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Der geometrische Stil.

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1. Egyptisches. 65<br />

gewiesen als der blosse Volutenkelch. Wichtiger ist aber, dass wir<br />

für das nachträgliche Aufkommen des bekrönenden Blattfächers über<br />

dem Zwickelzäpfchen kaum einen bestimmten Grund anzugeben wüssten,<br />

wogegen das gelegentliche Fallenlassen des Fächers sich ganz gut<br />

motiviren lässt.<br />

Es wurde schon bei Besprechung des Volutenkelches (S. Gl) darauf<br />

hingewiesen, dass die durch denselben zum Ausdruck gebrachte stren-<br />

gere Scheidung zwischen Kelch und Krone einer bestimmten künst-<br />

lerischen Empfindung entgegengekommen sein müsse, die namentlich<br />

in der Kunst des Neuen Reiches überaus maassgebend geworden ist.<br />

Hier ist nun der Platz, um die dort unterbrochene Erörterung dieses<br />

Punktes wieder aufzunehmen. Die angedeutete Empfindung verlangte,<br />

dass man den Ansatz, den Angriffspunkt eines in überwiegender Längen-<br />

ausdehnung verlaufenden Gegenstandes zu markiren suchte. Das ge-<br />

wöhnlichste Mittel hiezu bestand darin, den betreffenden Gegenstand<br />

aus einem Kelch oder einer Hülse von dreieckigen Blättern (die wohl<br />

auch vom ältesten Lotusblüthen-Typus abzuleiten sind) am Ansätze<br />

hervorwachsen zu lassen. Die Säulenschäfte stecken mit ihrem unteren<br />

Ende gemeiniglich in solchen Hülsen (Fig. 15); auf das gleiche Grund-<br />

motiv gehen die Gruppen dreieckiger Blätter zurück, aus denen sich<br />

die Palmetten Fig. 16 und 19 erheben, und nicht anders ist die Bedeu-<br />

tung der ebensolchen Blätter am unteren Ende des Kapitals in Fig. 20<br />

aufzufassen. Eine solche typische Blatthülse genügte dort, wo es sich<br />

um eine flache Ausführung (namentlich in Malerei) handelte; wo man<br />

dagegen einen Gegenstand aus hartem Material rr.nd herauszuschnitzen<br />

hatte, da musste auch die zur Versinnbildlichung der erwähnten grund-<br />

legenden Empfindung ein für alle Mal gewählte Lotusblüthe ent-<br />

sprechende Formen annehmen. Nach dem auf S. 57 Gesagten ist es<br />

klar, dass sich hierzu besonders der Typus mit glockenförmigem (sogen.<br />

Papyrus-) Profil eignete. Daneben tritt in der Kunst des Neuen Reiches<br />

als bevorzugt der Volutenkelch auf 28 ). Ich halte nun dafür, dass diese<br />

Verwendung hauptsächlich das Fallenlassen des hindernden Blattfächers<br />

zur Folge gehabt hat: man liess den Fächer zunächst an solchen Bei-<br />

spielen weg, wo der Volutenkelch als kunstsymbolische Hülse diente,<br />

und später, als man sich an das abgekürzte Motiv einmal gewöhnt<br />

hatte, übertrug man es auch auf die freien Endigungen, wie z. B. an<br />

a8 ) Beispiele für solche Verwendung beider Formen an Geräthen, Fächern.<br />

Geissein u. dgl. bei Lepsius III. 1 und 2.<br />

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