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Der geometrische Stil.

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43 Die Anfänge des Pflanzenornaments etc.<br />

wegungslosen Pflanzenwelt nahm, wodurch wir uns die spätere Einführung<br />

der Pflanze in die bildende Kunst hauptsächlich zu erklären<br />

haben werden.<br />

Eine weitere Frage, die sich sofort beim Beginne dieses Capitels<br />

aufdrängt, lautet dahin, ob die ältesten Kunstdarstellungen vegetabi-<br />

lischen Inhalts als Ornamente gedacht waren oder ob dieselben um<br />

einer ihnen innewohnenden gegenständlichen (hieratischen, symbolischen)<br />

Bedeutung willen zur Ausführung gelangt sind? Letztere Annahme<br />

würde zur Voraussetzung haben, dass wir für den Menschen, der zuerst<br />

Pflanzenformen nachgebildet hat, eine vorgeschrittenere Kulturstufe an-<br />

nehmen müssten, — eine Kulturstufe, welche über das blosse elemen-<br />

tare Bedürfniss des Schmückens (S. 22) in der Kunst bereits wesentlich<br />

hinausgekommen war. Und in der That, wenn wir erwägen, dass überall<br />

dort, wo wir einen zwar alterthümlichen, aber fertigen und geschlossenen<br />

Kulturzustand näher kennen gelernt haben, bildende Kunst und Re-<br />

ligion augenscheinlich in engsten Wechselbeziehungen zu einander ge-<br />

standen sind, werden wir von einem gewissen, freilich nicht mehr näher<br />

zu bestimmenden Zeitpunkte an, den Anstoss zu weiteren Versuchen in<br />

einer wahrhaft „bildenden", d. h. körperliche Naturerscheinungen nach-<br />

empfindenden und wiedergebenden Kunst, nicht mehr allein auf einen<br />

immanenten Schmückungs- und plastisch-imitativen Gestaltungstrieb,<br />

(wie bei den aquitanischen Troglodyten?), sondern auch ganz wesentlich<br />

auf religiöse d. h. gegenständliche Beweggründe zurückführen dürfen.<br />

Die ältesten Darstellungen vegetabilischer Motive, die wir heute kennen,<br />

finden sich auf Kunstwerken aus der Zeit des Alten Reiches von Egypten.<br />

Bei dem eminent gegenständlichen Charakter, welcher aller altegyptischen<br />

Kunst und insbesondere derjenigen, die uns in den Gräbern aus dem Alten<br />

Reiche entgegentritt, eigen gewesen ist, werden wir auch die bezüglichen<br />

Pflanzendarstellungen nicht als blosse Ornamente, sondern als religiöse<br />

Symbole aufzufassen haben. Um ihrer selbst willen dürften wir die-<br />

selben somit in dem Capitel über das Pflanzenornament unberück-<br />

sichtigt lassen. Wenn wir trotzdem die Betrachtung der altegyptischen<br />

Pflanzenmotive zum Ausgangspunkte unserer gesammten Darstellung<br />

machen, so geschieht dies um der nachfolgenden rein ornamentalen Ent-<br />

wicklung willen, die sich nachweislich an diese Motive geknüpft hat.<br />

Jedes religiöse Symbol trägt in sich die Prädestination, um im Laufe<br />

der Zeit zu einem vorwiegend oder lediglich dekorativen Motive zu<br />

werden, sobald es nur die künstlerische Eignung dazu besitzt. Die<br />

fortgesetzte überaus häufige Anwendung, die infolge ihrer Heiligung<br />

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