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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 341<br />

Kleinen wiederholenden Kern legen sich änsserlich einige Blätter an,<br />

die von unten emporwachsen und in undulirender Bewegung, an die<br />

Fächer der gesprengten Palmette erinnernd, emporstreben. In die<br />

spitzen Winkel, die zwischen je zweien dieser Blätter einspringen,<br />

erscheinen zwickelfüllende Blätter mit akanthisirend behandelten Rän-<br />

dern eingesetzt. Wir wollen der Kürze halber für das ganze Motiv<br />

in seiner Grundform die Bezeichnung Kelchpalmette gebrauchen.<br />

Das eben erörterte Motiv kehrt noch mehrmals wieder. So in der<br />

Mitte einer jeden Wellenschwingung, wo die den Kern kelchförmig ein-<br />

schliessenden, ausgeschweiften Blätter an den Rändern gleichsam zu-<br />

sammengeklappt und akanthisirend behandelt sind. Ferner im<br />

Innern des zur Ecklösung verwendeten Spitzovals, liier umschlossen<br />

von einem äusseren Kranz von Blättern, die nicht minder fein aus-<br />

gezackte Ränder zeigen. Kehren wir aber zur Wellenschwingung<br />

zurück, so fällen daselbst neben der erwähnten Kelchpalmette noch<br />

zwei grössere, häufig wiederkehrende Bliithenmotive auf: oben ein<br />

flacher, ausgezackter, oblonger Teller, aus dem sich der Blütlienkolben<br />

erhebt: die sogen. Fächerpalmette, unten hingegen eine Kranzpalmette,<br />

die sich von der Kelchpalmette wesentlich dadurch unterscheidet, dass<br />

die den Kern umgebenden Blätter um denselben nicht kelchartig<br />

herumgeschlagen und in geschweifte Spitzen auslaufend, sondern<br />

gleich einem Kranz herumgereiht und in geraden Achsen geführt er-<br />

scheinen.<br />

Charakteristisch für diese Motive bleibt die eigentümliche <strong>Stil</strong>i-<br />

sirung der Blattränder. Und zwar muss dieselbe für ganz wesentlich<br />

angesehen worden sein, weil sie uns fast an allen den genannten Motiven,<br />

an dem einen mehr, an dem anderen minder scharf gezeichnet, entgegen-<br />

tritt. Um eine historische Erklärung dafür zu finden, liegt es am nächsten,<br />

die arabesken Blüthenmotive der vorhergehenden, mittelalterlichen Kunst<br />

heranzuziehen und zu untersuchen, ob es nicht diese gewesen sein<br />

könnten, aus denen jene oben beschriebenen „Palmetten", etwa unter<br />

dem Einflüsse einer gegen Ende des Mittelalters in der orientalischen<br />

Kunst aufgekommenen Neigung zur Naturalisirung, entstanden sein<br />

möchten. Aber auf Grund einer Betrachtung des typischen Arabesken-<br />

musters von Fig. 139 werden wir kaum in der Lage sein, daraus die<br />

naturalisirenden Palmetten jenes persischen Teppichs im Wege direkter<br />

künstlerischer Formen-Entwicklung und Umbildung abzuleiten. Es<br />

bleiben hiernach bloss zwei Möglichkeiten offen: entweder haben wir in<br />

den fraglichen Motiven etwas specifisch Persisches, das Produkt einer<br />

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