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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 345<br />

scher Betrachtungsweise, wie sie z. B. de Vogüe gepflogen hat, nie-<br />

mals verlassen worden wäre.<br />

Die ornamentalen Blumentypen der persischen Teppiche un-<br />

mittelbar auf achämenidisch-persische oder assyrische Anfänge zu-<br />

rückzuführen, ist darum unstatthaft, weil sich zwischen diese und das<br />

saraceniselie Spätmittelalter eine ganz grundverschiedene Kultur- und<br />

Kunstschicht gelegt hat, bedingt durch das sieghafte Vordringen der<br />

hellenistischen Antike und die eigenthümlichen Fortbildungen in der<br />

sogen, byzantinischen Zeit. Aber selbst abgesehen von solchen all-<br />

gemeinen stilhistorischen Erwägungen, wird man die persische Teppich-<br />

blumistik schon deshalb nicht als unmittelbar autochtlione Abkommen-<br />

schaft altorientalischer Kunstformen gelten lassen können, weil das<br />

Substrat selbst — der orientalische Knüpfteppich — nichts schlechthin<br />

Altorientalisches ist"). Die allgemein verbreitete Meinung, dass der<br />

orientalische Teppich seit Urzeiten in Westasien in Gebrauch gewesen<br />

wäre, widerlegt sich durch die Beobachtung, dass der für die neueren<br />

Orientalen charakteristische Gebrauch des Teppichs an Stelle des Sitz-<br />

und Standmöbels im ganzen orientalischen Altertimm nicht nachzu-<br />

weisen ist, derjenige von solchen Möbeln aber feststeht.<br />

Auch dies ist charakteristisch für die seichte, schablonenhafte<br />

Art der Betrachtung auf diesem Gebiete, dass man die in den Schriften<br />

der Alten erwähnten orientalischen „Teppiche" schlechtweg für Knüpf-<br />

teppiche nahm, und es ganz überflüssig fand, diese Meinung an der<br />

Hand der bildlichen Darstellungen zu kontrolliren. Diese erweisen<br />

aber für den ganzen antiken Orient von der altpharaonisclien bis ein-<br />

schliesslich der achämenidisch-persischen Zeit den Gebrauch von Stuhl,<br />

Bettstelle und Tisch, dagegen kein einziges Mal einen Teppich an<br />

deren Stelle. Erst die in Folge ihres nomadenhaften Vorlebens an die<br />

Möbellosigkeit gewöhnten centralasiatischen Stämme turko-tartarisclier<br />

Abkunft, deren Vordringen und Sich festsetzen in Westasien fast die<br />

gesammte Geschichte des mittelalterlichen Orients ausfüllt, haben den<br />

Knüpfteppich mit sich gebracht und seinen so charakteristischen Ge-<br />

brauch im Westen eingebürgert. Wo die eingewanderten Nomaden-<br />

tribus bei ihrer ursprünglichen Lebensweise stehen geblieben sind,<br />

haben sie auch ihre heimische, primitiv-<strong>geometrische</strong> Verzierungsweise<br />

— abstrakte Symmetrie in Form von Linien-Kombinationen — in ihrer<br />

аэ ) Eingehender habe ich diesen entscheidenden Punkt besprochen in der<br />

österreichischen Monatsschrift für den Orient, Jänner 1892: Die Heimat des<br />

orientalischen Knüpfteppichs.<br />

http://rcin.org.pl

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