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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 339<br />

zu sein scheint, niemals zu dauernden Erfolgen geführt, wogegen die<br />

stiKsirten Palmetten-, Akanthus- u. s. w. Ornamente ihre ewige, klassische<br />

Bedeutung selbst noch in unserer modernen Zeit des Realismus bewahrt<br />

haben. Von der durch gewisse stilisirte Blüthenprojektionen, z. B. die<br />

Palmette, vorgezeichneten Linie der Entwicklung ist man in der Haupt-<br />

sache bis in die späteste antike Zeit (und sagen wir auch gleich, bis<br />

zum Spätmittelalter) nicht mehr abgewichen. Aus solcher Erwägung<br />

heraus ergab sich uns die Aufgabe, das spätantike Pflanzenranken-<br />

ornament mit der Arabeske zu verknüpfen, die dazwischenliegenden<br />

Entwieklungsphasen durch datirte Beispiele aufzuzeigen, und dies ist<br />

uns, trotz des fast absoluten Mangels an Vorarbeiten, hoffentlich auch<br />

gelungen.<br />

Was wir im Nachfolgenden noch zu sagen haben, betrifft an-<br />

scheinend bloss ein bestimmtes provincielles Gebiet innerhalb der<br />

grossen gemeinsaracenisehen Kunst. Aber schon die damit verknüpften<br />

Fragen von allgemeinerer Bedeutung mögen es rechtfertigen, wenn wir<br />

das Kapitel von der Arabeske mit der Erörterung einer Dekorations-<br />

weise von scheinbar bloss lokaler Bedeutung abschliessen.<br />

Es hat nämlich in der Kunst des saracenischen Orients auch eine<br />

Art von Pflanzenrankenornamentik gegeben, die man als eine natura-<br />

lisirende bezeichnen könnte. Die Denkmäler, auf denen sie uns er-<br />

halten ist, bestehen hauptsächlich aus Knüpfteppichen und aus Thon-<br />

fliesen, und als ihre Heimat wird überwiegend Per sien bezeichnet 91 ).<br />

Die Entstehungszeit der bezüglichen Denkmäler reicht zwar grossen-<br />

tlieils herab in die letzten drei Jahrhunderte, da europäischer Einfluss<br />

nicht bloss in der Türkei, sondern auch in Persien nachweislich breiten<br />

Eingang gewonnen hatte. Aber an einzelnen Beispielen lässt sich das<br />

naturalisirende Pflanzenrankenwerk bis in das 15. Jahrh. zurück ver-<br />

folgen.<br />

Fig. 195 zeigt ein Fragment sammt Eckstück von der Bordüre<br />

eines persischen Teppichs 92 ), dessen Entstehung aus stilistischen Gründen<br />

in das 16. Jahrh. verlegt wird. Das Grundschema der Rankenführung<br />

bildet die intermittirende Wellenranke, und zwar nach echt saracenischer<br />

91 ) Von der persisch-saracenischen durchaus abhängig ist die indische<br />

Pflanzenranken-Ornamentik; den Thatbestand umzukehren, wie auch schon<br />

geschehen ist, war abermals nur möglich unter der Herrschaft des Vorurtheils<br />

von einer wesentlich autochthonen Entwicklung aller ornamentalen Künste.<br />

9J ) Abgebildet in dem vom к. k. österr. Handelsmuseum herausgegebenen<br />

Prachtwerke: Orientalische Teppiche Taf. II.<br />

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