Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Krieg! AIDS! Katastrophen! - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Erziehungswissenschaft 295<br />
Dabei legt Herrmann eine mustergültige historisch-systematische Analyse, Bollnow<br />
eine philosophische Auslegung, Marotzki punktgenaue bildungstheoretische Überlegungen<br />
und Groothoff eine biographische Erinnerung vor. Auch in der Redeweise<br />
abweichend expliziert Kokemohr ein »sprachtheoretisches Implikat« der »Allgemeinen<br />
Pädagogik« Flitners (59), während ansonsten erziehungstheoretische Schwerpunkte<br />
gesetzt werden. So fragt Tenorth nach Flitner und nach dem »Selbstverständnis<br />
der Erziehungswissenschaft in der Gegenwart« (85) und hebt dabei als einziger<br />
historisch-kritisch auf die gesellschaftliche Funktion pädagogischen Wissens und<br />
pädagogischer <strong>Theorie</strong> ab. Hingegen bestimmen Koring und Schäfer die gesellschaftliche<br />
resp. öffentliche »Aufgabe« von Erziehungswissenschaft aus Flitner<br />
selbst und dort im besonderen Blick auf dessen Erfahrungen und Ansatz in der<br />
Erwachsenenbildung (Koring). Die Aufgabe sei »pädagogische Bildung« (113) in der<br />
Form und als Anspruch 'engagierter Reflexion' (131; 135).<br />
Engagierte pädagogische Reflexion tendiert und verführt zur Selbstreflexion pädagogischer<br />
<strong>Theorie</strong>. Das ist schon dem Aufsatz Schäfers wie allen nachfolgenden<br />
Aufsätzen über den »pädagogischen Grundgedankengang« sensu Flitner abzulesen.<br />
Im »Versuch« von Richter über den »pädagogischen Diskurs« (141) wird Erziehung<br />
als Paradoxon gefaßt, um dessen diskursethische Lösung im schon andernorts geübten<br />
Anschluß vor allem an Habermas zu erörtern. - In radikaler Besinnung auf eine<br />
pädagogische <strong>Theorie</strong>, die in der »Misere der Gegenwart« und angesichts der »bedrohten<br />
Zukunft« der Menschheit positiv verändernd wirken (157: 158) sowie politisch-moralischen<br />
Ansprüchen genügen könne, empfehlen und begründen Schmied<br />
Kowarzik und Gamm die kategoriale Erweiterung von Pädagogik (als <strong>Theorie</strong> der<br />
Erziehung), der eine um den »ethischen Grundgedanken« dialogischer Gesittung<br />
(ebd.), der andere um den Begriff »Entfremdung« (192). Der eine, Schmied-Kowarzik,<br />
erhofft sich die Umkehr der apokalyptischen Richtung unserer Geschichte von<br />
der sittlichen »Bewußtseinsbildung der Individuen und ihr(em) vereinigte(n) politische(n)<br />
Handeln« (168), der andere, Gamm, konstatiert dagegen den »Hoffnungsverlust<br />
bezüglich der Bildungsgeschichte« (191) und besteht als einziger in der Reihe<br />
deshalb darauf, den »ethischen Mittelpunkt« von Pädagogik »aus dem Kontext gesellschaftlicher<br />
Arbeit« zu bestimmen (189). Damit kommen die politisch-ökonomischen<br />
Verhältnisse in den Blick pädagogischer <strong>Theorie</strong>, die im Regelfalle zur »Kritik<br />
und Orientierung« des von ihr begriffenen Handeins doch auf ihren Ideenapparat<br />
zurückgreift, wie dies der Beitrag von Benner (171) auch demonstriert. Skepsis<br />
gegenüber der ungebrochenen ideellen Tradition Allgemeiner Pädagogik(en) und<br />
dem erkenntnis stiftenden Funktionieren ihres Diskurses meldet zuletzt Ruhloff an.<br />
Er schlägt in der gegenwärtigen 'destabilen' <strong>Theorie</strong>situation einen »skeptisch-desintegrierenden<br />
Diskurs« vor (216), der auf systematische Einheitsstiftung verzichtend,<br />
sich auf Kritik, auf das Prüfen von <strong>Theorie</strong>offerten und -entwürfen beschränkt.<br />
Solcher Vorschlag ist geschult am postmodernen Denken, zu dem er wie auch der<br />
Beitrag von lan Maschelein (s.u.) über den pädagogischen Tellerrand hinaus eine<br />
Verbindung stiftet.<br />
Die Auseinandersetzung mit postmodernem Denken a la mode fran