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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 311<br />

die zwar sämmtlich von <strong>geometrische</strong>r Grundform, aber untereinander<br />

nicht gleich sind, sondern verschiedene Konfigurationen darstellen:<br />

Dreiecke, Quadrate, Rauten, Sechsecke, deren je mehrere zusammen<br />

sich zu einer grösseren Konfiguration höherer Ordnung (Zwölfecken,<br />

Sternen) zusammenfassen lassen. Es sind dies die direkten und<br />

nächstverwandten Vorläufer der saracenischen Polygonal-<br />

ornamentik mittels eckig gebrochener Bänder. Nur wollte sich der<br />

klassisch-antike Kunstsinn mit bloss <strong>geometrische</strong>n Konfigurationen<br />

nicht gern begnügen: wir sehen daher in die einzelnen Sechsecke u. s. w.<br />

in Fig. 169 kleine ornamentale Motive — in diesem Falle allerdings<br />

von sehr einfacher, fast <strong>geometrische</strong>r Grundform — eingesetzt. Und<br />

selbst diese haben schon genügt, um den unendlichen Rapport an den<br />

Rändern zu stören, zu trüben: die besagten Füllmotive waren eben<br />

nicht so absolut <strong>geometrische</strong>r Natur, oder — was dasselbe ist — sie<br />

waren nicht so symmetrisch komponirt, um sich nach Bedarf einfach<br />

halbiren zu lassen. Und damit haben wir auch den Hauptgrund be-<br />

rührt, warum der unendliche Rapport bei den Römern niemals zu einer<br />

so maassgebenden Rolle gelangen konnte wie später im Mittelalter:<br />

der Römer wollte sich nicht mit bedeutungslosen <strong>geometrische</strong>n Füllseln<br />

begnügen, er wollte das Figürliche nicht missen.<br />

<strong>Der</strong> Belege für das eben Gesagte lassen sich noch mehrere auf-<br />

zählen. Haben wir es in Fig. 169 an den Rändern immerhin noch mit<br />

leidlich für sich abgeschlossenen <strong>geometrische</strong>n Kompartimenten zu<br />

thun gehabt, so sind in einem anderen Falle 64 ) die das Rautennetz<br />

bildenden Spitzovale an den Rändern etwa in Dreiviertellänge abge-<br />

schnitten, nur damit die schwebenden Eroten und Bacchantinnen und<br />

die graciösen Blumenzweige innerhalb der von je vier Spitzovalen ein-<br />

geschlossenen sphärisch-quadraten Kompartimente vollständig zur Dar-<br />

stellung gebracht werden konnten. Man opferte lieber den unendlichen<br />

Rapport und die Reinheit des ornamentalen Grundplans, als dass man<br />

den Gebrauch der dekorativen Figuren eingeschränkt hätte.<br />

Einen überaus wichtigen Schritt zur Vervollkommnung dieser<br />

reicher variirten Flächendekoration nach <strong>geometrische</strong>m Grundschema<br />

bedeuten jene Deckenverzierungen (Fig. 170) 65 ), an denen kreisförmige<br />

und sphärisch-polygonale Kompartimente mit einander abwechseln,<br />

und durch verschlungene Bänder unter einander verbunden erscheinen.<br />

Bedarf es da noch eines weiteren Beweises für unsere Annahme, dass<br />

C4 ) Niccolini, Descriz. gener. XLVI.<br />

Cü ) Niccolini, Terme presso la porta Stabiana III, IV.<br />

http://rcin.org.pl

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