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Der geometrische Stil.

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<strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

soll in einer Zeit wie der mykenisehen, die Metalle zu inkrustiren ge-<br />

wusst hat, Raum sein für eine nachahmende Übertragung von Formen<br />

und Ornamenten von den Produkten des primitivsten Kunsthandwerks?<br />

Und auf die mvkenische Kunst folgt erst das Dipylon! Selbst wenn<br />

sich zur Evidenz nachweisen liesse, dass die bezüglichen Formen und<br />

Ornamente nur auf geflochtenen Körben in die Welt gekommen sein<br />

konnten, mtisste ein so zähes atavistisches Festhalten an denselben in<br />

der Keramik von der supponirten Primitivzeit bis in die glänzenden<br />

Jahrhunderte mykenischer Kultur wunderbar erscheinen. Wir haben<br />

aber „Korbflechtmotive" auf Beinschnitzereien eines Volkes gefunden,<br />

dem die Textilkunst augenscheinlich fremd und nicht Bedürfniss war,<br />

und ebenso haben wir auf dem Wege rein spekulativer Schlüsse ge-<br />

funden. dass die planimetrischen Liniencombinationen nach den Regeln<br />

des Rhythmus und der Symmetrie nicht erst des materiellen Anstosses<br />

einer geflochtenen Matte bedurften, um in die Welt zu kommen.<br />

Wenn ich also bekennen darf, dass Kekulé's Ausführungen<br />

wenigstens in dem beschränkten Ausmaasse, in dem sie bisher in die<br />

Öffentlichkeit gedrungen sind, mich nicht überzeugt haben, so bin ich<br />

doch weit davon entfernt, den aufklärenden Fortschritt der in den be-<br />

züglichen Untersuchungen Kekulé's liegt, nicht in aller gebührenden<br />

Bedeutung zu würdigen. „Man hat öfter das Vorhandensein eines Zier-<br />

formenschatzes angenommen, welcher freilich vorwiegend technischen<br />

Ursprunges sei und hauptsächlich auf die Technik der Weberei, eben-<br />

falls auch auf die des Flechtens und Stickens zurückweise. Dazu<br />

kommt dann die Bronzetechnik und aus diesen verschiedenen Techniken<br />

entsteht eine verwirrende Zahl einzelner Ornamente und Ornament-<br />

systeme, welche als Erbtheil einzelner Volksstämme oder irgendwie<br />

sonst nach und nach zu einem abstrakten Formenschatz zusammen-<br />

getragen werden und zu beliebiger Verwendung bereitstehen. Dieser<br />

abstrakte Formenschatz soll dann ganz äusserlich nach Belieben auf<br />

den Überzug der Thongefässe übertragen worden sein." Die Verur-<br />

theilung der zwanzigjährigen Technikenjagd, die in diesen Worten<br />

Kekulé's liegt, bedeutet den namhaftesten Fortschritt auf diesem Gebiete<br />

der klassischen Archäologie, der seit dem Tage gemacht worden ist, da<br />

Conze uns über die Bedeutung der „<strong>geometrische</strong>n" Klasse unter den<br />

frühgriechischen Vasen zum erstenmale aufgeklärt hat.<br />

Es bleibt noch die Frage zu beantworten, warum denn gerade an<br />

den Produkten der textilen Techniken, der Flechterei und der Weberei,<br />

das bloss <strong>geometrische</strong> Muster, die linearen Verzierungen sich so hart-<br />

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