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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 313<br />

Schwierigkeiten an den Rändern zur Folge hatte. Die pompejanische<br />

Kunst hatte es aber auch zu Wege gebracht, einen Ausgleich zu finden<br />

zwischen dem <strong>geometrische</strong>n Grundschema und der Neigung für eine<br />

nicht<strong>geometrische</strong> Füllung: indem sie entsprechend stilisirte vege-<br />

tabilische Motive dazu verwendet hat, um damit geometri-<br />

sche Kompartimente zu bilden. <strong>Der</strong> Beweis liegt vor auf einer<br />

mosaicirten Säule im Neapeler Museum (Fig. 171) 66 ): das Rautennetz<br />

ist durch Blüthenkelche hergestellt, die auf gerade Diagonallinien auf-<br />

gereiht sind; an den Durchkreuzungsstellen sitzen Rosetten mit vier<br />

kreuzweise davon ausgehenden dreispaltigen Blüthenprofilen, als Fül-<br />

lungeft dienen gleichfalls Rosetten, wofür<br />

auch der Grund klar zu Tage liegt: die<br />

Rosette zeigt nämlich die symmetrischeste,<br />

und daher <strong>geometrische</strong>ste Projektion, in<br />

der sich überhaupt Blumen darstellen<br />

lassen.<br />

Die Wichtigkeit, die das eben erörterte<br />

pompejanische Flächenmuster innerhalb der<br />

Gesammtgeschichte der Ornamentik bean-<br />

spruchen darf, kann nicht genug betont<br />

werden. Es liegt uns hiemit ein vollkom-<br />

mener unendlicher Rapport vor, bestritten<br />

durch vegetabilische Motive in der ent-<br />

sprechenden Auswahl und <strong>Stil</strong>isirung. Zum<br />

ersten Male tritt uns hier dieses Schema<br />

entgegen, das späterhin in der saraceni-<br />

schen Dekoration, insbesondere in der Ornamentik von Teppichen<br />

und Fliesen von so übermächtiger Bedeutsamkeit geworden ist: halbe<br />

Blumenprofile an den Rändern, die sich in der Phantasie zu ganzen<br />

ergänzen und somit das Muster in's Unendliche fortspinnen lassen.<br />

Wie überraschend dieses Beispiel uns innerhalb der pompejanischen Orna-<br />

mentik entgegentritt, wird erst recht klar, wenn man sich vergegen-<br />

wärtigt, wie peinlich die Römer noch in viel späterer Zeit darauf ge-<br />

sehen haben, vegetabilische Ornamente in der Komposition als untheil-<br />

bares Ganzes zur Anschauung zu bringen. Als solches typisches Beispiel<br />

für römische Flächendekoration mittels vegetabilischer Ornamentmotive<br />

diene Fig. 172 67 ).<br />

Fig. 171.<br />

Mosaizirter Säulenschaft<br />

aus Pompeji.<br />

66 ) Niccolini, Descriz. gen. LXIII.<br />

67 ) Desgodetz, Les édifices antiques de Rome, Temple du Jupiter tonnant III.<br />

http://rcin.org.pl

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