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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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320 Besprechungen<br />

Jochmann-Döll, Andrea: Gleicher Lohn <strong>für</strong> gleichwertige Arbeit. Ausländische<br />

und deutsche Konzepte und Erfahrungen. Rainer Hampp Verlag, München und<br />

Mehring 1990 (226 S., br., 39,80 DM)<br />

Es ist verdienstvoll, daß sich Andrea Jochmann-Döll der Lohndiskrimierung der<br />

Frauen aus der Sicht der Arbeitsbewertung annimmt. Mangelt es doch gerade in der<br />

Bundesrepublik Deutschland, wie die Autorin selbst nachweist, an theoretischer<br />

Diskussion zur Geichwertigkeit von Arbeit und zu den Wegen <strong>für</strong> eine demgemäß<br />

gerechte und diskriminierungsfreie Entlohnung.<br />

Im Abschnitt II des Buches werden zunächst gleiche, gleichartige und gleichwertige<br />

Arbeit definitorisch geklärt, letztere allerdings sehr knapp und allgemein. Nachfolgend<br />

untersucht die Autorin die verschiedenen arbeitsmarkttheoretischen Ansätze<br />

und empirischen Analysen zur Lohndifferenz auf ihr nachweisbares und stichhaltiges<br />

Erklärungspotential zur Lohndiskriminierung von Frauen. Kritisch werden vor<br />

allem die neoklassichen Arbeitsmarkttheorien, der segmentationstheoretische<br />

Ansatz und das Konzept des »weiblichen Arbeitsvermögens« beleuchtet. Das grundsätzliche<br />

Fazit der Autorin ist, daß erst die Kombination von geschlechtsspezifischer<br />

Arbeitsmarktsegmentation, vergleichsweise niedriger Entlohnung von Frauen, gesellschaftlicher<br />

Arbeitsteilung und die Konsequenzen eines »spezifischen weiblichen<br />

Arbeitsvermögens ... die Vermutung einer Unterbewertung von Frauenarbeit begründen«<br />

(222). Ohne die produktiven Ansätze der Arbeitsmarkttheorien zu ignorieren,<br />

weist Jochmann-Döll den Versuch zurück, die Einkommensdifferenz zwischen<br />

Männern und Frauen ausschließlich aus ökonomischen Kategorien abzuleiten. Eine<br />

ähnlich <strong>kritische</strong> Wertung des Konzeptes des »weiblichen Arbeitsvermögens« bzw.<br />

eine Bezugnahme auf die Diskussion, die es inzwischen zu diesem Ansatz gibt,<br />

bleibt allerdings aus.<br />

Durch alle Teile des Buches zieht sich die wichtige Erkenntnis, daß die Bewertung<br />

von Frauenarbeit auch von der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung, entsprechenden<br />

Sozialisationsprozessen sowie von Werthierarchien und Einstellungsmustern<br />

geprägt ist. Ebenso betrachtet Jochmann-Döll die Neubewertung vor allem<br />

frauentypischer Erwerbsarbeit nur als einen Teil eines Gesamtpaketes von Strategien<br />

und Maßnahmen, das geschnürt werden muß, um nicht nur die Lohndiskriminierung<br />

von Frauen abzubauen, sondern auch ihren Zugang zu Qualifikation, zu qualifizierten<br />

Arbeitsplätzen und zu sozial geschützten Arbeitsverhältnissen zu erweitern.<br />

Den günstigsten Ansatz zur Realisierung des Prinzips »gleicher Lohn <strong>für</strong> gleichwertige<br />

Arbeit« sieht die Autorin in der amerikanischen »eomparable worth theory«<br />

(CW-<strong>Theorie</strong>). »Um auf die diskriminierende Unterbewertung von Frauenarbeitsplätzen<br />

schließen zu können, vergleichen CW-Vertreterlnnen die Wertigkeit unterschiedlicher<br />

Arbeitsplätze von Männern und Frauen mit den jeweils bezahlten Entgelten.<br />

Ist bei einem gleichwertigen Arbeitsplatz der Frau das Entgelt niedriger als<br />

das am Männerarbeitsplatz, so wird die Diskriminierung durch Unterbewertung als<br />

gegeben angenommen.« (46) Ihrem dialektischen Ansatz folgend betont die Autorin,<br />

daß die »comparable worth theory« erstens eine Ergänzung zu anderen Verfahren der<br />

Frauenfcirderung ist und es zweitens keinen von Diskrimierungsfallen freien Weg der<br />

Arbeitsbewertung gibt. In allen Verfahren, auch in analytischen, werden subjektive<br />

Wertungen getroffen, fließen gesellschaftliche und individuelle Wertmaßstäbe ein.<br />

Genau diese Erkenntnis kann aber auch helfen, den potentiellen »Fehlerquellen«<br />

entgegenzuwirken. Ich stimme der Autorin zu, daß gerade unter diesem Aspekt<br />

die analytischen Arbeitsbewertungsverfahren deutliche Vorzüge gegenüber den<br />

summarischen (50ff.), aber auch gegenüber einer Bewertung nach der Qualifikation<br />

haben (217ff.). Folgerichtig geht Jochmann-Döll auf die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine<br />

DAS ARGUMENT 198/1993 ©

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