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Der geometrische Stil.

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1. Egyptisches. 61<br />

wiederum an die natürliche Erscheinung- von Nymphaea Lotus an. Sie<br />

beruht auf der Wahrnehmung, dass die vier Kelchblätter dieser Blüthe<br />

häufig siel) nach unten einrollen, so dass eine solche Blüthe in der<br />

Seitenansicht in der That einen von zwei seitlichen Voluten gebildeten<br />

Kelch zeigt, aus dem sich der Blätterbüschel der Krone erhebt (Fig. 18).<br />

Die Erklärung besticht durch ihre Einfachheit und scheinbare Exaktheit.<br />

Wenn man aber erwägt, dass das Motiv des Volutenkelches in der<br />

stilisirten Blumenornamentik aller späteren Völker und <strong>Stil</strong>e, nicht bloss<br />

des Alterthums, sondern auch des Mittelalters, insbesondere des saraee-<br />

nischen, und noch in der neueren Zeit bis auf unsere Tage eine so<br />

überaus wichtige Rolle gespielt hat, so hält es schwer, seinen Ursprung<br />

auf eine mehr zufällige Erscheinung zu-<br />

rückzuführen. wofür Avir das Einrollen<br />

der Kelchblätter von Xymphaea Lotus<br />

wohl aufzufassen haben. Es muss dem<br />

Motiv etwas Dauerhaftes, Gemeingültiges,<br />

Klassisches zu Grunde gelegen haben,<br />

dass dasselbe überall so gleiclimässig<br />

Aufnahme finden und durchdringen lies*.<br />

Wodurch nun die Lotusblüthe mit<br />

Volutenkelch sich von dem Typus mit<br />

geraden Kelchblättern (Fig: 7) im künst-<br />

lerischen Effekt unterscheidet, ist die<br />

schärfere Trennung zwischen Kelch und<br />

Krone. Und in der That lässt sich ein<br />

künstlerisches Postulat namhaft machen,<br />

das, wie zahlreiche Denkmäler lehren,<br />

bei den Altegyptern mindestens in der<br />

.Zeit des Neuen Reiches ausserordentliche<br />

Berücksichtigung gefunden hat, und das eine Accentuiruug der Kelch-<br />

form geradezu forderte. Bevor ich aber dieses Postulat des Näheren<br />

kennzeichne, erscheint es mir geboten, die übrigen zwei Bestandteile<br />

der egyptischen Palmette zu diskutiren, wobei auch die tropfenförmigen<br />

Füllungen, die in die Zwickel der besprochenen Voluten eingesetzt er-<br />

scheinen, ihre Erklärung finden werden.<br />

Lotusblüthe (in Natur) mit überfallenden<br />

Kelchblättern. Nach Goodyear.<br />

Haben wir im Volutenkelch eine Seitenansicht gegeben, so ist der<br />

bekrönende Blattfächer von Fig. 16 (e) offenbar mit der Projektion der<br />

Rosette (Fig. 12) zusammenhängend. Dieser Fächer giebt sieh in der<br />

That als ein Ausschnitt aus der Rosette. Goodyear hat auch bei seiner<br />

Äiegl, stilfrag-en. 6<br />

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