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Der geometrische Stil.

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Die Anfänge des Pflanzenornaments etc.<br />

stereotyp gewordene äussere Form, die Ausführung in verschiedenen<br />

Materialien, alles dies trägt dazu bei, das betreffende Symbol dem<br />

Menschen vertraut und dessen Anblick bis zu einem gewissen Grade<br />

unentbehrlich zu machen. <strong>Der</strong> naive Glaube der Alten kam diesem<br />

Process ganz besonders zu Hilfe. Man trug das Symbol auf den<br />

Kleidern, den Gerätken, überhaupt auf Dingen, die Einem möglichst<br />

oft zu Gesichte kamen. Es gab fast keinen Gegenstand im Haushalte<br />

der alten Egypter, an dem sie nicht den Lotus angebracht hätten. Die-<br />

jenigen Völker, die die Symbole von den Egyptern übernahmen, waren<br />

in ihrer Anschauung von denselben — nach dem freien Gebrauche, den<br />

sie in der Regel davon gemacht haben, zu schliessen — nicht mehr<br />

von den gleichen hieratischen Vorstellungen befangen. Die symbolische<br />

Bedeutung des Lotus lockert sich zusehends bei Assyrern, Phönikern,<br />

Griechen; die Summe der ganzen Entwicklung erscheint gezogen in der<br />

hellenistisch-römischen Kunst, deren dekorativer Apparat zum aller-<br />

grössten Theile im letzten Grunde von dem altorientalischen Symbo-<br />

lismus bestritten ist. Nur haben die Griechen aus diesem letzteren mit<br />

ihrem vollendeten Sinn für das Kunstschöne bloss jene Motive ausge-<br />

wählt, die in der That einer künstlerischen Fortbildung und Ausge-<br />

staltung fähig waren 2 ).<br />

Dafür, dass die bezüglichen Pflanzenmotive wenigstens zum über-<br />

wiegenden Theile schon von Haus aus die Befähigung zu einer künst-<br />

lerischen Ausgestaltung an sich trugen, war von der altegyptischen<br />

Kunst selbst genügend vorgesorgt. Schon von Seiten dieser ersten<br />

pflanzenbildenden Kunst erhielten die pflanzlichen Vorbilder bei der<br />

Übertragung auf die Fläche (mittels des Relief en creux wie mittels<br />

der Malerei) die nothwendige <strong>Stil</strong>isirung. Das inaassgebende Postulat<br />

bei dieser letzteren war wiederum die Symmetrie. Das Motiv hatte zwar<br />

um seiner gegenständlichen Bedeutung willen Darstellung gefunden,<br />

aber diese Darstellung selbst erfolgte unter strenger Berücksichtigung<br />

derjenigen primitiven künstlerischen Postulate, die schon dem rein deko-<br />

rativen, dem blossen Bedürfniss des Schmückens dienenden Kunstschaffen<br />

zu Grunde gelegen waren. Die Altegypter selbst mussten das künst-<br />

lerisch durchgebildete Symbol zugleich als Schmuck empfunden haben.<br />

Umsomehr die auf niedrigerer Kulturstufe verharrenden Völker, die im<br />

Laufe der Zeit mit diesen Symbolen bekannt wurden. Besassen die-<br />

-) So die Palmetten, Sphingen, Kentauren, nicht aber die thierhäuptigen<br />

Götter, die Skarabäen u. dgl.<br />

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