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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 307<br />

Fig. 167 bemerkten Komma - Schlitze, die wiederum jede Palmette<br />

etwa in zwei Theile theilen. Es drückt sich darin offenbar die Ten-<br />

denz zur Zweitheilung, Gabelung der ganzen Halbpalmette aus,<br />

deren Endresultat in der arabesken Gabelranke (Fig. 189a) vorliegt.<br />

Die beiden Rankenbänder, die für das eben beschriebene Füllungs-<br />

motiv den spitzovalen Rahmen bilden, theilen sich über dem Scheitel<br />

wieder, um abermals ein Spitzoval zu bilden, wovon in Fig. 168 bloss<br />

der untere Anfang sichtbar ist. In Folge des Zusammenlaufens der<br />

beiden Rankenbänder zwischen den beiden Spitzovalen mussten im Fries-<br />

streifen naturgemäss rechts und links segmentartige Zwickel entstehen.<br />

Man betrachte die — beiderseits im Gegensinne identische — Fül-<br />

lung dieser Zwickel. Bei näherem Zusehen ergiebt sich dieselbe als<br />

nichts Anderes, als die Hälfte des Füllungsmotivs, das wir im Spitz-<br />

oval angetroffen haben. Besser als es mit vielen Worten an den<br />

Einzelmotiven demonstrirt werden kann, drückt sich darin der schema-<br />

tische, antinaturalistische Zug aus, der schon diese werdende sarace-<br />

nische Rankenornamentik eharakterisirt. <strong>Der</strong> Künstler schaltet mit<br />

dem ursprünglich vegetabilischen, also bestimmten lebendigen Natur-<br />

gesetzen folgenden Motiv, wie mit einem leblosen, <strong>geometrische</strong>n: er<br />

theilt es, versetzt, es ganz nach Belieben, je nach dem Be-<br />

diirfniss des zu füllenden geometrisch-symmetrisch abgezirkelten Raumes.<br />

Andererseits vergleiche man die seitlichen Segmentfüllungen von<br />

Fig. 168 mit Fig. 167. Die ersteren erscheinen hienach als nichts An-<br />

deres, als blosse Ausschnitte aus einer fortlaufenden Wellenranke, als<br />

ein blosser Schössling dieser letzteren. <strong>Der</strong> einzige Unterschied besteht<br />

darin, dass in Fig. 168 entsprechend dem grösseren auszufüllenden<br />

Segmentraume die Palmette mehr in die Länge gezogen und in mehr<br />

Zacken gebrochen ist. Ziehen wir hieraus wiederum den Rückschluss<br />

auf die Füllung innerhalb des Spitzovals in Fig. 168. Dieselbe ist hie-<br />

nach auch nichts anderes, als die Verdoppelung jenes Schösslings der<br />

fortlaufenden Wellenranke Fig. 167 57 ). Diese Wahrnehmung ist doch ge-<br />

wiss nur geeignet den schematischen Eindruck zu verstärken, den wir<br />

soeben von dieser Art Rankenornamentik erhalten und hervorgehoben<br />

haben. Es drückt sich darin zugleich ein ganz wesentl ich es Grund-<br />

gesetz der Arabeskenbildung und der saracenischen Flächen-<br />

ornamentik überhaupt aus. Ein — wenn auch zusammengesetztes —<br />

b7 ) Jetzt erklärt sich uns aueh die wiederholt (S. 284, 303) konstatirte<br />

Neigung zwei Halbmotive zu einem symmetrisch aufgebauten Vollmotiv zusammentreten<br />

zu lassen.<br />

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