Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Ökonomie 321<br />
diskriminierungsfreie Gestaltung analytischer Arbeitsbewertungsverfahren (z.B. bei<br />
der Auswahl von Anforderungsmerkmalen, bei deren Gewichtung, bei der Auswahl<br />
von Richtarbeitsplätzen, der Zusammensetzung der Kommissionen) und auf mögliche<br />
Fallen und Fehler ein. Ein Katalog von Richtlinien wird vorgestellt und auch<br />
auf konkrete Bewertungsverfahren verwiesen (vgl. 56-81). Allerdings sind diese<br />
Ausführungen noch keine praktikable Anleitung zum Handeln, ergänzend sei folgende<br />
Schweizer Studie empfohlen: Arbeitsbewertung und Lohndiskriminierung<br />
von Frauen (hrsg. v. Eidg. Büro <strong>für</strong> Gleichstellung von Frau und Mann. Bern, Nov.<br />
1991) .<br />
Überzeugend ist die Auseinandersetzung mit der Kritik am Lohngleichheitsprinzip<br />
bzw. mit Vorwürfen gegen das CW-Verfahren, die noch einmal im letzten Teil des<br />
Buches (Y. Perspektiven einer vermehrten Anwendung analytischer Arbeitsbewertungsverfahren<br />
in der Bundesrepublik Deutschland) aufgenommen wird. Hier<br />
begründet Jochmann-Döll die geringe Verbreitung der Analytik in deutschen Gefilden<br />
nicht zuletzt mit dem Widerstand von GewerkschaftvertreterInnen und einigen<br />
WissenschaftierInnen gegen diese Art von Arbeitsbewertungsverfahren. Der Vorwurf<br />
lautet: auch sie böten keine Garantie <strong>für</strong> die Objektivität der Bewertung; in<br />
einigen Fällen sei bei ihrer Anwendung die ungerechte Lohnstruktur reproduziert<br />
worden. Der (Gegen-)Argumentation der Autorin, daß es kein »objektives« Verfahren<br />
gibt und die Potenzen, die in analytischen Verfahren stecken, so weit wie möglich<br />
genutzt werden sollten, kann angesichts der ausländischen Erfahrungen nur<br />
zugestimmt werden. Die Abschnitte III und IV des Buches sind der Analyse der sehr<br />
uneinheitl ichen ausländischen Erfahrungen mit der Umsetzung des Prinzips gleicher<br />
Lohn <strong>für</strong> gleichwertige Arbeit und der diesbezüglichen Situation in der Bundesrepublik<br />
Deutschland gewidmet. Sie bieten eine Fülle von gründlich recherchierten<br />
Informationen zum Grad der Verbreitung analytischer Arbeitsverfahren, zur Art und<br />
Konkretheit der juristischen Normsetzung <strong>für</strong> gleiche Entlohnung gleichwertiger<br />
Arbeit, zu ihrer gerichtlichen Einklagbarkeit sowie zur Rolle der Gerwerkschaften,<br />
des öffentlichen Dienstes und der Arbeitgeberverbände in diesem Prozeß. Ausführlich<br />
wird die Situation in den USA (die in der Anwendung von CW-Verfahren eine<br />
Vorreiterrolle gespielt haben), in Großbritannien und in Australien dargestellt.<br />
Besonders in den beiden letztgenannten Ländern konnten positive Erfahrungen bei<br />
der Umsetzung des Gleichwertigkeitsprinzips gesammelt werden.<br />
Resümierend kommentiert die Autorin die Ergebnisse in den Niederlanden, in<br />
Irland, Kanada, Schweden, in der Schweiz und in Österreich. In der Bundesrepublik<br />
Deutschland müßte nach ihrer Meinung sowohl die Distanz gegenüber der analytischen<br />
Arbeitsbewertung verkürzt als die Diskussion um gleichen Lohn <strong>für</strong> gleichwertige<br />
Arbeit verstärkt werden (212). Das gilt nicht zuletzt <strong>für</strong> die Einzelgewerkschaften,<br />
die sich in ihrer Tarifpolitik noch immer überwiegend auf die summarische<br />
Arbeitsbewertung stützen. - Allen. die sich <strong>für</strong> Fragen der Lohndiskriminierung<br />
und ihres Abbaus interessieren, sei das vorliegende Buch sehr empfohlen.<br />
Gerda Jasper (Berlin)<br />
Schunter-Kleemann, Susanne (Hrsg.): Herrenhaus Europa - Geschlechterverhältnisse<br />
im Wohlfahrtsstaat. Sigma Rainer Bohn Verlag, Berlin 1992<br />
(400 S., br., 39,- DM)<br />
Vor zwei Jahren stellte die Bremer Forschungsgruppe »EG-Binnenmarkt und<br />
Frauen« unter dem fragenden Titel: »EG-Binnenmarkt - EuroPatriarchat oder Aufbruch<br />
der Frauen?« einen ersten Band mit Forschungsergebnissen vor (rez. in: Das<br />
Argument 187, 486ff.). Schon dort klang an, wenn auch von Aufbruchshoffnungen<br />
DAS ARGUMENT 198/1993 ©