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Der geometrische Stil.

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62 A. Altorieiitalisches.<br />

Erörterung der egyptischen Palmette 23 ) für den Fächer dieselbe Erklärung<br />

gegeben wie für die Rosette; demzufolge wäre die Palmette<br />

eine Kombination des Lotuskelchs mit dem Lotus-Fruchtknoten. Auf<br />

S. 53 habe ich die Gründe auseinander gesetzt, welche mich bestimmen,<br />

das Vorbild der Rosette nicht mit Goodyear im Fruchtknoten, sondern<br />

in der Vollansicht der aufgeblühten Lotusblume zu erblicken. Dies<br />

angewendet auf die Palmette, lässt die letztere als eine Vereinigung<br />

des Kelches in der bequemen und natürlichen Seitenansicht mit der<br />

Krone in Vollansicht erscheinen. 24 ) Man wollte den Vollstern zur Anschauung<br />

bringen, und das Profil dennoch nicht aufgeben. Ich habe<br />

daher vorgeschlagen, diese Projektion als „halbe Vollansicht" zu bezeichnen.<br />

Es bleibt uns noch ein drittes Element zu besprechen, das in der<br />

Zeichnung der egyptischen Palmette (Fig. 16) als typisch entgegen-<br />

tritt: nämlich das kleine Zäpfchen (d), das den zwischen beiden Voluten<br />

gähnenden Zwickel ausfüllt. Zur Rosette oder dem Ausschnitte der-<br />

selben gehört das Zäpfchen nicht. Demselben liegt vielmehr wiederum<br />

ein primitives künstlerisches Postulat zu Grunde, das in der altegypti-<br />

schen Kunst allmächtig gewesen ist und in dem wir einen der grund-<br />

legenden <strong>Stil</strong>begriffe dieser Kunst zu erblicken haben. Es ist dies das<br />

Postulat der Zwickelfüllung. Wo immer zwei divergirende Linien einen<br />

einspringenden Winkel zurücklassen, erfordert es das egyptische <strong>Stil</strong>-<br />

gefühl, den leeren Winkel mit einem füllenden Motiv auszustatten; im<br />

letzten Grunde geht dieses Postulat wohl auf den Horror vacui und<br />

dieser wiederum auf das Schmückungsbedürfniss als maassgebendstes<br />

Agens aller primitiven Künste zurück. Dass die Beweise hierfür aus<br />

der Kunst des Alten Reiches verhältnissmässig spärlich vorliegen, hängt<br />

wiederum damit zusammen, dass uns aus dieser Frühzeit überwiegend<br />

bloss Darstellungen rein gegenständlicher Natur in den Gräbern erhalten<br />

geblieben sind. Die üppigste Fundstätte für zwickelfüllende Motive<br />

bilden die Deckendckorationen des Neuen Reiches, an denen die Einzel-<br />

motive zwar nicht minder noch immer die alte symbolische Bedeutung<br />

beibehalten zu haben scheinen, aber zum ausgesprochenen Behufe der<br />

Flächenfüllung ihre Zusammenstellung offenbar unter dekorativ-künstle-<br />

a. a. O. S. 109 ff.<br />

Es ist dies offenbar die gleiche künstlerische Absicht, die sich auch<br />

in der saracenischen Kunst (namentlich an Fliesen und Teppichen) in der<br />

Vereinigung tulpen- oder knospenförmiger Blumenprofile mit Vollrosetten an<br />

einem und demselben Blumenmotiv äussert.<br />

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