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Der geometrische Stil.

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1. Egyptisches. 75<br />

Zwickelblume immer jeweilig- nur eine Einrollung als supponirte Volute<br />

an; das Fallenlassen der zweiten Volute erklärt sich Goodyear leichten<br />

Herzens so, dass es eben nicht anders möglich war, wenn man ein fort-<br />

laufendes Muster von zusammenhängenden Lotusblüthen herstellen wollte.<br />

Dass aber die Altegvpter mit ihren typischen und hieratischen Mustern<br />

gar so willkürlich umgesprungen wären, um nur einen untergeordneten<br />

dekorativen Zweck zu erreichen, dafür bleibt Goodyear den Nachweis<br />

schuldig und dies ist wohl auch der Punkt, an dem seine Beweisführung<br />

scheitert.<br />

Das Material aus den Stadien früherer Entwicklung, das Goodyear<br />

für seine Beweisführung fehlt, lässt auch uns im Stiche, wenn wir<br />

unsere Erklärung an der Hand von Denkmälern belegen wollten. Aber<br />

wir sind wenigstens im Stande analoge Erscheinungen von anerkannt<br />

primitivem Kunstgebiete her beizubringen, aus deren Betrachtung sich<br />

die für unsere bezügliche Erklärung grundlegenden zwei Thatsachen<br />

ergeben werden: erstens, dass dem Element der Spirale in primitiven<br />

Kunststilen ein rein <strong>geometrische</strong>r Charakter innewohnt, und zweitens,<br />

dass das Postulat der Zwickelfüllung in denselben primitiven Kunst-<br />

stilen als ein sehr wichtiges und maassgebendes empfunden wurde.<br />

Ein solches primitives Kunstgebiet ist dasjenige, das die Europäer<br />

bei den Eingeborenen Neuseelands, bei den Maori, vorgefunden haben.<br />

Heute ist diese Kunst unter europäischem Einflüsse allerdings schon so<br />

gut wie zu Grunde gegangen; aber man hat rechtzeitig Denkmäler der-<br />

selben in genügender Anzahl in europäische Museen zu retten gewusst.<br />

Eine sehr bedeutende und lehrreiche Collektion, die der österreichische<br />

Reisende Andreas Reischek zusammengebracht hat, ist in das Wiener<br />

naturhistorische Hofmuseum gelangt. Das Studium dieser Sammlung<br />

ergiebt in Bezug auf die Ornamentik ein festgeschlossenes und abgerun-<br />

detes, aber doch von Allem was wir sonst an Künsten der Naturvölker<br />

kennen, eigenthümlich abweichendes Bild, wie es kaum anders zu er-<br />

klären ist, als unter Annahme einer lang andauernden, selbständigen,<br />

auf ihren eigenen Spuren einhergegangenen Entwicklung. Dazu kommt,<br />

dass Neuseeland kein Metall besitzt, seine Eingeborenen daher auf den<br />

Gebrauch von Steingeräthen angewiesen waren, in deren Herstellung<br />

sie eine überaus grosse Geschicklichkeit erwarben. Wären die Maori<br />

in der That, wie Einzelne (darunter begreiflichermaassen auch Goodyear)<br />

annehmen möchten, mit der malayischen Kulturwelt in Verbindung<br />

gestanden, so wäre es kaum denkbar, dass nicht ab und zu Metall-<br />

geräthe auf die Inseln gekommen wären. Möglicherweise haben auch<br />

http://rcin.org.pl

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