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Der geometrische Stil.

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<strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

Linie und zu planimetrischen Combinationen derselben nach den Regeln<br />

von Rhythmus und Symmetrie gelangt war, lässt sich ganz gut einsehen,<br />

warum man gerade diese zunächst mit überwiegender Vorliebe zur<br />

Flächenverzierung verwendet hat. Diese Combinationen waren eben<br />

weit leichter hervorzubringen als Schattenrisse von Thier und Mensch.<br />

Für letztere war übrigens immer noch Platz im plastischen Kunstschaffen.<br />

Aber auf den zahlreichen, insbesondere keramischen Geräthen und Ge-<br />

lassen, deren eine steigende Civilisation bedurfte, mochte man sich gerne<br />

mit einfacheren, leichter darstellbaren Verzierungen begnügt haben, und<br />

dies waren die <strong>geometrische</strong>n, wie sie erst der ritzende Griffel und dann<br />

vollends leicht der malende Pinsel auf die Thonvasen brachte. Erst<br />

die nächste grosse Stufe der kunsthistorischen Entwicklung brachte<br />

den Menschen dazu, den <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong> zu verlassen oder doch auf<br />

die gewöhnlichste Dutzendwaare zu beschränken. Diese nächste Stufe<br />

ist bekanntlich u. a. besonders charakterisirt durch das Aufkommen<br />

pflanzlicher Ornamentmotive. Da ist es nun unter Hinblick auf das<br />

vorhin Gesagte überaus lehrreich zu sehen, dass man sofort, nachdem<br />

einmal die Pflanze unter die Zierformen aufgenommen war, sich beeilt<br />

hat, dieselbe (Lotus!) zu geometrisiren, offenbar um der Vortheile willen,<br />

die eine planimetrische Gestaltung bei der technischen Durchführung<br />

und künstlerischen Verwerthung mit sich brachte. Anscheinend noch<br />

früher als das Pflanzenbild hat das Thier- (und Menschen-) Bild sich<br />

eine gelegentliche Umsetzung in den <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong> gefallen lassen<br />

müssen. Dass diese Umsetzung keineswegs immer nur ein Produkt<br />

der Noth, ein Ausfluss der Ohnmacht, Besseres zu schaffen, gewesen ist,<br />

lehren zur Genüge die vorhin betrachteten Leistungen der Troglodyten,<br />

bei denen das Thier- wie das Menschenbild unter unverkennbarem Be-<br />

streben, der realen Erscheinung in der Silhouette möglichst nahezu-<br />

kommen, entworfen ist. Die <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>isirungen von Mensch<br />

und Thier sind also wohl ursprünglich bewusste Umsetzungen dieser<br />

Figuren in das lineare Schema gewesen, ebenso wie die <strong>geometrische</strong>n<br />

Ornamente bewusste Combinationen der Linie nach den Gesetzen von<br />

Symmetrie und Rhythmus. Darum ist es auch verfehlt, wenn man —<br />

wie es häufig zu geschehen pflegt — geometrisirte figürliche Dar-<br />

und die grossen universalen Fragen vorläufig ruhen zu lassen, scheint mir<br />

auf ethnographischem Gebiete, wo bisher nur wenig und ziemlich systemlos<br />

in Dingen, die die Kunst betreffen, gearbeitet wurde, der einzig richtige.<br />

Seine in dem citirten Aufsätze niedergelegten Forschungsergebnisse erscheinen<br />

mir daher auch sehr beachtenswerth.<br />

http://rcin.org.pl

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