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Der geometrische Stil.

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34<br />

<strong>Der</strong> Wappenstil.<br />

Berechtigung als Teppiclistil zu bezeichnen, miisste man erst nach-<br />

weisen, dass sie zuerst auf Teppichen angewendet worden ist. Lässt<br />

man aber gemäss unseren Ausführungen im 1. Capitel den gänzlich<br />

unbewiesenen aprioristischen Lehrsatz fallen, wonach die ältesten<br />

Flächenverzierungen auf textilem Gebiete zu Stande gekommen sein<br />

müssten, so kann man heute eine Geschichte der Flächenornamentik<br />

schreiben, in welcher den einzelnen Zweigen der Textilkunst kein be-<br />

deutsamerer Platz eingeräumt ist, als etwa der Wandmalerei, der Gra-<br />

virung und Emaillirung u. s. w. Wir könnten daher die Streifendeko-<br />

ration mit ebenso gutem, wahrscheinlich aber mit besserem Rechte<br />

als Schnitzereistil oder Gravirstil bezeichnen, weil der Mensch mittels<br />

dieser Techniken gewiss mindestens ebenso früh bereits Flächen ver-<br />

ziert hat, als er dies mittels der Teppichweberei gethan haben kann.<br />

Was dagegen die symmetrische Gruppirung von je zwei Thieren<br />

u. dgl. um ein gemeinsames Mittel anbelangt, so lässt sich Curtius 4 )<br />

hierüber vernehmen, er sei durch sassanidische Gewebe dazu gelangt,<br />

auch diesen Wappenstil nicht minder wie den Teppichstil auf die Webe-<br />

kunst zurückzuführen. Den Beweis dafür erblickt er darin, dass auch<br />

der Bunt Wirker (worunter offenbar der Kunstweber gemeint ist) aus<br />

technischen Gründen eine öftere Wiederholung des Musters braucht<br />

und anderseits die Fläche möglichst auszufüllen trachtet, um an der<br />

Rückseite keine langen Fäden flott liegen zu lassen, und auch die kost-<br />

baren Einschlagfäden möglichst nach vorne zu bringen. In ganz ähn-<br />

licher Weise finde man aber an orientalisirenden Thonwaaren und<br />

Metallarbeiten frühgriechischer Herkunft einerseits die wappenartige<br />

4 ) In den Abh. der Beri. Akad. 1879 S. 23. — <strong>Der</strong> verehrte Nestor der<br />

an glänzenden Vertretern und Erfolgen so reichen Berliner archäologischen<br />

Schule möge verzeihen, wenn ich mich hier auf Abhandlungen beziehe, deren<br />

Verfassung nun schon eine beträchtliche Reihe von Jahren zurückliegt, und<br />

die heute vielleicht nicht einmal mehr seinen eigenen Anschauungen völlig*<br />

entsprechen. Aber dieselben haben, wie die seitherige Literatur lehrt, in der<br />

klassischen Archäologie allenthalben Schule gemacht, und so bleibt mir nichts<br />

anderes übrig, als mich auf denjenigen Autor zu beziehen, der die Sache<br />

zuerst vor die Öffentlichkeit gebracht hat. Übrigens wird Jeder aus dem<br />

Context meiner Ausführungen in diesem und dem vorigen Capitel entnehmen,<br />

wie ich von der Einsicht durchdrungen bin, dass u. a. auch die von Curtius<br />

aufgestellte Lehre vom Teppichstil und Wappenstil im allgemeinen Zuge der<br />

Zeit begründet war, und dass es dem so vielbewährten Forscher unter diesem<br />

Hinblick nur zum Verdienst angerechnet werden kann, dass er einmal die<br />

vollen Consequenzen gezogen hat, da man nur auf diesem Wege zu einer<br />

weiteren Klärung der Anschauungen gelangen konnte.<br />

http://rcin.org.pl

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