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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 321<br />

bilden vorgestellt haben. Muss da nicht die Bedeutung dieser Gebilde<br />

bei ihren Schülern, den Saracenen, wenigstens ursprünglich, noth-<br />

wendigermaassen die gleiche gewesen sein?<br />

An Fig. 174 konnten wir wahrnehmen, dass das Akanthusblatt<br />

darin nicht bloss zur <strong>Stil</strong>isirung des Halbpalmettenfächers — also in<br />

seiner traditionellen historischen Funktion — verwendet erscheint,<br />

sondern auch zur Gliederung der Voluten, die als Halbkelch am An-<br />

sätze einer jeden solchen Akanthus-Halbpalmette — gleichfalls einem<br />

traditionell-historiscüen Schema zufolge" — angebracht wurden, und<br />

endlich zur Zusammensetzung der grösseren Blüthenmotive selbst,<br />

in welche die Ranken frei endigen. Diese umfassende Anwendung des<br />

Akanthusblatts müsste uns in einer Kunst, deren Ziele auf das Abstrakte,<br />

Symmetrisch-Schematische gerichtet waren, Wunder nehmen, wenn sie<br />

in diese Kunst neu aufgenommen wäre. Sie ist aber nicht minder ein<br />

überkommenes Erbstück aus der späten Antike. Hier ist die Stelle,<br />

um auf die Rolle, die der Akanthus als vegetabilisches Einzelmotiv in<br />

der spät-antiken und früh-mittelalterlichen Kunst gespielt hat, näher ein-<br />

zugehen : erstlich um gewisse typische Formen der saracenischen Kunst<br />

zu erklären, zweitens um der Frage willen, wohin denn das weitaus<br />

wichtigste Ornamentmotiv der Antike — eben der Akanthus — im<br />

mittelalterlichen Orient gekommen ist? — eine Frage, die man sich<br />

bisher noch gar nicht vorgelegt zu haben scheint, da man eben unter<br />

dem lähmendem Drucke der allverbreiteten Meinung stand, dass für<br />

die Erscheinungen auf dem Gebiete der Ornamentik das Kausalitäts-<br />

gesetz keineswegs unbedingt geltend gemacht werden dürfte.<br />

<strong>Der</strong> Ausgangspunkt liegt auch hiefür wieder in der ausgebildeten<br />

hellenistischen Kunst. Fig. 177 zeigt die Reliefverzierung einer steinernen<br />

cylinderförmigen Ara aus Pompeji 71 ). Das Ornament trägt alle charak-<br />

teristischen Züge der hellenistischen Dekorationskunst. Die mit einer<br />

Schleife umwundenen Embleme des Herkules repräsentiren die unver-<br />

meidliche Götter- und Heroensage, aber v in spielender dekorativer Be-<br />

handlung, trophäenartiger Zusammenstellung; dahinter zwei gekreuzte<br />

Zweige, die nach abwärts divergiren und mit den von beiden Seiten ent-<br />

gegenkommenden Zweigen unten zu Festons verknüpft werden. Wir ahnen<br />

zwar den kreisförmigen Schwung der ornamentalen Ranke, sehen aber<br />

nur knorrige blätterbesetzte Zweige. Soweit athmet alles Naturalismus.<br />

Wenn wir aber dasjenige, womit die Zweige belaubt sind, in's Auge<br />

71 ) Niccolini, Descriz. gener. XCVI.<br />

http://rcin.org.pl

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