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Der geometrische Stil.

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320<br />

Die Arabeske.<br />

Ranke, welche in der zuletzt erörterten Halbpalmette endigt, entsendet<br />

kurz vorher einen unfreien Halbblattfächer, der die Hauptranke durch-<br />

schneidet und mit einem gleichartigen Gegenüber in symmetrischer<br />

Paarung zusammentritt, so wie wir es zu wiederholten Malen an Halb-<br />

palmetten beobachtet haben, die zu gesprengten Palmetten zusammen-<br />

traten. Dieses echt „arabeske" Motiv tritt gleich den früher erwähnten<br />

in der Gesammtwirkung nur deshalb zurück, weil die akanthisirende<br />

Bildung der Details den Eindruck vornehmlich beherrscht.<br />

Da die Inschrift des Kästchens (Fig. 175) den Namen eines spani-<br />

schen Khalifen nennt, so erscheint die Herkunft desselben aus spanisch-<br />

Fig. 176.<br />

maurischem Kunstgebiet ziemlich sichergestellt. Da<br />

ist es nun gewiss lehrreich zu sehen, dass die christ-<br />

lich-spanische Kunst sich der gleichen <strong>Stil</strong>isirung des<br />

Akanthus bediente Den Nachweis hiefür möge Fig. 176<br />

bieten. Wir sehen da einen gerade aufgesprossten<br />

Stamm, von dem rechts und links in symmetrischer<br />

Paarung je zwei Akanthushalbblätter abzweigen. Die<br />

Blätter zunächst dem Stamme sind deutlich voluten-<br />

artig eingerollt, aber ebenso wie die übrigen Blatt-<br />

theile fein gefiedert. Die Bekrönung bildet eine fünf-<br />

spaltige Palmette, die von den zwei Halbfächern einer<br />

gesprengten Palmette eingerahmt erscheint, Die akan-<br />

thisirende Bedeutung ist auch hier durch die tiefen<br />

Einziehungen zwischen den einzelnen Blattgliedern<br />

sichergestellt, und die Konturen durchweg in der gleichen feinen Weise<br />

gefiedert, wie in Fig. 174 und 175, und ausserdem von einer glatten<br />

Umrisslinie umzogen, worin wir mindestens kein unsaracenisches Mo-<br />

ment zu erkennen vermögen. Endlich zeigt auch der fünfblättrige<br />

Fächer, aus dem der Stamm emporwächst, die erörterte akanthisirende<br />

Behandlung.<br />

Fig. 176 ist entlehnt aus dem Codex Vigilanus im Escurial, und<br />

zwar von einem Blatte mit bildlichen Darstellungen, deren Beischriften<br />

im paläographischen Charakter noch stark kursive Elemente aufweisen<br />

und daher nicht unter das 9. Jahrh. herabgerückt werden können, und<br />

somit gewiss jünger sind, als die Kästchen Fig. 174 und 175. Was aber<br />

der Fig. 176 besondere Wichtigkeit verleiht, ist die Beischrift „arbor",<br />

die bei ihren Wiederholungen mehrfach wiederkehrt. Es ist also sozu-<br />

sagen der „Idealbaum", den sich die spanischen Miniaturisten der<br />

Karolingischen Zeit unter solchen mit Akanthusblättern besetzten Ge-<br />

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