13.01.2013 Aufrufe

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

78<br />

A. Altorieiitalisches.<br />

verwandten Richtung- nicht etwa aus äusseren Gründen erfolgt sein<br />

könne. Gelänge es nachzuweisen, dass die neuseeländische Spirale in<br />

Folge bestimmter, rein technischer Notwendigkeiten, in Folge eines<br />

daselbst gegebenen Materials, oder irgend eines anderen materiellen<br />

Zwanges entstanden ist und ihre hohe Ausbildung erlangt hat, so müsste<br />

untersucht werden, ob die gleichen Verhältnisse nicht auch bei den<br />

Altegyptern zutrafen. Es ist aber eine ausserordentlich bemerkens-<br />

werthe Thatsache, dass gerade für die neuseeländische Spirale die<br />

gemeinüblichen Ableitungen dieses Motivs aus rein technischen Ur-<br />

sprüngen versagen. Die Spirale gilt einmal als ein typisches Metall-<br />

ornament (Drahtspirale), auf Neuseeland giebt es aber kein Metall und<br />

daher auch keinen Metalldralit. Gottfried Semper (<strong>Stil</strong>. I. 167) scheint<br />

wiederum das suggerirende Element der Spirale in der Drehung des<br />

textilen Fadens erblickt zu haben: auch zur Herstellung eines textilen<br />

Fadens haben es die Maori nicht gebracht. Ebenso vermissen wir auf<br />

Neuseeland Lederriemen, die durch ihre Zusammenrollung dem Maori die<br />

formale Schönheit des Spiralenmotivs hätten vermitteln können. Wohl<br />

giebt es und gab es bei ihnen Flechtwerke, die sich aus einem Mittel-<br />

punkte entwickeln, und an denen die keineswegs besonders augen-<br />

fällige Spiralwindung mit einigem guten Willen herausgebracht werden<br />

kann. Und auf diese wollte man im Ernste die gesammte Spiralorna-<br />

mentik der Maori zurückführen? Gerade das harte Material, Holz und<br />

Stein, ist es unbegreiflicherweise, das sich die Maori ausgesucht haben,<br />

um in dasselbe mit ihren Obsidian Werkzeugen unter Aufwendung un-<br />

säglicher Mühe ihre Spiralornamente einzugraben. Einen Untergrund<br />

allerdings verwendeten sie hiefür, der diesem Processe weniger Wider-<br />

stand entgegensetzte : ihre eigene Körperhaut; aber auch diese hat<br />

weder mit metallischem noch mit textilem Charakter irgend etwas zu<br />

thun. Die zierlichsten und kunstvollsten Spiral Windungen finden sich<br />

in den Tätowirungen ; zum Belege hiefür mögen Fig. 31 und 32 dienen,<br />

die aus Lubbock's „Entstehung der Civilisation" entlehnt sind. Eine<br />

solche Entwicklung der Spiralornamentik müsste uns selbst dann räthsel-<br />

liaft erscheinen, wenn wir die Gewissheit besässen, dass die Maori vor-<br />

mals die Kenntniss der Metalle und des Drahtziehens besessen haben.<br />

Gerade dieses Beispiel sagt uns vielmehr eindringlich, dass es keines-<br />

wegs technische Vorgänge gewesen sein müssen, die bei der Urzeugung<br />

der Motive die maassgebende Rolle gespielt haben 37 ).<br />

37 ) Eine sehr lehrreiche und übersichtliche Zusammenstellung der mannigfachen<br />

Verwendungsarten der Spirale in der Kunst gab A. Andel im Pro-<br />

http://rcin.org.pl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!