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Der geometrische Stil.

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57 <strong>Der</strong> Wappenstil.<br />

lieh, class der Weber jeden Faden einzeln zwischen die Kettfäden ge-<br />

schlungen und möchte fast meinen, es sei dies eher mit der Nadel als<br />

mit dem Schiffchen geschehen. Wenn man so etwa mehr Handarbeit<br />

als Fabrikation in der Herstellung der Gewebe erkennt, wird man auch<br />

über die vielen Unregelmässigkeiten nicht erstaunt sein." Es war eben<br />

noch nicht so lange her, dass die Seide ausserhalb der ostasiatischen<br />

Kulturwelt verarbeitet wurde; keinesfalls reichen unsere Nachrichten<br />

darüber in die Zeiten der altorientalischen Monarchien zurück. Ein<br />

ununterbrochener technischer Zusammenhang zwischen einer vermeint-<br />

lichen altassyrischen und der nachweisbaren sassanidisclien Seidenkunst-<br />

weberei lässt sich somit nicht herstellen; nach stilhistorischer Seite liegt<br />

aber dazwischen die Ausbreitung der hellenistischen und römischen<br />

Antike, die — allerdings unter unmittelbarer Berührung mit den alt-<br />

orientalischen Künsten entstanden und herangebildet — ihrerseits wieder<br />

insbesondere die Luxuskünste im Oriente durchaus in ihre Einfluss-<br />

sphäre zu ziehen gewusst hat.<br />

Das Princip des Wappenstils, die absolute Symmetrie hat in der<br />

späten Antike überhaupt eine sehr maassgebende Rolle gespielt, Avas<br />

vielleicht mit der sinkenden Schaffenskraft im Kunstleben dieser Zeit<br />

zusammenhängt, da die hellenistische Kunst noch die relative Symmetrie<br />

in der Dekoration beobachtete, und die Langweiligkeit der absoluten<br />

Symmetrie nach Möglichkeit vermied. Es ist daher nicht recht zu ver-<br />

stehen, warum uns das wappenartige Ornamentationssystem der sassa-<br />

nidischen Seidenstoffe so fremdartig asiatisch, so ganz und gar nicht-<br />

abendländisch erscheinen soll. Wenn die Beherrschung der Anfangs<br />

so schwierigen Technik der Kunstweberei bereits am Ausgange der<br />

Antike rasche Fortschritte gemacht zu haben scheint, so ist dies wohl<br />

aus der zwingenden Notwendigkeit zu erklären, die man empfunden<br />

haben musste, für das eben zur vorherrschenden Geltung gelangte neue<br />

Rohmaterial, die Seide, auch die passendste Technik auszubilden, wofür<br />

sich aus anderwärts 10 ) von mir erörterten Gründen die antike Wirkerei<br />

durchaus nicht empfahl. Für die Seidenkunstweberei hatte nun das<br />

zur damaligen Zeit wieder allgemein verbreitete Ornainentationssystem<br />

des Wappenstills allerdings jene grossen Vorzüge, auf die auch Curtius<br />

hingewiesen hat, und wohl aus diesem Grunde, nicht einer vermeint-<br />

lichen assyrischen TextilÜberlieferun g halber, finden wir das genannte<br />

Dekorationsschema, an den Seidenstoffen von spätantiker Zeit (Fig. 5) an<br />

10 ) Bei Bucher, Geschichte der technischen Künste III. 361 f.<br />

http://rcin.org.pl

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