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Der geometrische Stil.

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Die Arabeske.<br />

Werde- und Ausbildungsprocess derselben von einheitlichem Gesichts-<br />

punkte aus darzustellen. Auf die lokale Provenienz des jeweilig ge-<br />

wählten Beweismaterials wurde wenig Gewicht gelegt; zum überwiegen-<br />

den Theile wurde dasselbe entlehnt von den Denkmälern in Kairo, wo<br />

sich — offenbar Dank dem unvergleichlichen Klima — die reichste<br />

und unversehrteste Auswahl davon erhalten hat. Zweifellos hat es<br />

aber auch lokale Sonderentwicklungen gegeben, und Aufgabe der<br />

weiteren Forschung wird es nun sein, den Differenzirungen in den<br />

geographisch so weit verstreuten Gebieten der Islamvölker nachzu-<br />

gehen, und das Trennende zwischen den einzelnen festzustellen. Aber<br />

ich wiederhole es — unsere Aufgabe war nach der entgegengesetzten<br />

Seite gelegen: es galt erst einmal den historischen und genetischen<br />

Zusammenhang in der Entwicklung des Pflanzenrankenornaments seit<br />

antiker bis in die neuere Zeit aufzuzeigen, und zu diesem Behufe die<br />

gemeinsamen grossen Gesichtspunkte, nicht die trennenden kleinen<br />

Varianten, liervorzusuclien und festzustellen.<br />

Diese Aufgabe glauben wir nun gelöst zu haben durch die Er-<br />

bringung des Nachweises, dass die ausgebildete fertige Arabeske, wie<br />

sie uns an kairenischen Kunstwerken vom Anfange des 15. Jahrh.<br />

entgegentritt, in ihren scheinbar <strong>geometrische</strong>n Motiven einen unver-<br />

kennbaren Kern von pflanzlicher Bedeutung birgt. Unsere Unter-<br />

suchung in dem vorhergehenden, dritten Kapitel dieses Buches hat aber<br />

ergeben, dass die Pflanzenornamentik seit dem für uns überhaupt kon-<br />

trollirbaren Beginn menschlichen Kunstschaffens einen streng historischen<br />

Gang eingehalten hat. Nachdem einmal in Folge etwelcher für uns<br />

nicht mehr bestimmbarer — vernmthlich gegenständlich symbolischer<br />

— Gründe das pflanzliche Element in die Dekoration eingeführt worden<br />

war, haben die Kulturvölker die in historischer Reihenfolge die künst-<br />

lerischen Errungenschaften ihrer Vorfahren übernahmen und weiter-<br />

bildeten, in Bezug auf das Pflanzenornament immer bloss an die ihnen<br />

von ihren Vorgängern überlieferten Typen angeknüpft, und dieselben<br />

ihrerseits nach eigenem Kunstermessen ausgestaltet und ihren Nach-<br />

folgern hinterlassen. Ein willkürliches Hineingreifen in das natürliche<br />

Pflanzenreich behufs Schaffung von Ornamenten 89 ) hat erstlich in dem<br />

Ausmaasse, wie es gewöhnlich angenommen zu werden pflegt, über-<br />

haupt niemals stattgefunden, oder wo dies dennoch 90 ) der Fall gewesen<br />

Also — was wiederholt betont wurde — nicht in gegenständlicher<br />

Bedeutung.<br />

90 ) Etwa in der mykenischen oder in der hellenistisch-römischen Kunst.<br />

http://rcin.org.pl

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