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Der geometrische Stil.

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23 <strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

bildern bedeckt, gedient haben, deren man eine ganze<br />

Anzahl in den Höhlen gefunden hat? Hier begegnen<br />

wir bereits der Reihung als elementarem Kunstgesetz,<br />

und nicht erst bei den regelmässigen Fadenkreuzungen<br />

der Textilkunst, die der Höhlenmensch noch nicht ge-<br />

braucht hat, weil ihm das Bedürfniss darnach augen-<br />

scheinlich noch mangelte. Und das Gleiche gilt von<br />

der Symmetrie. Es ist schon Lartet und Bertrand auf-<br />

gefallen, dass auf einem Geräthe, das ersterer für einen<br />

Marklöffel hält, sich symmetrisch vertheilte Relieforna-<br />

mente finden 10 ). Aber wir begegnen an den Erzeug-<br />

nissen des aquitanischen Höhlenmenschen auch solchen<br />

Verzierungen, die reiner Rhythmus und abstrakte Sym-<br />

metrie sind, d. h. den linearen Verzierungen des geo-<br />

metrischen <strong>Stil</strong>s.<br />

Wir gewahren auf gravirten Rennthierknochen die<br />

Zickzacklinien (Fig. 3) 11 ), das sogen. Fischgrätenmuster,<br />

dieses letztere mit der rhythmisch bereicherten Variante,<br />

dass beiderseits Lagen von je drei Stricheln miteinander<br />

alterniren, netzartig gekreuzte Linien (das scheinbar<br />

textilste aller Muster), gereihte liegende Kreuze u. a. m.<br />

Da haben wir es offenbar nicht mit Abschreibungen aus<br />

der Natur zu thun: es sind rein ornamentale Gebilde,<br />

bestimmt eine gegebene Fläche zu verzieren. Die Be-<br />

stimmung war dictirt von dem gleichen Schmuckbedürf-<br />

niss oder horror vacui, wie die Thierbilder. Zu beachten<br />

bleibt aber hiebei, dass diese <strong>geometrische</strong>n „Muster"<br />

den Thierbildern an Zahl beträchtlich nachstehen. Wer<br />

diese Bevorzugung des Thierbildes nicht für zufällig<br />

halten will, dem muss sich schon daraus eine Priorität<br />

der Entstehung desselben gegenüber den <strong>geometrische</strong>n<br />

„Mustern" und die überwiegend plastische Tendenz des<br />

Fig. 3.<br />

Marklöffel aus<br />

Rennthierknochen,<br />

mit gravirten<br />

Verzierungen.<br />

Laugerie Basse.<br />

10 ) La Gaule avant les Gaulois 66: . . . „porte des ornements en relief<br />

disposés symmétriquement et d'un très bon goût".<br />

n ) Die bisherigen Publikationen haben den <strong>geometrische</strong>n Verzierungen<br />

dieser Höhlenfunde begreiflichermaassen weit weniger Beachtung geschenkt,<br />

als den verblüffenden plastischen Gebilden. Unsere Fig. 3 giebt das verhältnissmässig<br />

beste unter den im Diction, arch, de la Gaule publicirten Stücken<br />

wieder: unter den Funden selbst befinden sich aber weit besser und strenger<br />

gezeichnete Muster, als das vorliegende flüchtige Zickzack.<br />

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