13.01.2013 Aufrufe

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

Der geometrische Stil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

66<br />

A. Altorieiitalisches.<br />

dem Kapital aus Karnak (Fig. 20). In letzterem Falle war aber, wenn<br />

schon der Fächer in Wegfall kam, der krönende Zapfen ein unum-<br />

gängliches Postulat des altegyptischen Kunstsinns, und in der That ist<br />

mir kein Beispiel eines frei endigenden egyptischen Volutenkelchs ohne<br />

zwickelfüllendem Zäpfchen bisher bekannt geworden 29 ).<br />

<strong>Der</strong> Hinwegfall des krönenden Fächers hat natürlich zur Folge<br />

gehabt, dass an dem abbreviirten Palmettenmotiv auch die Projektion<br />

in der halben Vollansicht vollständig unterdrückt worden ist. Es blieb<br />

bloss die Projektion des Kelchs in der Profilansicht, und in der That<br />

erscheint der frei endigende Volutenkelch in der Kunst des Neuen<br />

Reiches vollständig gleichwerthig mit den früher betrachteten reinen<br />

Lotusblüthen-Typen in Seitenansicht (Fig. 7, 8). Die aus dreieckigen<br />

Blättern gebildete Hülse aber, die wir an Fig. 16 und 19 neben den<br />

Voluten des Kelches wahrnehmen, braucht uns selbst dann nicht zu<br />

verwundern, wenn wir sie thatsächlich als Pleonasmus gelten lassen<br />

wollen, da die Inéinanderschachtelung von Kelchen, wie zahlreiche<br />

Beispiele, namentlich von gemalten Kapitalen, beweisen, gleichfalls<br />

einer bestimmten Tendenz der altegyptischen Kunst entgegenkommt.<br />

Die gegebene Erklärung für die Ausbildung des Volutenmotivs in<br />

der altegyptischen Kunst gewinnt eine weitere Stütze durch den Um-<br />

stand, dass selbst das glockenförmige (das sogen. Papyrus-) Profil ge-<br />

legentlich beiderseits eine volutenartige Krümmung erfahren hat, und<br />

zwar überaus bezeichnendermaassen bloss an solchen Beispielen, wo<br />

das betreifende Motiv als Ansatz für irgend einen Gegenstand (ein Ab-<br />

zeichen, Spiegel u. dergl.) dient 30 ).<br />

Hiermit haben wir die wichtigsten vegetabilischen Formen kennen<br />

gelernt, welche die altegyptische Kunst gebraucht und, wie es allen<br />

Anschein hat, auch selbständig erfunden hat. Wir haben sie sämmt-<br />

lich, nach Goodyear's Vorgang auch den Papyrus, von dem echten<br />

egyptischen Lotus abgeleitet. Einige minder wichtige Varianten dürfen<br />

wir hier ausser Betracht lassen; sofern dieselben dennoch auf die<br />

Entwicklung des Pflanzenornaments ausserhalb Egyptens von irgend<br />

welchem Einflüsse gewesen sein könnten, werden sie an jeweilig ge-<br />

eigneter Stelle zur Sprache gebracht werden.<br />

29 ) Die naturgemässe Vergrösserung und Verlängerung, die das Zäpfchen<br />

in solchem Falle erlitt, scheint Goodyear in ganz besonderem Maasse zu seiner<br />

Hypothese bestimmt zu haben, darin nichts als eine umgekehrte Lotusknospe<br />

zu erblicken.<br />

30 ) Beispiele bei Goodyear VIT. 2; 3.<br />

http://rcin.org.pl

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!