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Der geometrische Stil.

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45 Die Anfänge des Pflanzenornaments etc.<br />

selben — wie wir annehmen dürfen — bis zu dem Zeitpunkte ihrer<br />

Berührung mit der egyptisehen Kultur kein eigenes vegetabilisches<br />

Schmuckmotiv, so lernten sie nunmehr eines kennen, das sie sich fürder<br />

entweder im Handel erwerben oder selbst kopirend nachbilden konnten.<br />

Aus der eigenen Flora ein Motiv sich mit Mühe heraus zu stilisiren,<br />

daran hat wohl Niemand gedacht, sobald er ein fertiges Motiv von an-<br />

derer Seite her empfing 3 ). Aus dem gleichen Grunde gebrauchen wir<br />

doch heute noch in unserer dekorativen Kunst überwiegend die über-<br />

lieferten antiken Motive, obzwar wir Ornamentzeichner und Entwerfer<br />

besitzen, wie sie das Alterthum gar nicht gekannt hat 4 ).<br />

Die Altegypter haben, so viel wir sehen, zuerst eine monumentale<br />

Kunst ausgebildet, und für die übrigen Völker des Alterthums deren<br />

Geschichte parallel mit derjenigen des pharaonischen Egypten läuft,<br />

beginnt die Kunstgeschichte mit dem Momente, in dem sie in eine nähere<br />

Beziehung zur egyptisehen Kunst getreten sind. Dieser Moment lässt<br />

sich zwar nicht in einem Falle genau zeitlich bestimmen; aber die<br />

Thatsaclie selbst lässt sich kaum mehr bestreiten, angesichts der fun-<br />

damentalen Verbreitung, welche gerade die typischen dekorativen<br />

Formen der egyptisehen Kunst bei den übrigen ältesten Kulturvölkern<br />

des Alterthums gefunden haben. Damit ist auch die grundlegende Be-<br />

deutung, die wir den altegyptisehen Pflanzenmotiven für alle nach-<br />

folgende Pflanzenornamentik einräumen müssen, genügend charakterisirt.<br />

Aus dem Gesagten folgt aber noch nicht, dass wir alle durch die<br />

altegyptisehen Denkmäler überlieferten Darstellungen vegetabilischen<br />

Inhalts in unsere Betrachtung werden einbeziehen müssen. In der<br />

gegenständlichen egyptisehen Kunst finden wir vielfach Nachbildungen<br />

von Pflanzen, namentlich von Bäumen (Tell-el-Amarna), denen augen-<br />

scheinlich keine symbolische Bedeutung beigelegt wurde und an die<br />

sich daher auch keine ornamentale Fortbildung geknüpft hat. Ueber-<br />

haupt ist es nicht so sehr die Pflanze als Ganzes, als Baum oder als<br />

3 ) Man braucht also gar nicht, wie Goodyear thut, einen religiösen Symbolismus,<br />

sei es den Sonnenkult oder einen anderen zu Hilfe zu rufen, um<br />

die Verbreitung altegyptischer Kunstmotive in der ganzen frühantiken Welt<br />

zu erklären. Hierzu genügt allein schon der im Menschen allmächtige Trieb<br />

des Nachahmens, Nachbildens, Nachformens.<br />

4 ) Das bewusste Heranziehen der heimischen Flora zu dekorativen.<br />

Zwecken ist ein echt moderner Zug, und charakterisirt in ganz besonderem<br />

Maasse die Art unseres heutigen Kunstschaffens ; nichtsdestoweniger beherrschen<br />

noch heute der Akanthus und die klassischen Blüthenprofile alle<br />

vegetabilische Ornamentik. 5<br />

Rie gl, <strong>Stil</strong>frejen,<br />

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