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Der geometrische Stil.

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21 <strong>Der</strong> g-eometvische <strong>Stil</strong>.<br />

Bevor wir aber das Wesen dieses Triebes näher zu bezeichnen<br />

suchen, empfiehlt es sich, bei dem geschilderten Entwicklungsgang der<br />

Flachverzierung aus dem Plastischen noch einen Augenblick zu ver-<br />

weilen, um darzuthun, dass damit eigentlich gar nichts so Unerhörtes<br />

vorgebracht wurde.<br />

Eine Bestätigung für das Gesagte bietet nämlich einmal auch das<br />

Studium der altegyptischen Kunst, d. i. jener Kunst, die weiter als<br />

irgend eine andere unter den antiken Künsten in die verflossenen Jahr-<br />

tausende der Menschheit hinaufreicht. In bemaltem Relief en creux sind<br />

die Bildwerke in den Gräbern des alten Reiches ausgeführt; erst in der<br />

Kunst des mittleren Reiches, in den Felsengräbern von Beni Hassan be-<br />

gegnen wir reinen figürlichen Flachmalereien, wenngleich der Übergang<br />

zu den letzteren schon im alten Reiche sich vorbereitet hat. Aber auch<br />

die Betrachtung der Kunstgeschichte im Allgemeinen lässt sich zur Be-<br />

stätigung heranziehen: Seit den Tagen des Phidias ist die Skulptur<br />

niemals mehr zur gleichen Blütlie gediehen, weil schon seit hellenistischer<br />

Zeit immer ein mehr oder minder starkes malerisches Element in der<br />

Skulptur sich geltend gemacht hat, und zwar entsprechend dem allge-<br />

meinen Zuge der Zeit und ihrer Kunst mit eiserner Naturnothwendig-<br />

keit sich geltend machen musste. Dass es auf diesem Wege keine Umkehr<br />

giebt, dass Alles auf die Vervollkommnung der darstellungsfähigeren<br />

Malerei hindrängt, lehrt zur Genüge die moderne Kunstentwicklung.<br />

Die Techniken, welche an den Erzeugnissen der Troglodyton Aqui-<br />

taniens zu beobachten sind, gehören nicht specifisch dem sogen. Kunst-<br />

handwerk, sondern vielmehr der sogen, höheren Kunst (FiguraiSkulptur)<br />

an, wodurch freilich da.s Sinnlose und Ungerechtfertigte, das in dieser<br />

Scheidung vom wissenschaftlichen Standpunkte aus liegt, erst recht<br />

augenfällig wird. Das Gleiche bestätigt uns die Betrachtung des Inhalts.<br />

Wie schon erwähnt, handelt es sich hiebei vorwiegend um Reproduc-<br />

tionen von Naturwesen, nicht um bedeutungsarme „bloss ornamentale"<br />

Flächenfüllungen. Die Thiere, die dem Menschen zur Nahrung dienten,<br />

oder mit denen er im Kampfe lebte, hat er auf seinen Geräthen bildlich<br />

dargestellt: Rennthier, Pferd, Bison, Steinbock, Rind, Bär, Fisch. Auch<br />

ihn selbst, den Menschen, finden wir, sowohl gravirt als in Rundwerk,<br />

aber weit unbeholfener als die Thierbilder wiedergegeben: eine Erschei-<br />

nung die wir in primitiven Künsten allenthalben wahrnehmen können.<br />

Wenn man also bisher gewöhnlich die rein zwécklichen Techniken<br />

der Textilkunst an den ßeginn des menschlichen Kunstschaffens gestellt<br />

hat, so widersprechen dem die Höhlenfunde der Dordogne in der aller-<br />

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