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Der geometrische Stil.

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46 Die Anfänge des Pflanzenornaments etc.<br />

Strauch, oder selbst als niedriges Zierblumengewächs, sondern vielmehr<br />

deren einzelne Theile, Blüthe oder Blatt, die man zu Symbolen ver-<br />

wendet hat. Wir werden sehen, dass solche Theile schon in den<br />

ältesten Denkmälern der egyptischen Kunst mehrfach bis zur Unkennt-<br />

lichkeit stilisirt gewesen sind; trotz ihrer Verwendung in gegenständ-<br />

lichem Sinne trugen sie somit bereits damals in sich den sicheren Keim<br />

späterer ornamentaler Bedeutung und Fortbildung.<br />

<strong>Der</strong> künstlerisch wichtigste, weil vollendetste Theil eines Pflanzen-<br />

gebildes ist die Blüthe mit ihrer farbenprächtigen Krone, die sich in<br />

der Regel aus dem Kelche strahlenförmig entwickelt. Die Vorstufe zur<br />

Blüthe bildet die in der Regel spitz zulaufende und darum zur Bekrö-<br />

nung geeignete Knospe; der dritte wichtige Theil ist das Blatt. Die<br />

Frucht tritt dagegen im ältesten Symbolismus und daher auch in der<br />

ältesten Ornamentik merklich zurück; die nächstliegende Erklärung für<br />

diese bemerkenswerthe Thatsache mag zum Theil vielleicht darin zu<br />

suchen sein, dass die Frucht wegen ihrer wenig gegliederten, oft<br />

asymmetrischen Form sich der künstlerischen Nachbildung nicht sonder-<br />

lich empfahl.<br />

Ein sehr wichtiges Element in der Pflanzendarstellung, insbesondere<br />

mit Rücksicht auf die spätere ornamentale Entwicklung, ist endlich der<br />

Stiel. Durch den Stiel wird es nämlich erst möglich die einzelnen<br />

Blüthen, Knospen und Blätter untereinander in Verbindung zu setzen;<br />

diese Verbindung ist aber hinwiederum die Vorbedingung für eine<br />

zusammenhängende Ausfüllung sei es bandartiger Streifen, sei es decken-<br />

artiger Flächenfelder mit vegetabilischen Motiven. <strong>Der</strong> Stiel tritt uns<br />

nun in der altegyptischen Kunst überwiegend nicht als ein der Wirklich-<br />

keit nachgezeichnetes Gebilde, sondern als ein lineares, <strong>geometrische</strong>s<br />

Element entgegen. Dadurch war er von vornherein befähigt, alle die<br />

geschwungenen und gerollten Formen anzunehmen, die den rein geo-<br />

metrischen, aus Curven gebildeten Conflgurationen zu Grunde liegen.<br />

Hiernach erscheint der Stiel als ein ganz besonders wichtiger Faktor<br />

für die zunehmend ornamentale Ausgestaltung der ursprünglich gegen-<br />

ständlich-symbolischen Pflanzenmotive. So werden wir frühzeitig in<br />

der altegyptischen Kunst Verbindungen von Blüthen und Blättern<br />

mittels der Stiele beobachten können, wie sie in der Natur an den<br />

betreffenden Pflanzen keineswegs vorkommen, und nur als eine Ver-<br />

quickung <strong>geometrische</strong>r Kunstformen mit vegetabilisch-gegenständlichen<br />

aufgefasst werden können.<br />

Unsere Aufgabe wird es also sein innerhalb eines jeden <strong>Stil</strong>es den<br />

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