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Der geometrische Stil.

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344<br />

Die Arabeske.<br />

längst fertig und gegeben war, wenn in der That, wofür mehrfacher<br />

Anschein spricht, gegen Ende des Mittelalters eine naturalisirende<br />

Tendenz in gewissen Techniken und auf bestimmten lokalen Gebieten<br />

zum Durchbruch gekommen sein sollte. Mit weitaus besserem Grunde<br />

wird man aber die Erklärung der naturalisirenden Bildungen gleich<br />

Fig. 195 darin zu suchen haben, class, so wie in antiker (S. 240) und<br />

früh-mittelalterlicher (S. 289) Zeit auch in der vollentwickelten sara-<br />

cenischen Kunst, namentlich an einzelnen Techniken traditionell haftend,<br />

jederzeit zwei Strömungen der Pflanzenrankenornamentik, eine flache<br />

und eine plastischere, eine arabeske und eine naturalisirende, neben<br />

einander hergelaufen sind. Diese letztere wäre es sonach gewesen, die<br />

in direkter Linie von den spätrömischen in einander geschachtelten<br />

Akanthusblattkelchen zu den Kelchpalmetten auf den Teppichen der<br />

persischen Staatsmanufakturen des 16. Jahrh. geführt hat.<br />

Um den Ursprung der besprochenen naturalisirenden Blüthen-<br />

bildungen in der persischen Teppichknüpferei des 15. und 16. Jahrh.<br />

zu erklären, wurde vor Kurzem 98 ) auf die Idee Sir Georges Birdwood's<br />

zurückgegriffen, der die daran obwaltenden Beziehungen zu dem alt-<br />

egyptischen und altmesopotamischen Ornamentmotiv der Lotusblüthe<br />

zuerst literarisch zum Ausdruck gebracht hat. Dem betreffenden Autor<br />

ist es vermuthlich nicht bewusst geworden, dass er damit im Grunde<br />

nichts Anderes gesagt hat, als Avas ich schon in meinen „Altorientali-<br />

schen Teppichen", vernehmlich genug für denjenigen, der sich nicht<br />

der Mühe entschlagen hat, sich mit der Entwicklung der antiken<br />

Pflanzenornamentik vertraut zu machen, angedeutet habe. Darin sind<br />

wir eben gegenwärtig über den Standpunkt den noch Birdwood u. A.<br />

in den bezüglichen Fragen einnehmen mussten, hinausgeschritten, dass<br />

wir dasjenige, was jener geistreiche Forscher mehr intuitiv geahnt und<br />

als Endresultat künftiger Specialuntersuchungen verkündet hatte, nun-<br />

mehr mit einzelnen Zwischengliedern zu belegen, eine zusammen-<br />

hängende Entwicklungskette für die früher lose behaupteten Anhalts-<br />

punkte herzustellen, im Stande sind. Aber den von Birdwood, Owen<br />

Jones, de Vogüe und Anderen vor so langer Zeit ausgesprochenen<br />

Grundideen, soweit sie sich nach der angedeuteten Richtung bewegen,<br />

entgegenzutreten, wäre ic.h der Letzte; ja, ich stehe nicht an zu er-<br />

klären, dass es um unsere Erkenntniss mittelalterlicher Kunstgeschichte<br />

besser und reifer bestellt wäre, wenn die gerade Linie rein liistori-<br />

9S ) Im Jahrbuch der к gl. preuss. Kunstsammlungen XIII. 134.<br />

http://rcin.org.pl

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