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Der geometrische Stil.

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<strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

mir zunmthete einen Korb zu flechten. Auch dürfen die Körbe, die da<br />

zum Beweise herangezogen werden, nicht so ohne weiteres als „Urkörbe",<br />

als Erzeugnisse einer primitiven Korbflechterei angesehen werden. Es<br />

giebt eine Kunst-Korbflechterei ebenso wie eine Kunstkeramik; dieser<br />

Kunst-Korbflechterei mit ihren schrägen und complicirten, durchaus<br />

nicht rein durch die Technik bedingten Verflechtungen gehören wohl<br />

auch die von Kekulé angeführten exotischen Korbflechtereien an, deren<br />

Schönheit und <strong>Stil</strong>gefühl er gewiss mit Recht rühmt. Aber nehmen<br />

wir in der That an, dass die Menschen früher Körbe geflochten als<br />

Thongefässe geformt hätten. Hatte man sich bei der Bereitung dieser<br />

letzteren in der That bloss an Körbe als Vorbild zu halten, oder lagen<br />

nicht andere Vorbilder zu dem Zwecke näher? Thongefässe dienten<br />

zum Unterschiede von den Körben namentlich zur Fassung und Aufbe-<br />

wahrung flüssiger Stoffe. Die Vorbilder hiefür in der Natur und aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach die Vorläufer in dieser Funktion waren die<br />

hohle Hand und Fruchtschalen, wodurch man von vornherein auf rund-<br />

liche Formen hingewiesen war, ohne dass es hiefür der Analogien der<br />

Körbe bedurft hätte. Schon die Handsamkeit erforderte beim Thon-<br />

gefäss die Rundung, all dies natürlich vor der Erfindung der Dreh-<br />

scheibe, die vollends aus der Rundung ein „technisches" Postulat ge-<br />

macht hat. Bei Körben waren sogar viereckige Formen viel natürlicher<br />

als beim Thongefäss. Hier ist der Punkt, wo ich es bedauere, dass der<br />

mir vorliegende Sitzungsbericht Kekulé's Gedanken nur so auszugs-<br />

weise wiedergiebt. Wenn da gesagt wird: „im Material des Thones sind<br />

gerade so gut andere zweckentsprechende Gefässformen denkbar, als<br />

die, welche gewählt und ausgebildet worden sind, und die ästhetischen<br />

Ausdeutungen, welche man versucht hat, reichen zur Erklärung nicht<br />

aus", so kann ich dem gegenüber auch nur im Allgemeinen bemerken,<br />

dass gerade die bezügliche Partie aus Semper's <strong>Stil</strong>, auf welche im<br />

Obigen offenbar angespielt ist, mir immer noch als eines der überzeu-<br />

gendsten Capitel seines Werkes gilt, namentlich um des Umstandes<br />

willen, dass von Semper hiebei keineswegs bloss „ästhetische Ausdeu-<br />

tungen" versucht, sondern auch das statische Erfahrungsmoment in<br />

recht sinnfälliger und überzeugender Weise berücksichtigt worden ist.<br />

Zweifellos hat Kekulé bei der Enunciation des obigen Satzes ganz be-<br />

stimmte Beobachtungen im Auge gehabt, von denen es höchst er-<br />

wünscht wäre, dass er sie in vollständigerem Maasse zur allgemeinen<br />

Kenntniss brächte. Denn die zwei einzigen Beweispunkte die er daselbst<br />

vorbringt, sind unschwer zu entkräften. Es heisst nämlieh weiter: „Beim<br />

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