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Der geometrische Stil.

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27 <strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

Korbflechten ist es z. B. etwas Natürliches, dass man den runden, oben<br />

offenen, nach unten sich verengenden Haupttheil kleiner wiederholt<br />

und, ihn umstülpend, als Fuss verwendet; dass man ihn ein zweites<br />

Mal wiederholt und mit einem aus Bastenden gewundenen Knopf ver-<br />

sehen als Deckel oben aufsetzt — für den Töpfer liegt an sich kein<br />

Grund vor, gerade diese Formen zu wählen." Dem gegenüber ist erstens<br />

zu bemerken, dass mit einem Fussring versehene Vasen eine höhere<br />

Standfähigkeit besitzen als solche ohne Fussring, also das Vorhanden-<br />

sein dieses letzteren am Korb wie an der Vase durch einen unmittelbar<br />

gegebenen praktischen Zweck gefordert war. Zweitens, dass es zwar<br />

für uns schwer hält, uns heute in den Gedankengang des primitiven<br />

Töpfers hineinzufinden, dass es aber nicht minder schwer hält, sich<br />

auszudenken, wie er den Deckel anders, auf eine dem Töpfer natür-<br />

lichere Weise hätte machen sollen. Ebenso wenig einleuchtend ist mir<br />

die darauffolgende Bemerkung, dass „auf die flachrundlichen Henkel-<br />

formen welche z. B. bei den altböotischen Schalen auffällig sind, kein<br />

Töpfer je selbständig gekommen sein kann."<br />

Soweit von den Formen der ältesten Vasen in ihrem Verhältnisse<br />

zu den Körben. Was aber uns im vorliegenden Falle noch mehr in-<br />

teressirt, das ist die Ableitung der gangbarsten Ornamentmotive der<br />

Vasen von Korbflechtmotiven. Leider sind Kekulé's diesbezügliche<br />

Ausführungen im Einzelnen noch kargere als hinsichtlich der Formen.<br />

„Bei vielen Henkeln weist das Ornament schon äusserlich ganz unzwei-<br />

deutig auf den Ursprung hin." Das ist noch die speciellste Bemerkung<br />

im ganzen Berichte; man hat dabei offenbar an die in gewundener<br />

Strickform plastisch modellirten oder in ähnlicher Weise bemalten<br />

Henkel, zu denken, wie sie sich mehrfach, aber keineswegs an den aller-<br />

frühesten, wirklich prähistorischen Vasen, z. B. auf den Schnabelkannen<br />

und anthropoidenGefässen, vorfinden. Dass gelegentliche Uebertragungen<br />

von einem Gebiete auf das andere möglich waren und stattgefunden<br />

haben mögen, wird auch kein Besonnener in Abrede stellen ; aber die-<br />

selben sind eher das Produkt einer reiferen, raffinirteren, mit dem Reich-<br />

thum der technisch zu bewältigenden Formen spielenden Kunst, als das<br />

imitative Nothprodukt einer aus den Anfängen sich emporringenden<br />

Kunstübung. Und hier muss ich dasselbe wiederholen, was ich schon<br />

früher (S. 15) nachdrücklich hervorgehoben habe: fast das gesammte<br />

Vasenmaterial, das uns heute zur Verfügung steht und das auch Kekulé<br />

zum Substrat seiner Untersuchungen gedient hat, ist ein verhältniss-<br />

mässig spätes, mit der Urzeit sich gar nicht mehr berührendes. Wie<br />

http://rcin.org.pl

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