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Der geometrische Stil.

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306<br />

Die Arabeske.<br />

der Mühe dies zu thun überhoben durch den überraschenden Umstand,<br />

dass uns eine solche Uebersetzung in's Griechische an einer,<br />

später zu erörternden, echt saracenischen Holzschnitzerei des<br />

XII. Jahrhunderts vorliegt (Fig. 168a). Es ist daher auch gewiss<br />

nicht zufällig und am wenigsten als Entlehnung aus saracenischem<br />

Kunstbesitz zu erklären, wenn wir genau dem gleichen Motiv — eine<br />

gesprengte Palmette, deren Fächerhälften oben rankenartig sich fort-<br />

setzen, gegen das Innere umschlagen und endlich in ein gemeinsames<br />

Dreiblatt frei auslaufen — sehr häufig auch an byzantinischen Kunst-<br />

werken begegnen 56 ). Was das Gesammtmotiv in Fig. 168 so fremdartig<br />

„orientalisch" erscheinen lässt, ist weder die Rankenführung noch die<br />

Fig. 108.<br />

Stuckborde von der<br />

Moschee des Ibn Tulun<br />

zu Kairo.<br />

<strong>Stil</strong>isirung der Blüthenmotive, sondern vor Allem<br />

das Aufgehen dieser letzteren in der Ranke: auf<br />

den ersten Blick vermag Niemand zu erkennen,<br />

wo die Ranke aufhört und die<br />

Blüthe beginnt und umgekehrt,<br />

wogegen in der klassisch-anti-<br />

ken Ornamentik Ranke und fül-<br />

lende Palmettenfächer ursprüng-<br />

lich deutlich und klar geschie-<br />

den sind, und selbst noch in der<br />

byzantinischen Ornamentik die<br />

unfreien Akanthushalbblätter sich noch leidlich von<br />

der Ranke scheiden lassen. Die Saracenen haben<br />

eben konsequent und entschieden fortgebildet, was<br />

sie im Keime und zum Theil schon im Aufsprossen<br />

von den antiken Kulturvölkern übernommen haben:<br />

auch unter diesem Hinblick erscheint der Unterschied zwischen<br />

spätantiker und saracenischer Ornamentik bloss als ein<br />

gradueller, nicht als ein habitueller.<br />

Fig. 168 a.<br />

Betrachten wir noch die ausgezackten Halbpalmetten, die sich<br />

innerhalb des Spitzovals zu einer gesprengten Palmette ergänzen. Die<br />

ausladenden Zacken deuten wohl die einzelnen Blätter des Fächers an,<br />

aber die Blattrippen selbst sind nicht kenntlich gemacht; die glatte<br />

äussere Umrisslinie besorgen die das Spitzoval begrenzenden Ranken.<br />

Ferner zeigen die genannten Halbpalmetten wiederum die schon an<br />

56 ) Z. B. Stassoff, Ornement slave et oriental Taf. 124, 12. Aber keineswegs<br />

selten auch in der abendländischen Kunst des X.—XII. Jahrh.<br />

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