestimmte Regeln, Verfahrenskonventionen und Instrumentarien<br />
festschreiben, hängt von der Art des international durchgesetzten<br />
Akkumulations- und Regulationsmodus ab und verändert sich mit diesem.<br />
Dieses Konzept der internationalen Regulation unterscheidet sich trotz aller<br />
oberflächlichen Ähnlichkeiten von der neo-institutionalistischen »<strong>Theorie</strong> internationaler<br />
Regime« (vgl.z.B. Krasner 1982, Keohane 1982), die mit ihrem einigermaßen<br />
simpel und staatstheoretisch recht naiv formulierten handlungstheoretischen<br />
Ansatz weder die Konstitutionsbedingungen gesellschaftlicher <strong>Institut</strong>ionalisierungsprozesse<br />
noch die darin eingehenden und zum Ausdruck kommenden<br />
strukturellen Konflikte und Dynamiken zu erhellen vermag. Es entgeht ihr<br />
vor allem, daß <strong>Institut</strong>ionalisierungsprozesse die Form sind, in der soziale Antagonismen<br />
»regulierbar«, d.h. über ihre Konflikthaftigkeit hinaus und durch diese<br />
hindurch stabilisierbar werden, was zugleich ihre Entwicklungs- und Krisendynamik<br />
kennzeichnet (vgl. dazu ausführlich Hirsch 1992a). Die internationale<br />
Regimetheorie betont zwar richtig - und insgesamt in Übereinstimmung mit der<br />
Regulationstheorie - die Notwendigkeit und die relative Eigenständigkeit über<br />
nationale Machtpolitiken hinausgehender internationaler Regulationszusammenhänge<br />
und hat nicht zuletzt interessante Aufschlüsse über das Verhältnis von<br />
internationaler Regulation und Hegemonie gebracht. Sie kommt aber über fallbezogene<br />
Beschreibungen kaum hinaus. Ihr sowohl ökonomie- als auch staatstheoretisches<br />
Defizit liegt auf der Hand (zur Kritik vgl. Strange 1982; Wend/<br />
Duvall 1989; Robles 1992, 224ff.).<br />
Die das Verhältnis von nationaler und internationaler Regulation bestimmenden<br />
DAS ARGCMENT 198/J 993 ©