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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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306 Besprechungen<br />

zu »Arbeitskooperation und Arbeitsteilung« und deren Auswirkungen auf die Entwicklung<br />

der Agrartechnik (wie die Verbesserung der Pressen, die Einführung des<br />

Dresch-Schlittens und die Entwicklung der Rotationsmühle; Griechenland 6. und 5.<br />

Jh. v.u.Z., Mittelitalien 3. und 2. Jh. v.u.Z.). Dabei berührt er immer wieder dievon<br />

ihm nicht eigens thematisierte - Arbeitsteilung von Mann und Frau, z.B. in der<br />

Textilproduktion des archaischen Griechenlands. Die Bautechnik (der Flaschenzug<br />

als hellenistische Errungenschaft) entwickelte sich aus dem in öffentlichen Bauten<br />

sich darstellenden »Selbstverständnis der Polis«, innovative Wirkung entstand durch<br />

die »Zentralisierung politischer Macht«.<br />

Zum großen Teil verliert sich Schneider jedoch in der beschreibenden Auflistung<br />

und Rekonstruktion von Geräten (wie Wassermühlen oder Glasmacherpfeife) und<br />

Verfahren (wie Gußverfahren und Münzprägung), ohne Einblick in die Organisation<br />

von Arbeit zu geben, wiewohl er verschiedene Werkstätten (wie Schmiede oder<br />

Bronzegießerei, Werkstätten, in denen Präzisionsinstrumente wie Apothekerwaagen<br />

oder medizinische Bestecke hergestellt wurden) erwähnt, auch Großbetriebe (in<br />

römischer Zeit), die sich auf bestimmte Produkte (z.B. Glas und Keramikwaren)<br />

spezialisiert hatten (vg1. dagegen Jean-Paul Morels detaillierte Darstellung des<br />

Handwerks und seiner Organisation in dem weiter oben rezensierten Band von Giardina).<br />

Auch wird keine Vorstellung einer griechischen oder römischen Ökonomie<br />

vermittelt, obwohl von der überragenden Bedeutung der Edelmetalle - zunächst als<br />

Tauschmittel, dann in ihrer »Geldfunktion« - gesprochen wird. Vielmehr stülpt<br />

Schneider moderne Begrifflichkeiten über antike Strukturen, wenn er z.B. »ökonomische<br />

Rationalität ... allenfalls in Ansätzen« (29) sieht, statt die andersartige Ökonomie<br />

in ihrer Rationalität zu beschreiben.<br />

Dies obwohl die Analyse sich an »den feststellbaren Entwicklungen«, deren Ursachen<br />

und Auswirkungen orientieren sollte, an den Tat,achen »technischen Fortschritts<br />

in einer agrarisch strukturierten Welt« (29). Als unzulässige Rückprojektionen verwirft<br />

er selbst Auffassungen wie diese, daß die Sklavenwirtschaft ein Hemmnis <strong>für</strong><br />

technische Innovationen darstellte (H. Diels), oder daß es sich um Agrargesellschaften<br />

handelte, deren Oberschichten Grundbesitzer mit der »Mentalität von Rentiers«<br />

waren, die kein Interesse an Innovationen hatten (M.l. Finley), oder daß die Verachtung<br />

der Handarbeit bzw. des Handwerks, dazu die entsprechend praxisfernen Ziele<br />

der Wissenschaft (K.D. White) sich hemmend auf die Technik auswirkten. Nun<br />

betrachtet aber gerade Schneider, ohne es zu merken, die Frage von Innovation aus<br />

kapitalistischer Sicht: Es »ist zunächst festzustellen, daß es in der Antike keine Unternehmerschicht<br />

gab, die aus Interesse an höheren Gewinnen eine Steigerung der<br />

Arbeitsproduktivität hätte anstreben können« (221). Und somit kann die Problemstellung,<br />

wodurch die einzelnen Innovationsprozesse ausgelöst und vorangetrieben<br />

wurden, »hier nicht erschöpfend diskutiert werden« (ebd.). Und harrt noch immer<br />

weiterer Klärung. Susanne Kotthaus (Berlin)<br />

Müller, earl Werner (Hrsg.): Zum Umgang mit fremden Sprachen in der griechisch-römischen<br />

Antike (Kolloquium der Fachrichtungen Klassische Philologie<br />

der Universitäten Leipzig und Saarbrücken am 21. und 22. November 1989 ... ). Steiner<br />

Verlag, Stuttgart 1992 (252 S., br., 76,- DM)<br />

Kurz nach dem Fall der Mauer trafen sich klassische Philologen aus beiden deutschen<br />

Staaten, um über die antike 'Fremdsprachenproblematik' zu diskutieren. Von<br />

den 15 Aufsätzen sind allerdings nur zwei von DDR-Wissenschaftlern (W. Hofmann,<br />

1. Werner). Es gibt genug Anlaß, sich aus der Gegenwart Fragen vorgeben zu lassen.<br />

Mit dem Zerfall der multinationalen Sowjetunion haben Bürgerkriege 'national',<br />

DAS ARGUMENT 198/1993 ©

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