Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Internationale Regulation 199<br />
Gleichzeitig hängt jedoch die Stabilität dieser nationalen Formationen davon<br />
ab, daß es gelingt, den jeweiligen Akkumulations- und Regulationszusammenhang<br />
so mit der Struktur des Weltmarkts und der internationalen Arbeitsteilung<br />
zu verbinden, daß Kapitalakkumulation und ökonomisches Wachstum gewährleistet<br />
werden. Auf der internationalen Ebene ist daher von einem doppelten Verknüpfungsverhältnis<br />
auszugehen: die ein nationales »Wachstumsmodell« abstützende<br />
Kompatibilität von Akkumulations- und Regulationsweise setzt deren Einbindung<br />
in eine »internationale Arbeitsteilung« voraus, die selbst wieder von der<br />
Entwicklung nationaler Reproduktionszusammenhänge bestimmt wird. Der globale<br />
Kapitalismus ist somit als Verbindung von Prozessen auf unterschiedlichen<br />
Ebenen und mit unterschiedlichen Akteuren (Nationalstaaten, Unternehmungen,<br />
nichtstaatlichen Organisationen und internationalen <strong>Institut</strong>ionen usw.) zu<br />
verstehen (Lipietz 1987,25). Das kapitalistische Weltsystem beinhaltet durchaus<br />
strategische Spiel räume <strong>für</strong> nationale Entwicklungen (Mistral 1986, 172ff.). »Es<br />
existiert ein Feld möglicher Positionen, mit anderen Worten: eine Reihe wechselseitig<br />
kompatibler nationaler Regime, aber diese Positionen sind nicht vorherbestimmt.<br />
Die herrschenden Klassen der einzelnen Länder können sich auf verschiedene<br />
'Modelle' beziehen ... Soziale Allianzen in den dominierten Ländern<br />
entwickeln Strategien, die - abhängig vom Stand des internationalen Klassenkampfs<br />
- sowohl zu Abhängigkeit als auch zu Autonomie führen können.«<br />
(Lipietz 1987, 24; eigene Übers.) Im Gegesatz zur klassischen Imperialismus-,<br />
Weltsystem- oder Dependencia-<strong>Theorie</strong> konzipiert die Regulationstheorie das<br />
globale kapitalistische System also nicht nach einem raum-zeitlich linearen<br />
Hierarchie- bzw. Zentrum/Peripherie-Modell, sondern als variables soziales<br />
Netzwerk. Internationale Kapitalbewegungen werden durch die nationalen Formationen,<br />
d.h. ihre spezifischen Akkumulationsregimes und Regulationsweisen<br />
und die darin sich ausdrückenden sozialen Kräfteverhältnisse und Politiken,<br />
gestützt und zugleich modifiziert. Dies ermöglicht es, sowohl den Niedergang<br />
dominanter Metropolen als auch die »nachholende« Entwicklung peripherer<br />
Länder wie etwa der »newly industrializing countries« zu erklären.<br />
Die Entwicklung des globalen Kapitalismus ist höchst ungleichmäßig, und<br />
selbstverständlich wird dieser von erheblichen Ungleichheits-, Dominanz- und<br />
Abhängigkeitsverhältissen geprägt (Beaud 1987). Diese entstehen nicht zuf