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Der geometrische Stil.

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318 Die Arabeske.<br />

zwischen Pyrenäen und Hindukusch nicht anders geschehen konnte.<br />

Gewiss wird man beim weiteren Verfolgen der Geschichte der saracenischen<br />

Kunst dazu gelangen, bestimmte lokale Gruppen genau zu<br />

unterscheiden und zu charakterisiren. Heute handelt es sich noch<br />

darum, das Einheitliche in dem ganzen Entwicklungsgange aufzuzeigen,<br />

das seine — einzig mögliche — Wurzel in der gemeinsamen spätantikbyzantinischen<br />

Kunst hatte, d. h. in jener Kunst, die in allen diesen<br />

über drei Welttheile sich erstreckenden Ländern beim Aufkommen<br />

des Islam die herrschende gewesen ist.<br />

Erörtern wir nun kurz die vorhin fixirten, specifisch-saracenischen<br />

Motive an Fig. 174. Es ist dies erstlich die Einrollung der Hauptranke<br />

zu einem Polygon mit teilweise sphärischen Seiten. Dasselbe<br />

dient als Rahmen einer Konfiguration von zwei einander doppelt überschneidenden<br />

Rankenzweigen. Besonders charakteristisch ist dabei<br />

die untere Durchschneidung, die in der Weise geschehen ist, dass die<br />

daran ansetzenden Halbblätter eine Art Vollblatt bilden. Die Blüthenmotive<br />

sind aus akanthisirenden Blättern gebildet und zeigen zweierlei<br />

Typen: in einander geschachtelte zwei Kelche mit krönendem, palmettenfächerartigem<br />

Blatt, oder (innerhalb des Kielbogens) seitwärts gekrümmte<br />

lange Fächer über einem Kelch aus kreisförmig eingerollten<br />

Voluten. Die Ableitung dieser Blüthenformen wird uns weiter unten<br />

des Besonderen beschäftigen.<br />

Vorerst wollen wir aber noch ein zweites Elfenbeinkästchen<br />

(Fig. 175) in Betracht ziehen, woran so nahe Beziehungen zu dem<br />

datirten Stück Fig. 174 zu beobachten sind, dass wir beiden wohl ungefähr<br />

die gleiche Zeitstellung einzuräumen gezwungen sind. Die<br />

deutlich antikisirende Bildung des Akanthus und das Fehlen des Polygons<br />

von Fig. 174 scheinen zwar geeignet, uns in Fig. 175 eher eine<br />

frühere Entwicklungsstufe erblicken zu lassen; das Gleiche gilt von den<br />

Spiralranken, die aus den Halbpalmetten am oberen Rande der Vorderwand<br />

gleichsam zwickelfüllend hervorbrechen. Aber anderseits fehlt<br />

es auch wieder nicht an Punkten, welche den „saracenischen" Charakter<br />

von Fig. 175 recht deutlich machen. So die vielfachen Verschlingungen<br />

(namentlich am Deckel), die Durchschneidungen von<br />

Blättern und Ranken und die <strong>Stil</strong>isirung der einzelnen Blattmotive.<br />

In den Gabelungen rechts und links vom Schlossbeschlag auf der<br />

Vorderwand erscheinen ganze Akanthusblätter eingesetzt, mit einer<br />

Einziehung in der Mitte: es ist dies die leibhaftige saracenische Gabelranke<br />

(Fig. 138, 139 a, b). Hinsichtlieh der betonten Einziehung in<br />

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