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Der geometrische Stil.

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326<br />

Die Arabeske.<br />

"von figürlichen Typen religiöser Bedeutung nicht entsagen wollte oder<br />

konnte.<br />

Im 9. Jahrh. fanden wir an den Stuckornamenten der Moschee des<br />

Ibn Tulun zu Kairo die ersten Spuren einer Differenzirung saracenischer<br />

und byzantinischer Ornamentik; doch muss die bezügliche Entwicklung<br />

zunächst eine sehr langsame gewesen sein, da wir sie noch fast hundert<br />

Jahre später an Elfenbeinschnitzereien nur um Geringes weiter fortgeschritten<br />

angetroffen haben. Ja man darf vermuthen, dass, wenn<br />

erst unsere Kenntniss der byzantinischen Ornamentik auf ein grösseres<br />

und umfassenderes Material gestellt sein wird, die Differenzpunkte<br />

zwischen der byzantinischen und saracenischen „Arabeske" sich eher<br />

noch mehr vermindern, der gemeinsame Entwicklungsgang für beide<br />

sich noch um ein Stück weiter herab verfolgen lassen wird 75 ). Erst im<br />

12. Jahrh., wie wir sehen werden, tritt uns die saracenische „Arabeske"<br />

ziemlich fertig entgegen, erscheinen die verschiedenen charakteristischen<br />

Züge, welche den Begriff der Arabeske zusammensetzen, nicht bloss<br />

vereinzelt, sondern in ihrer Gesammtheit neben einander vertreten und<br />

in Folge dessen die Beziehungen zur klassischen Rankenornamentik<br />

nicht mehr so unmittelbar zu Tage tretend. Ob zwar wir also — wie<br />

Eingangs gestanden wurde — einen genauen Zeitpunkt für die<br />

Trennung der byzantinischen und der saracenischen Entwicklung<br />

in der mittelalterlichen Rankenornamentik heute noch nicht lixiren<br />

können, so werden wir dieselbe doch im Allgemeinen in das 10. und<br />

11. Jahrh. verlegen dürfen, welcher weit gespannte Zeitraum sich aus<br />

dem Grunde rechtfertigt, als der bezügliche Process in den weit ausgedehnten<br />

Gebieten, über welche sich die Herrschaft des Islam im Laufe<br />

der Zeit erstreckt hat, gewiss nicht einen gleichmässigen, sondern einen<br />

zeitlich sehr verschiedenen Gang genommen haben muss.<br />

Die ornamentalen Elemente, an welchen sich die raschere und<br />

somit von der strengbyzantinischen verschiedene Entwicklung auf<br />

saracenisckem Boden vollzogen hat, müssen nothwendigermaassen diejenigen<br />

gewesen sein, bis zu denen die gemeinsame Entwicklung im<br />

Osten des Mittelmeeres, im christlich byzantinischen wie im saracenischen,<br />

zuletzt geführt hatte.<br />

Ist nun der Trennungspunkt nach dem eben vorhin Gesagten im<br />

10. und 11. Jahrh. zu suchen, so werden wir dem uns aus dieser Zeit<br />

75 ) Schon die Beispiele bei Stassoff a. a. 0. Taf. 120—124 lassen diesen<br />

Eindruck recht überzeugend gewinnen.<br />

http://rcin.org.pl

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