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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 309<br />

muster; in den <strong>geometrische</strong>n <strong>Stil</strong>en muss derselbe also schon früh-<br />

zeitig Anwendung gefunden haben. Damit kommen wir aber über die<br />

primitive Streifendekoration kaum wesentlich hinaus. Unser Interesse<br />

ań dem Schema beginnt erst recht von dem Augenblicke an, da man<br />

darin über die Verwendung bloss <strong>geometrische</strong>r Einzelmotive hinaus-<br />

geschritten ist. Dies ist — soviel wir sehen, zuerst — in den Decken-<br />

dekorationen des neuen thebanischen Reiches von Egypten der Fall<br />

gewesen. Das Gerippe derselben bilden zwar Spiralenverschlingungen,<br />

aber die Füllungen dazwischen sind vielfach animalischer oder vege-<br />

tabilischer Natur. An den Reproduktionen von Prisse d'Avenues 58 )<br />

lässt sich nun öfter nachweisen, dass z. B. eine füllende Palmette am<br />

Rande des Musters, wo dasselbe an die Bordüre stösst, bloss zur Hälfte<br />

dargestellt ist. Es giebt sich damit ziemlich unzweideutig der Gedanke<br />

kund, dass man sich jenseits dieses Durchschnitts die halbe Palmette<br />

zu einer vollen ergänzt, das Muster somit im unendlichen Rapport weiter-<br />

laufend zu denken hat. Doch bildete diese Art, das Muster an den<br />

Rändern, Säumen abzusetzen, wenn man nach Prisse's Abbildungen<br />

schliessen darf, keineswegs die Regel 59 ); eine endgiltige Entscheidung<br />

wäre wohl übrigens nur vor den Originalien zu treffen.<br />

Dass in der griechischen Dekorationskunst der unendliche Rapport<br />

keine entscheidende Rolle spielen konnte 60 ), wird Jedermann klar sein,<br />

nach demjenigen was wir im 3. Kapitel dieses Buches über Ziele und<br />

Tendenzen der griechischen Pflanzenornamentik kennen gelernt haben.<br />

So lange die griechische Kunst in ihrer langsam aber stetig zunehmen-<br />

den naturalisirenden Tendenz einen aufsteigenden Gang genommen<br />

hat, war darin für ein unendliches Pflanzenrankenmuster kein Raum.<br />

Erst von hellenistischer Zeit ab, als der naturalisirende Process seinen<br />

Höhepunkt erreicht hatte und die beginnende Reaction in einer vorerst<br />

leisen, dann stetig anwachsenden Neigung zum Schematisiren der nicht-<br />

<strong>geometrische</strong>n Ziermotive sich zu regen begann, dürfen wir überhaupt<br />

nach einem unendlichen Muster von nicht<strong>geometrische</strong>r Beschaffenheit<br />

in der antiken Kunst Umschau halten.<br />

58 ) Z. B. Ornementation des plafonds, postes fieuronnées 9.<br />

s9 ) Vgl. z. В. unsere Fig. 23, S. 69.<br />

60 ) Wohl aber findet sieb derselbe in der mykenischen Kunst: in Wandmalerei<br />

bei Schliemann, Tiryns Taf. XI, in Vasenmalerei ebenda Taf. XXVII.<br />

In letzterem Falle sind wohl die begrenzenden Polygone am oberen Rande<br />

halbirt, nicht aber die füllenden Motive von augenscheinlich vegetabilischer<br />

Herkunft. — Diese Dinge harren alle noch der genaueren Verfolgung.<br />

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