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Der geometrische Stil.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik. • 305<br />

fortlaufenden Rankenschösslings in eine entgegengesetzte Richtung,<br />

2. der Umstand, dass die durch das Volutenkelchblatt am unteren An-<br />

satz deutlich charakterisirte Palmette nicht die freie Endigung des<br />

Schösslings bildet, sondern denselben bloss durchsetzt. Wie aber<br />

diese beiden, scheinbar grundsätzlichen Unterschiede bereits im alt-<br />

griechischen Schema vorgebildet gewesen sind, beweist die in Fig. 167a<br />

gegebene Uebersetzung von Fig. 167 in's Antike. Die Ranke läuft hier<br />

nicht einheitlich fort, sondern theilt sich, und die Palmette ist blosse<br />

Zwickelfüllung 53 ). Die byzantinische Zwischenstufe finden wir in Fig. 160.<br />

Noch auf zwei Punkte, die uns an Fig. 167 bedeutsam entgegen-<br />

treten, muss die Aufmerksamkeit gelenkt werden. Erstlich auf die ausge-<br />

sprochene tropfenförmige Zwickelfüllung in den Winkeln, die durch<br />

die Abzweigung eines Hauptschösslings von der Hauptranke entstehen.<br />

Das Postulat der Zwickelfüllung, überaus mächtig in pharaonischer Zeit<br />

(S. 62), ist in Egypten auch im Mittelalter in bevorzugter Anwendung<br />

geblieben. Man vgl. hiefür namentlich die Beispiele aus koptischen<br />

Miniaturen, die Stassoff 54 ) gegeben hat: die weit ausladenden, ovalen<br />

Knöpfe in den Rankenzwickeln wirken daselbst geradezu unschön und<br />

anstössig. Das zweite, noch bemerkenswerthere Detail an Fig. 167 be-<br />

steht in den kommaähnlichen Schlitzen, durch welche jede Palmette<br />

oder vielmehr Halbpalmette zweigetheilt ist. Es drückt sich darin eine<br />

Unterteilung des durchsetzenden Blüthenmotivs aus, die neben der<br />

Gliederung der Blattperipherie in Zacken nebenherläuft. Inwiefern<br />

dieses Detail für die Fortentwicklung bedeutsam gewesen ist, wird sich<br />

sofort an einem geeigneteren Beispiele zeigen lassen.<br />

An Fig. 168 55 ) laufen die Ranken zu spitzovalen Konfigurationen<br />

zusammen. In das Innere der Spitzovale werden von unten zwei<br />

Ranken entsendet, die sich in zwei Halbpalmetten fortsetzen. Diese<br />

Halbpalmetten treten als Fächerhälften zu einer gesprengten Palmette<br />

zusammen, die aber nocht nicht freie Endigung ist, sondern eine blosse<br />

Durchsetzung der Ranken, die von den Spitzenden der beiden Fächer-<br />

hälften sich fortsetzend umschlagen und nach abermaligem Zusammen-<br />

schlüsse erst in ein Dreiblatt auslaufen, das nun eine definitive freie<br />

Endigung bildet. Auch für diese Art der Rankenführung fiele es nicht<br />

schwer, das nackte klassische Schema hinzuzuzeichnen. Wir sind aber<br />

53 ) Diese schematische Uebersetzung- ist übrigens für das Mittelalter auch<br />

monumental zu erweisen: Tragaltar in der Coli. Spitzer, Jvoires XIII.<br />

bi ) Ornement slave et oriental Taf. 132—185.<br />

55 ) Prisse а. а. О. 6.<br />

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