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Der geometrische Stil.

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1. Egyptisches. 49<br />

festen Kontur umschreiben liess. Eine entscheidende Rolle bei dieser<br />

Zuweisung der Profile an Lotus und Papyrus spielte ein angeblicher<br />

Symbolismus des Papyrus für das sümpfe- und schilfreiche Delta, des<br />

Lotus für das trockene Oberegypten.<br />

Innerhalb der Kunst des Alten Reichs Hessen sich die beiden Profile<br />

leidlich streng auseinanderhalten. In der Kunst des Neuen Reichs<br />

aber, dessen Zeitstellung gleichwohl im Verhältniss zu den übrigen uns<br />

bekannt gewordenen Künsten der antiken Kulturvölker noch als eine<br />

weit zurückliegende gelten darf, kam man mit einer absoluten Schei-<br />

dung der beiden Grundtypen von einander nicht mehr aus. Dies ist<br />

auch den Forschern nicht entgangen, die sich bisher der Mühe unter-<br />

zogen haben den altegyptischen Denkmälern vom kunsthistorischen<br />

Standpunkte aus näherzutreten; doch wagte Niemand an der Stich-<br />

haltigkeit der Scheidung selbst zu rütteln. Bezeichnend hiefür ist die<br />

Haltung von G. Perrot, dem wir doch bisher die einzige wahrhaft<br />

wissenschaftliche Gesammtbearbeitung der altegy ptischen Kunstgeschichte<br />

verdanken. Auch dieser Forscher wusste sich keinen Rath, wenn er<br />

z. B. Papyrusprofile von Glockenform, aber mit dreiblättrigem Lotus-<br />

kelch versehen, vorfand; er behalf sich in solchem Falle mit der aus-<br />

weichenden Bezeichnung: Wasserpflanzen 5 ), womit sowohl Lotus als<br />

Papyrus gemeint sein konnte. Ich war geneigt mir den Sachverhalt<br />

so zu erklären, dass in der Kunst des Neuen Reichs eine auch<br />

vielen anderen Motiven nicht zu verkennende Tendenz zur ornamen-<br />

talen Behandlung der überkommenen Symbole allmälig zu einer Ver-<br />

mengung des Lotus- mit dem Papyrustypus geführt haben mochte. Dies<br />

hätte freilich auch eine Vermengung der beiden Symbole in der religiösen<br />

Anschauung der Egypter des Neuen Reichs zur Voraussetzung haben<br />

müssen, und darin lag für mich das Unbefriedigende meiner eigenen<br />

Erklärung, weil aus den bisherigen Arbeiten der Egyptologen kein<br />

Zeugniss für eine solche Wandlung der religiös-symbolischen Begriffe<br />

zu ersehen war.<br />

W. G. Goodyear 6 ) war es nun, der die Frage jüngst in der Weise<br />

zur Entscheidung gebracht hat, dass er die Identificirung des Glocken-<br />

typus mit dem Papyrus als auf einem Irrthume beruhend nachweist,<br />

und denselben ebenso für den Lotus in Anspruch nimmt wie den Typus<br />

5 ) Histoire de l'art dans l'antiquité I. S. 845 Fig. 586.<br />

6 ) The grammar of the lotus, a new history of classic ornament as a<br />

development of sun worship. London, Sampson Low, Marston & Co. 1891.<br />

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