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Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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296 Besprechungen<br />

Theoreme aus Frankreich. Unabhängig und, wie mir scheint, auch ziemlich ungerührt<br />

von diesem 'postmodernen' <strong>Theorie</strong>diskurs setzt Pädagogik ihr historisches<br />

Verbesserungswerk fort in der Auseinandersetzung mit den und der Erforschung von<br />

gegenwärtig real existierenden pädagogisch-politischen Problemen. Wie diese sich<br />

den einzelnen Bereichen pädagogischer Arbeit stellen, und wie praktische Pädagogik<br />

als deren Summe damit heute dasteht, dokumentiert der Kongreßband ebenso.<br />

Nachlesen! - Von den öffentlichen Vorträgen und Ansprachen aus dem Personenkorpus<br />

der Erziehungswissenschaft (Benner, Brumlik, Gamm, Lenzen, Meyer-Drawe,<br />

Nickel, Peukert, Tenorth, Schütz - es ist eine Frau dabei) seien nur zwei erwähnt:<br />

derjenige von Gamm über »die bleibende Bedeutung eines <strong>kritische</strong>n Marxismus <strong>für</strong><br />

die erziehungswissenschaftliche Diskussion«, da er sich den theoretischen (s.o.) und<br />

den politischen Inspirationen des Zeitgeistes nicht fügt; und derjenige von Tenorth<br />

»über die Unauthaltsamkeit der Pädagogik in der Moderne«, da er die These aufstellt,<br />

daß unabhängig von offizieller (Klage-) Rhetorik sich Pädagogik mit ihren Professionsinteressen<br />

praktisch ausübt und gesellschaftlich durchgesetzt hat. Für diesen<br />

Prozeß »Laute(r) Klage (und) Stille(n) Sieg(es)« scheint mir der Kongreßbericht<br />

selbst ein Beleg zu sein.<br />

Am oben umrissenen erziehungstheoretischen Diskurs zur Moderne beteiligt sich<br />

auf hervorragende Weise auch der von Marotzki/Sünker edierte Band mit Beiträgen<br />

der Herausgeber sowie folgender Autoren (eine Frau ist nicht dabei): R. Hörster,<br />

W. Lippitz, T. Meiffert, D. Misgeld, E. Porath, W. v. Reijen, W. Reese-Schäfer,<br />

A. Schäfer, A. Scherr, M. Winckler. Sie rekapitulieren zum einen solche Posten der<br />

Kritischen <strong>Theorie</strong>, die <strong>für</strong> eine Kritische Erziehungswissenschaft konstitutiv und<br />

zugleich diejenigen sind, die vom postmodernen Denken in Frage gestellt werden,<br />

also insbesondere den Subjektbegriff, den normativen Anspruch auf und an Vernunft<br />

und den wissenschaftlichen Anspruch eines Erklärungszusammenhangs. Zum zweiten<br />

wird die Auseinandersetzung um Moderne und Postmoderne aufgenommen. Für<br />

den pädagogischen Blickwinkel seien wiederum (leider nur) zwei Beiträge angesprochen,<br />

weil sie zwei Möglichkeiten und damit die Bandbreite der besagten Auseinandersetzung<br />

markieren. Winkler nennt die Schäden, die Pädagogik durch postmodernes<br />

Denken (d.h. durch dessen Annahme!) leidet und konstatiert <strong>für</strong> die Disziplin<br />

»<strong>Katastrophen</strong>stimmung mit Lemmingeffekt« (161), nicht ohne denkbare Auswege<br />

anzuzeigen. Auf solchem Wege ist bereits Marotzki; als »Grundlagenarbeit« in der<br />

Tat auch gegen »das Lagerdenken ... zwischen Moderne hier und Postmoderne da«<br />

systematisiert er die »Herausforderungen <strong>für</strong> Kritische Erziehungswissenschaft<br />

durch die Philosophie l-F. Lyotards« (193) und führt vor, wie man mit ihr konstruktiv<br />

und daher auch produktiv im Erziehungsdenken umgehen kann.<br />

Als »Kontrast zur ästhetischen Postmoderne« setzt Oelkers den von ihm herausgegebenen<br />

Band. Mit »Aufklärung, Bildung und Öffentlichkeit« ist der Begriffsrahmen<br />

abgesteckt, innerhalb dessen sich Pädagogik hier zum wiederholten Male historisch<br />

(vornehmlich kulturgeschichtlich) ihrer systematischen Grundlagen vergewissert.<br />

Die zentrale Aufmerksamkeit gilt im vorliegenden Falle der Öffentlichkeit als realer<br />

Konstituante und als politisch-moralischem Prinzip (zu dem sie erhoben wurde), der<br />

Dialektik von Lernen resp. Bildung (Pädagogik) und Aufklärung (Politik). »Aufklärung<br />

als Lernprozeß« ist dann auch das Thema von Oelkers selbst. Die weiteren<br />

Autoren (eine Frau ist nicht dabei) sind: A. MacIntyre und W. Feinberg, die am Beispiel<br />

Schottlands resp. der Vereinigten Staaten Formen der gebildeten Öffentlichkeit<br />

rekonstruieren und deren Möglichkeit in der Moderne diskutieren; Maclntyre hält sie<br />

<strong>für</strong> verloren. Feinberg widerspricht ihm; ihre Binnenkontroverse kreist um die politische<br />

Einschätzung des Strukturwandels bürgerlicher Öffentlichkeit insbesondere<br />

DAS ARGCMEl'

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